Kategorie: Kritiken

Die Daffkes sind dufte!

Aurich. Beim Gezeiten-Konzert der „Damen und Herren Daffke“ im Forum der Ostfriesischen Landschaft ging es um Reichtum und Glück. Zwei Begriffe, die sich anscheinend ausschließen, denn „Glück ist der unendliche ferne Punkt“, für den Sehnsucht, Träume und Wünsche die Vorstufen sind – nicht aber Geld. So drückte es Sängerin Friederike Kühl aus. Und so ging

Premiere unter erschwerten Bedingungen

Emden. Die Ländliche Akademie Krummhörn hat mit ihrem Theaterstück „Die Frauen von Schreyers Hoek“ am Mittwoch unter erschwerten Bedingungen Premiere gefeiert. Wegen des Wetters konnte nicht an der Delfttreppe gespielt werden, sondern nur am Ausweichort Martin-Luther-Kirche. Nun ist es ja etwas völlig anderes, vor einem realen Heringslogger zu spielen als nur vor einem großformatigen Plakat

„Es lebe die Kunst!“

Bunderhee. 1500 Gäste beim Abschlusskonzert des Gezeiten-Festivals auf dem Polderhof in Bunderhee: „Eine Rekord-Saison“ liege hinter dem Organisationsteam, schwärmte Intendant Matthias Kirschnereit bei seiner Ansprache vor Beginn des Großkonzertes. „Der schönste Wahnsinn!“ Anders als andere Festivals, die über Besucherschwund klagten, könnten die Gezeiten vom Gegenteil berichten. Und das, so diagnostizierte der Pianist und Klavier-Professor, liege

Wogende, wallende, wonnige Momente

Aurich. Ein Programm, das einen Bogen zwischen dem 18. und dem 21. Jahrhundert spannte, bot das Gezeitenkonzert in der Lambertikirche in Aurich. Es gastierten Pianist Matthias Kirschnereit und das Ensemble Quinton. Die fünf jungen Bläser konfrontierten das Publikum in der nahezu ausverkauften Kirche mit allerhand zeitgenössischer Musik – Hindemiths „Kleine Kammermusik“ war dabei quasi die

Komplexes Zusammenspiel – gruselig schön

Emden. Das was sich am Donnerstag (3. August) im Rahmen der Gezeitenkonzerte in der Martin-Luther-Kirche vollzog, spektakulär zu nennen, dürfte eine krasse Untertreibung sein. Drei Pianisten und zwei Percussionisten ernteten nach Ende des Konzertes zunächst ein tiefes Schweigen, das Betroffenheit, Verblüffung und vielleicht auch Erschrecken ausdrückte, ehe wahrhaft frenetischer Applaus losbrach. ► Betroffenheit – weil

Tränende Trauer und gebrochene Hoffnungen

Ditzum. Ein Klavier-Trio – ganz klassisch: wunderbar inspirierend, perfekt in der Durchführung, wählerisch in der Programmzusammenstellung. Im Gezeitenkonzert „Krzyzowa-Music zu Gast“ in der Ditzumer Kirche erreichten Viviane Hagner (Violine), Konstantin Heidrich (Violoncello) und Adam Golka (Klavier) eine Qualität, die selbst im Feld der durchgängig hochkarätigen Gezeitenkonzerte auf sich aufmerksam machte. Ernest Blochs „Nocturnes“ boten schon

Ein energetisches Vergnügen

Schirum. Welch ein zauberhafter Abend! Drei Klavier-Trios von drei jungen Musikern gespielt, die sich als Trio E.T.A. zusammengetan haben. Ein geradezu energetischen Vergnügen, bei dem es besonders die Violinistin oft genug nicht auf dem Sitz hielt – getragen von der Wucht und Inspiration einer Musik, die sich als sehr empathisch erwies. Rachmaninows „Trio Elégiaque“ war

Künstler-Galerist zieht Konsequenzen

Derzeit läuft bei Ulrich Schnelle noch eine Ausstellung von Edith Pundt aus Bremen Boen. Der bildende Künstler Ulrich Schnelle will seine bisherige Tätigkeit als Galerist für Ausstellungen befreundeter Künstler vorwiegend aus dem Bremer Raum aufgeben. Nach der derzeitigen Präsentation von Edith Pundt wird es im nächsten Jahr eine bereits abgemachte Ausstellung mit Fotografien geben. Dann

Ein Cello und sein Roman

Bargebur. Seit 2012 spielt der Schweizer Cellist, Christian Poltéra, das Violoncello namens „Mara“, ein Instrument von Antonio Stradivari, benannt nach einem seiner Vorbesitzer, Giovanni Mara, einem Virtuosen, Trunkenbold und – wie Wondratschek es nennt – „Sündenlümmel“. Das Cello ist eines von dreien, die 1711 von Stradivari gefertigt wurden – und „Mara“ hat eine spannende Geschichte,

Abwechslungsreiches Musikerleben

Leer. Ein Bläser-Quintett, das vom Kuhstall ans Wasser zieht, um Konzerte zu geben. An Kuriositäten ist das Leben reich – auch das der kanadischen Formation „Canadian Brass“. Die Bläser konzertierten am Montag im Rahmen des Schleswig-Holstein-Musikfestivals in besagtem Kuhstall in Pronsdorf, am Dienstag waren sie Gast der Gezeitenkonzerte und spielten auf einem Ponton im Leeraner

Die Pracht Venedigs musikalisch vermittelt

Emden. Venedig um 1700 – die Handelsrepublik ist nahezu am Ende, immer neue Kriege haben sie zermürbt. Aber die Kultur floriert. Es gibt eine Fülle von Opernhäusern, namhafte Komponisten arbeiten an Opern, Sinfonien und Concerti. In diese Welt der Musik hinein führte das Ensemble „L’Arte del Mondo“ beim Abschlusskonzert des 39. Musikalischen Sommers in Ostfriesland

Den Wortsinn lebendig werden lassen!

Leer. Stimmkultur in höchster Vollendung zeigte „Amarcord“ im Rahmen des Musikalischen Sommers in Ostfriesland in der Großen Kirche zu Leer. Mit Begeisterung verfolgte das Publikum in der gut besuchten Kirche den Gang der fünf Sänger durch die Jahrhunderte – beginnend in der Renaissance und endend bei Gospels, Folksongs und Volkslied. Das Programm war ausgefeilt, anregend

Kreative Begegnung zweier entfernter Epochen

Emden. Dass Barockmusik mit zeitgenössischer Musik konfrontiert wird, ist nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich bei diesem Konzert war die Auswahl dessen, was im Rahmen des Musikalischen Sommers in Ostfriesland in der Kunsthalle präsentiert wurde. Im Atrium, das einerseits ein intimes Umfeld bot, andererseits den Blick in den kraftvollen Wolkenhimmel öffnete, agierten Johanna Bartz (Traversflöte) und Elina Albach

Schöner als „am schönsten“ geht nicht

Emden. Da stimmte alles: die Atmosphäre in der Neuen Kirche, das schöne Schubert-Programm, das Miteinander der Musiker, die Sympathie und Harmonie, die untereinander herrschte, das Musizieren aus gleichem Atem, das Konzertieren nach denselben Vorstellungen. Kurz gesagt: Was das Klavier-Quintett – in der Besetzung: Matthias Kirschnereit, Violinist Alban Beikircher, Bratscherin Vera Beikircher, Cellist Wen-Sinn Yang und

Dialog über die Zeiten hinweg

Suurhusen. Das war ein spannendes Konzert, bei dem Instrumente aus sehr unterschiedlichen Jahrhunderten sich freundschaftlich begegneten, gemeinsam miteinander in Wettstreit traten, sich umgarnten, miteinander dialogisierten, bestens miteinander klarkamen und dennoch letztlich ihrer angestammten Zeit und deren Musik erhalten blieben. Eine solche Zeitreise unternahmen Lucile Boulanger (Viola da Gamba und Lira da Gamba) und Christian Elin

Auf Entdeckungsreise

„Wat was dat moi“, seufzt eine Besucherin genussvoll, als die Lange Nacht der Gipfelstürmer im Rahmen der Gezeitenkonzerte nach fünfeinhalb Stunden zu Ende ist. Mittlerweile geht es auf Mitternacht zu, und die Gäste des Abends haben sich – satt von Musik – auf dem Weg nach Hause gemacht. Der Sonnabend (8. Juli) war wirklich reich

Sensibel durch Räume und Zeiten

Remels. Schön, wenn ein Musiker nicht nur zu spielen, sondern sein Programm auch zu kommentierten weiß. Wenn dieser Musiker Matthias Kirschnereit heißt, kann man zudem sicher sein, dass es Anmerkungen sind, die den Hörgenuss fördern. Denn der künstlerischer Leiter der Gezeitenkonzerte hat den Dreh raus, mit Anekdoten und Bildern angenehme Assoziationen hervorzurufen. So beurteilt der

Feuerwerk an Virtuosität

Rysum. Nicht Mozart, nicht Chopin, nicht Bach, nicht Beethoven – nein, Alexey Lebedev ergab sich der Musikermühe des täglichen Übens erst, als er sich näher mit den Kompositionen von Josef Haydn beschäftigte. Davon plauderte der Pianist, heute Professor an der Universität im koreanischen Busan, nach dem Abschluss des offiziellen Konzertes, das er anlässlich des 20-jährigen

Deklamatorische Entfaltung

Emden. In einem quasi intimen Rahmen vollzog sich am Freitagabend bei den Gezeitenkonzerten ein Abend um den Orpheus-Mythos. Es saß tatsächlich nur ein kleiner Kreis im Fährhaus am Borkumkai und hörte zu, als Schauspieler Udo Samel literarische Texte las, die mit Musik von Dowland, Mozart, Ravel, Lachenmann und Trojahn verwoben wurden. Übrigens: Lachenmann und Trojahn

Impulsives Konzert und herzhafte Umarmung

Weener. Maurice Steger hatte ein musikalisches Konzept für sein Konzert verwirklicht, das zu den Gezeiten thematisch passte. Er hatte barocke Literatur zum Thema „Wasser“ zusammengetragen und war dabei in reichem Maße fündig geworden. So kamen rund 460 Besucher in der Georgskirche zu Weener in den Genuss von Wasser, Sturm, Ebbe und Flut. Zudem tummelten sich

Vielschichtigkeit einer Epoche

Bagband. „Das romantische Horn“ war ein Konzert im Rahmen des Musikalischen Sommers in Ostfriesland, das in der schönen Kirche von Bagband stattfand. Die war ausverkauft, als Christoph Eß und Boris Kusnezow die Bühne betraten. Die beiden sind Freunde und machten sich nun gemeinsam daran, den Abend mit drei Werken Beethovens zu eröffnen. Besonders stach dabei

Maßgeschneidertes Hörfest

Backemoor. Was war das für ein schöner Abend! Klarinette, Viola und Klavier spielten Kammermusik, und dafür hatten Dimitri Ashkenazy, Ribal Molaeb und Iwan König im Rahmen des „Musikalischen Sommers in Ostfriesland“ ein maßgeschneidertes Programm mit Musik des 19. und 20. Jahrhunderts zusammengestellt. Gespielt wurde in wechselnder Besetzung, doch immer mit Blick auf das große Ganze

Überraschungen auf ganzer Linie

Emden. Lera Auerbach ist präzise. Wenn sie als Tempobezeichnung in ihren „24 Präludien für Violoncello und Klavier“ ein Adagio sognando angibt, dann wird es in der Tat träumerisch, Tempo di valzer tänzelt formgewandt, und bei Dialogo führt das Cello mit sich selber ein höchst anregendes Gespräch. Doch es schieben sich immer wieder Dissonanzen in das

Die Entdeckung eines neuen Formates

Leer. Ein hochvirtuoses Wandelkonzert im Rahmen der Gezeitenkonzerte erlebten 160 Besucher am Sonntag (25. Juni) in der Evenburg und dem Saal der Kreismusikschule Leer. Damit war die Veranstaltung ausverkauft. „Piano Panorama“ nannte sich das neue Format, zu dem vier Pianisten eingeladen worden waren. Nach dem Modell der „Langen Nacht“ wurden je zwei Pianisten einem Raum

Kurioser Grenzgang mit Spaßfaktor

Münkeboe. Vier Brüder, vier Musiker, vier Stuttgarter, die Hanke Brothers. Vier Brüder im Konzert? Funktioniert das? „Wir verstehen uns bestens – auf der Bühne“, beruhigt Blockflöter David Hanke. Im Laufe des Abends wird man feststellen, dass das stimmt. Das Quartett fällt durch eine kuriose Besetzung auf: Tuba, Klavier, Bratsche, Blockflöten. Im Laufe der folgenden drei

Poetische Zeitlosigkeit

Emden. Wie eine Fee in wallenden Gewändern kommt sie auf die Bühne, streift die langen Ärmel des zarten Mantels über dem hauchdünnen Hosenanzug zurück und beginnt zu spielen. Rebekka Bakken versteht sich auf den wirkungsvollen Auftritt. Zwar werden die überlangen Ärmel und der ständig rutschende Mantel mit der Zeit lästig, aber die langhaarige Sängerin vermittelt

Eleganter Abend mit reduzierter Aktion

Emden. Dem „Esprit Français“ gingen zwei Instrumentalisten und zwei Mimen am Montag (19. Juni) in der Johannes a Lasco Bibliothek nach. Im Rahmen der Gezeitenkonzerte spielte sich vor rund 200 Zuschauern ein heiter-melancholischer Abend ab, bei dem die französische Musik zwischen Couperin und Aznavour in vielen kleinen Werken im Rahmen eines „visuellen Konzertprogramms“ vorgestellt wurde.

Beste Unterhaltung mit Niveau

Aurich. Was stellt man sich vor, wenn der Musiker, Entertainer und Moderator Götz Alsmann, seine Band und das Sinfonieorchester Münster unter Leitung von Generalmusikdirektor Golo Berg gemeinsam auftreten? Es kommt das Gefühl auf, man müsse das Ganze aufgrund der Vielfalt der Möglichkeiten erst einmal sortieren und kategorisieren. Aber weit gefehlt. Denn der Abend in der

Heilige Pracht

Norden. Welch ein kolossales Werk! Welch eindrucksvolle Umsetzung! Was für ein beeindruckender Abend! Auf dem Programm der Gezeitenkonzerte in der Norder Ludgerikirche stand die „Vespro della beata Vergine“, die Claudio Monteverdi als 43-Jähriger 1610 schrieb. Mag auch Vieles an diesem Werk bis heute ungeklärt, der Forschungsstand in vielen Punkten unsicher sein – eines jedoch ist

Pianistische Höchstleistung

Pianistin Elisabeth Leonskaja gastiert mit einem Schubert-Abend bei den Gezeitenkonzerten in der Großen Kirche zu Leer Leer. Der frenetische Applaus nach dem Konzert scheint ihr eher Last als wirkliche Freude zu bedeuten. Ihre Gesten des Dankes sind sparsam, ebenso ihr Lächeln. Doch wenn sie lächelt, geht die Sonne auf. So wie bei ihrem Spiel. Große