Wie geht es mit dem Landesmuseum weiter?

Entwurf für den Eingangsbereich des Ostfriesischen Landesmuseums von 2002. Schon damals stand speziell das Problem der Eingangssituation im Fokus. Außerdem sollte das Haus in „Museum am Delft“ umbenannt werden. Bild: Broschüre OLME

Das Haus soll sich stärker öffnen und neue Besucherkreise ansprechen

Emden. Die Stadt Emden hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, das sich mit der zukünftigen Ausrichtung des Ostfriesischen Landesmuseums beschäftigt. Dieses wurde im jüngsten Kulturausschuss vorgestellt, heißt es in einer Pressemitteilung. Fazit: Es gibt dringenden Bedarf zur Aufrüstung des Hauses.

Die Gutachter der Firma „Metrum“ aus München haben nach Angaben der Stadt unter Beteiligung der Beschäftigten des Museums und der beiden Träger – Stadt Emden und der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer (1820dieKUNST) – zwischen September 2020 bis Februar 2021 ein Zukunftskonzept entwickelt. Oberbürgermeister Tim Kruithoff sieht das Ergebnis als einen „Puzzle-Stein“ im Konzept zum Wandel der Innenstadt. „Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, haben wir jetzt die Chance, dem Museum seinen Platz als kultureller Leuchtturm im Herzen der Stadt zurückzugeben“.

Als Stärken des Museums werden in dem Gutachten benannt: die Größe der kunst-, kultur- und landesgeschichtliche Sammlung, die fachliche Qualität der Mitarbeiter, die zentrale Lage, das hohe bürgerschaftliche Engagement, das durch „1820dieKUNST“ eingebracht wird, die Gemeinschaftsprojekte „KIDS IN!“ oder „Passionsandachten“. Schwächen seien: tendenzielle Rückgänge bei den Besucherzahlen, zu geringe Vernetzung, zu wenige Kooperationen, zu geringe Nutzung der Chancen einer Grenzregion, Verbesserungswürdigkeit der innerstädtischen Anbindung, da der Eingang des Museums schlecht auffindbar sei, fehlende Museumsgastronomie, unveränderte Dauerausstellungen, Verbesserungswürdigkeit der Lagerungsbedingungen in den Magazinen.

Eine eigens durchgeführte Befragung, an der 1000 Personen teilnahmen, ergab, dass 92 Prozent der Rückmeldungen ein Interesse an Themen rund um Ostfriesland bekundeten. Auch die Stadtkultur Emdens und die Rüstkammer seien häufig genannt worden. Viele Befragte interessierten sich zudem für Themen wie „Klimawandel“, „Wohnkonzepte der Zukunft“, „Familie gestern und heute“. Als besonders wichtig werden „interaktive Angebote“ angegeben, neben „erlebnisorientierten Events“, einem vielfältigen Rahmenprogramm und Audioguides. Das Museum hat nach Auffassung der Gutachter die Chance, in Zukunft deutlich mehr – auch jüngere – Menschen zu erreichen und sich in die Gesellschaft hinein zu öffnen. Von der Stadt sollte das Museum als wichtiger Standortfaktor betrachtet werden.

Fazit der Gutachter: Das Landesmuseum müsse sich konzeptionell und programmatisch neu aufstellen. Im einzelnen bedeutet das: mehr Ausstellungen mit Bezügen zu aktuellen Themen, Prioritätensetzung bei der Bearbeitung der Sammlungsbestände, Vermittlungsaktivitäten über Emden hinaus, Schaffung neuer digitaler Formate (App-basierte Rundgänge, digitale Präsentation von Highlight-Objekten), stärkere Aktivierung im Bereich der sozialen Medien. Realisiert werden soll dies durch Neustrukturierung der internen Organisation des Museums, Einrichtung zusätzlicher Personalressourcen, Neugestaltung des Haupthauses inklusive Einrichtung von mehr attraktiven Flächen für Sonderausstellungen und Umsetzung eines neuen Gastronomiekonzepts, Digitalisierung der Museumsbestände mit einer professionellen Museumssoftware, Einführung einer neuen Kassensoftware, Neueinrichtung der Magazine und Verbesserung der konservatorischen Bedingungen, Öffnung des Museums zum Delft und Verbesserung der innerstädtischen Anbindung.

Es wird eine Nachfolgeregelung für den bisherigen Museumsdirektor Dr. Wolfgang Jahn geben, der in den Ruhestand getreten ist. Das Bewerbungsverfahren soll in den nächsten Tagen starten.

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