Kategorie: Kritiken

Dialog über die Zeiten hinweg

Suurhusen. Das war ein spannendes Konzert, bei dem Instrumente aus sehr unterschiedlichen Jahrhunderten sich freundschaftlich begegneten, gemeinsam miteinander in Wettstreit traten, sich umgarnten, miteinander dialogisierten, bestens miteinander klarkamen und dennoch letztlich ihrer angestammten Zeit und deren Musik erhalten blieben. Eine solche Zeitreise unternahmen Lucile Boulanger (Viola da Gamba und Lira da Gamba) und Christian Elin

Auf Entdeckungsreise

„Wat was dat moi“, seufzt eine Besucherin genussvoll, als die Lange Nacht der Gipfelstürmer im Rahmen der Gezeitenkonzerte nach fünfeinhalb Stunden zu Ende ist. Mittlerweile geht es auf Mitternacht zu, und die Gäste des Abends haben sich – satt von Musik – auf dem Weg nach Hause gemacht. Der Sonnabend (8. Juli) war wirklich reich

Sensibel durch Räume und Zeiten

Remels. Schön, wenn ein Musiker nicht nur zu spielen, sondern sein Programm auch zu kommentierten weiß. Wenn dieser Musiker Matthias Kirschnereit heißt, kann man zudem sicher sein, dass es Anmerkungen sind, die den Hörgenuss fördern. Denn der künstlerischer Leiter der Gezeitenkonzerte hat den Dreh raus, mit Anekdoten und Bildern angenehme Assoziationen hervorzurufen. So beurteilt der

Feuerwerk an Virtuosität

Rysum. Nicht Mozart, nicht Chopin, nicht Bach, nicht Beethoven – nein, Alexey Lebedev ergab sich der Musikermühe des täglichen Übens erst, als er sich näher mit den Kompositionen von Josef Haydn beschäftigte. Davon plauderte der Pianist, heute Professor an der Universität im koreanischen Busan, nach dem Abschluss des offiziellen Konzertes, das er anlässlich des 20-jährigen

Deklamatorische Entfaltung

Emden. In einem quasi intimen Rahmen vollzog sich am Freitagabend bei den Gezeitenkonzerten ein Abend um den Orpheus-Mythos. Es saß tatsächlich nur ein kleiner Kreis im Fährhaus am Borkumkai und hörte zu, als Schauspieler Udo Samel literarische Texte las, die mit Musik von Dowland, Mozart, Ravel, Lachenmann und Trojahn verwoben wurden. Übrigens: Lachenmann und Trojahn

Impulsives Konzert und herzhafte Umarmung

Weener. Maurice Steger hatte ein musikalisches Konzept für sein Konzert verwirklicht, das zu den Gezeiten thematisch passte. Er hatte barocke Literatur zum Thema „Wasser“ zusammengetragen und war dabei in reichem Maße fündig geworden. So kamen rund 460 Besucher in der Georgskirche zu Weener in den Genuss von Wasser, Sturm, Ebbe und Flut. Zudem tummelten sich

Vielschichtigkeit einer Epoche

Bagband. „Das romantische Horn“ war ein Konzert im Rahmen des Musikalischen Sommers in Ostfriesland, das in der schönen Kirche von Bagband stattfand. Die war ausverkauft, als Christoph Eß und Boris Kusnezow die Bühne betraten. Die beiden sind Freunde und machten sich nun gemeinsam daran, den Abend mit drei Werken Beethovens zu eröffnen. Besonders stach dabei

Maßgeschneidertes Hörfest

Backemoor. Was war das für ein schöner Abend! Klarinette, Viola und Klavier spielten Kammermusik, und dafür hatten Dimitri Ashkenazy, Ribal Molaeb und Iwan König im Rahmen des „Musikalischen Sommers in Ostfriesland“ ein maßgeschneidertes Programm mit Musik des 19. und 20. Jahrhunderts zusammengestellt. Gespielt wurde in wechselnder Besetzung, doch immer mit Blick auf das große Ganze

Überraschungen auf ganzer Linie

Emden. Lera Auerbach ist präzise. Wenn sie als Tempobezeichnung in ihren „24 Präludien für Violoncello und Klavier“ ein Adagio sognando angibt, dann wird es in der Tat träumerisch, Tempo di valzer tänzelt formgewandt, und bei Dialogo führt das Cello mit sich selber ein höchst anregendes Gespräch. Doch es schieben sich immer wieder Dissonanzen in das

Die Entdeckung eines neuen Formates

Leer. Ein hochvirtuoses Wandelkonzert im Rahmen der Gezeitenkonzerte erlebten 160 Besucher am Sonntag (25. Juni) in der Evenburg und dem Saal der Kreismusikschule Leer. Damit war die Veranstaltung ausverkauft. „Piano Panorama“ nannte sich das neue Format, zu dem vier Pianisten eingeladen worden waren. Nach dem Modell der „Langen Nacht“ wurden je zwei Pianisten einem Raum

Kurioser Grenzgang mit Spaßfaktor

Münkeboe. Vier Brüder, vier Musiker, vier Stuttgarter, die Hanke Brothers. Vier Brüder im Konzert? Funktioniert das? „Wir verstehen uns bestens – auf der Bühne“, beruhigt Blockflöter David Hanke. Im Laufe des Abends wird man feststellen, dass das stimmt. Das Quartett fällt durch eine kuriose Besetzung auf: Tuba, Klavier, Bratsche, Blockflöten. Im Laufe der folgenden drei

Poetische Zeitlosigkeit

Emden. Wie eine Fee in wallenden Gewändern kommt sie auf die Bühne, streift die langen Ärmel des zarten Mantels über dem hauchdünnen Hosenanzug zurück und beginnt zu spielen. Rebekka Bakken versteht sich auf den wirkungsvollen Auftritt. Zwar werden die überlangen Ärmel und der ständig rutschende Mantel mit der Zeit lästig, aber die langhaarige Sängerin vermittelt

Eleganter Abend mit reduzierter Aktion

Emden. Dem „Esprit Français“ gingen zwei Instrumentalisten und zwei Mimen am Montag (19. Juni) in der Johannes a Lasco Bibliothek nach. Im Rahmen der Gezeitenkonzerte spielte sich vor rund 200 Zuschauern ein heiter-melancholischer Abend ab, bei dem die französische Musik zwischen Couperin und Aznavour in vielen kleinen Werken im Rahmen eines „visuellen Konzertprogramms“ vorgestellt wurde.

Beste Unterhaltung mit Niveau

Aurich. Was stellt man sich vor, wenn der Musiker, Entertainer und Moderator Götz Alsmann, seine Band und das Sinfonieorchester Münster unter Leitung von Generalmusikdirektor Golo Berg gemeinsam auftreten? Es kommt das Gefühl auf, man müsse das Ganze aufgrund der Vielfalt der Möglichkeiten erst einmal sortieren und kategorisieren. Aber weit gefehlt. Denn der Abend in der

Heilige Pracht

Norden. Welch ein kolossales Werk! Welch eindrucksvolle Umsetzung! Was für ein beeindruckender Abend! Auf dem Programm der Gezeitenkonzerte in der Norder Ludgerikirche stand die „Vespro della beata Vergine“, die Claudio Monteverdi als 43-Jähriger 1610 schrieb. Mag auch Vieles an diesem Werk bis heute ungeklärt, der Forschungsstand in vielen Punkten unsicher sein – eines jedoch ist

Pianistische Höchstleistung

Pianistin Elisabeth Leonskaja gastiert mit einem Schubert-Abend bei den Gezeitenkonzerten in der Großen Kirche zu Leer Leer. Der frenetische Applaus nach dem Konzert scheint ihr eher Last als wirkliche Freude zu bedeuten. Ihre Gesten des Dankes sind sparsam, ebenso ihr Lächeln. Doch wenn sie lächelt, geht die Sonne auf. So wie bei ihrem Spiel. Große

Aufbruch nach Absurdistan

Aurich. Helge Schneider und Band in Aurich – das wollten 1500 Ostfriesen miterleben. Und so war die Sparkassen-Arena gut gefüllt, als die Vier als vermeintlich alte Herren absichtsvoll auf die Bühne schlurften. Was sich in den folgenden zwei Stunden dann aber auf dieser Bühne abspielte, hatte mit „alt“ nicht das mindeste zu tun – allenfalls

Groß – in jeder Hinsicht

Emden. Groß aufgefahren wurde beim Auftaktkonzert der Gezeiten am Sonntag (4. Juni) in der Martin-Luther-Kirche – und das in jeder Hinsicht. Großes Orchester, großer Dirigent, großes Programm, großer Pianist, großes Publikum. Frank Beermann schöpfte buchstäblich aus dem Vollen. Schumann und Grieg – so klar die Programmauswahl war, so klar strukturierte der Dirigent, der schon lange

Vielfalt als Programm

Emden. Das Posaunenwerk der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers feiert den 125. Geburtstag, und die Posaunenwarte der Kirche gehen als Ensemble „Noordwind“ auf Tournee. Das vorletzte ihrer Konzerte hat am Sonnabend (3. Juni) in der Martin-Luther-Kirche stattgefunden – ein Glück für das Publikum, denn die Herren waren bestens aufgelegt, und das Programm mit geistlicher Musik hatte eine

Monumentaler Eröffnungsabend

Aurich. Da war ganz schön was los auf der Bühne in der Lambertikirche. Kraftvoll und emotionsgeladen war das Eröffnungskonzert des 39. Musikalischen Sommers in Ostfriesland angelegt, mit einer großartigen Musikauswahl, die für Ausstrahlung sorgte. Drei Klaviertrios von Beethoven, Gorokhov und Rachmaninow standen auf dem Programm und wurden von Franziska König (Violine), Leonid Gorokhov (Violoncello) und

Rasanter Auftritt, der auch leise Töne beherrschte

Drei Orchester gastierten am Donnerstag im Rahmen der „Woche der Militärmusik“ in der Nordseehalle Emden. Es mag ein Zufall gewesen sein, aber als ganz zum Schluss alle drei Militärorchester unter Leitung von Oberst Thomas Klinkhammer gemeinsam klassische Märsche spielten, da wurden Erinnerungen wach. Denn es erklang unter anderem des „Großen Kurfürsten Reitermarsch“. Diesen wohl schönsten

Ein funkelndes Juwel

Emden. Englische Barockmusik um 1700 war das Thema der Sonntagsmatinée in der Johannes a Lasco Bibliothek. Das Programm vereinte verschiedene musikalische Formen – von der Kantate bis zur Arie aus einem Oratorium. Es ergab sich ein buntes Spektrum aus einer Zeit, als sich innerhalb der englischen Musikgeschichte eine Veränderung abzeichnete – vom englischen Musizieren im

Keine Lösung für ein Paradoxon

Eilsum. Ein Festival, das unter dem Motto „Dona nobis pacem“ firmiert, bietet geistliche Musik. Und so war es nur schlüssig, dass auch der Abschluss des „Krummhörner Orgelfrühlings“, der am Sonntag (14. Mai) in der Kirche zu Eilsum stattfand, diesem Genre gewidmet war. Und dieses Konzert war etwas besonderes. Es gab ein sehr kleines Orchester, eine

Folkfestival legte gleich richtig los

Engerhafe. Die Plätze im Gulfhof Ihnen in Engerhafe reichen gerade so aus, um alle Besucher unterzubringen. Die sitzen beim Folkfestival „Zwischen den Jahren“ im Gulfhof Ihnen gemütlich an gedeckten Tischen, es gibt zu trinken, und in der Pause wird vietnamesisches Essen angeboten. Die Pause ist lang genug, um auch ein wenig zu plaudern und sich

Essentiell!

Erstmals fand ein Konzert des Krummhörner Orgelfrühlings in der romanogotischen Kirche zu Canum statt Canum. Alles steuerte systematisch auf den letzten Teil des Programms zu: erst Bachs langgestreckte Passacaglia und Fuge c-Moll – 15 Minuten ergreifende Musik -, dann ein Text zum Frieden, weniger bedeutsam, – dann eine Improvisation, aber was für eine! Keine kurze

„Es gibt wenig, was so berührt wie Alte Musik“

Zweiter Abend des 20. Krummhörner Orgelfrühlings führte nach Rysum Rysum. Die gotische Orgel von 1442 wurde belebt durch einen 22-jährigen Organisten, seinen Vater und durch einen italienischen Komponisten aus dem Frühbarock. Man hörte die Orgel durchaus im melancholisch, traurigen Ton geistliche Werke. Sie kann aber auch anders. Das bewiesen Marc und Johann Paul Ehlert mit

Kraftvoller Trost in schlimmen Zeiten

Der 20. Krummhörner Orgelfrühling wurde am 9. Mai in Uttum eröffnet Uttum. „For these distracted times“ war das Motto des Abends. Und diese zerfahrenen, unruhigen Zeiten wurden durch Kompositionen der Alten Musik gekennzeichnet, die zu emotionalen Momentaufnahmen zusammengefügt wurden. Leon Berben, letzter Schüler des großen Musikers Gustav Leonhardts, Titular-Organist in Ostönnen, wo er eine Orgel

Wenn ein Staatssekretär die Bälge tritt

Freepsum. Ein Vorstellungskonzert für die Freepsumer Orgel, die 25 Jahre lang (dazu Bericht oben) nicht bespielbar war: Da muss etwas besonderes passieren – zumal wenn am selben Tag die Briten eine Krönung erleben. Das mag sich auch Landeskirchenmusikdirektor Winfried Dahlke gedacht haben, der das Instrument am Abend des 6. Mai offiziell vorstellte. Und da Johann

„Das war Adagio mit Krähen“

Weener. Zum ersten Gartenkonzert der Saison hatte am Sonntag (30. April) das Organeum eingeladen. Bei schönstem Sonnenschein hatten sich rund 60 Gäste auf der Rückseite der neogotischen Villa eingefunden und füllten damit den kleinen Garten mit seinem alten Baumbestand. Das Programm mit Triosonaten und geistlichen Liedern aus der Sammlung „Neun deutsche Arien“ von Georg Friedrich

Brillant gespieltes Konzert

Rysum. Die „Weltklassik“ im Fuhrmannshof bot am Sonnabend (29. April) einen Musiker auf, der von dem chinesischen Pianisten Lang Lang in besonderer Weise empfohlen wurde. Der Tscheche Jan Cmejla ist ein 19-Jähriger mit großen Fähigkeiten auf den Tasten. Sein Spiel erfolgt ohne große äußere Affektion. Doch bei aller Kühle und professionellen Distanz geht eine große