Robbi animiert Schüler zum Lesen

Emden. Er ist ein Franzose, wiegt fünf Kilogramm, misst 58 Zentimeter, trägt den Namen Robbi – und ist ein Roboter, der für die jeweils vorgesehene Nutzung individuell programmiert werden kann. In diesem Fall gehört der Roboter der Stadtbücherei Emden und soll Kinder gezielt zum Lesen anregen. Bei einem Probelauf hätten die Kinder begeistert auf den Humanoiden reagiert und ihn gleich angenommen, berichtet Vivien Bender, Leiterin der Bücherei, im Rahmen der Vorstellung des rund 10 000 Euro teuren künstlichen Wesens, das auch tanzen oder gymnastische Übungen vorführen kann.

Vivien Bender mit dem aktivierten Robbi, der immer weiter programmiert werden kann – etwa auch mit Mathematik

Vivien Bender setzt sich vehement dafür ein, die schwindende Lesekompetenz von Kindern aufzuarbeiten. Daher möchte sie mit dem Roboter auch an Schulen und in Kindergärten gehen. Robbi – den Namen durften die Kinder im Rahmen des bundesweiten Vorlesetages selber aussuchen – soll das Lesen der Kinder nicht bewerten oder gar verbessern. Durch seinen „Niedlichkeitsfaktor“ sei er aber besser als Zuhörer geeignet als Erwachsene, Eltern oder Klassenkameraden. Nach dem Lesen richtet Robbi Fragen an die Kinder, die sich auf das jeweilige Buch und seine Handlung beziehen. Insgesamt habe man den Roboter bisher mit 55 Kinderbüchern und den entsprechenden Fragen programmiert.

Robbi ist ein hochtechnisches Gerät und könne völlig autark mit den Kindern umgehen, sagte Bender. „Er kann alles, wenn man ihm entsprechendes Wissen vermittelt.“ Robbi verfüge aber nicht über die Möglichkeit, eigenständig zu lernen, verfüge also nicht über künstliche Intelligenz.

In Emden gibt es übrigens zwei der kleinen Wesen. Die Hochschule Emden/Leer hat ebenfalls einen „Robbi“ angeschafft – für die Studenten. Ihnen dient er als praktisches Objekt zum Programmieren. „Und das kommt uns dann wieder zugute“, sagt Vivien Bender und verweist auf ihren Mann, Diplom-Ingenieur Harald Bender, der die Idee hatte, in dieser Weise zweigleisig zu fahren.

Die Umsetzung des Projektes dauerte ein Jahr, berichtet Vivien Bender. In einem Gespräch mit Oberbürgermeister Tim Kruithoff habe man Überlegungen gewälzt, wie man die Förderung von Kindern weiter verbessern und erweitern könne. Als sie dem OB das Roboter-Projekt mit dem neutralen Namen NAO vorgestellt habe, sei dieser sofort davon begeistert gewesen. Der Kauf sei indes nur durch die Förderung von vielen Seiten möglich geworden. Die Sparkasse gab Geld, ebenso der Förderverein des Rotary Clubs Emden und der Verein zur Förderung der kommunalen Prävention e.V.

Sie können sitzen, stehen, tanzen, vor allem aber zuhören: Robbi I und Robbi II

Robbi soll nicht menschliche Kommunikation ersetzen, machte Vivien Bender deutlich. Und das Vorlesen durch Großeltern und Eltern sei weiterhin unverzichtbar. Aber man müsse auch feststellen, dass das heute in vielen Familien nicht mehr geschehe. „Wir wollen rausgehen und Kinder fürs Lesen begeistern.“ Da sei Robbi, den es derzeit niedersachsenweit nur in Emden gäbe, eine Möglichkeit.

Oberbürgermeister Kruithoff hatte zuvor den Kindern aus dem Bilderbuchklassiker „Die kleine Hexe – Ausflug mit Abraxas“ von Otfried Preußler vorgelesen. Er lobte die Stadtbücherei-Leiterin in den höchsten Tönen. Vivien Bender habe „mit Bordmitteln“ für Umbau und Renovierung der Bücherei gesorgt. Sie erfülle ihre Aufgaben mit Herzblut und Leidenschaft. Die Arbeit in der Stadtbücherei sei ihr zu einer Berufung geworden.