Beinahe wäre der Kiosk nicht mehr da

Emden. Der Emder Manfred Meyer hat für die Adventsveranstaltung der Neuen Dienstagsrunde von 1820dieKUNST (dazu Bericht vom 22. Dezember) eine Dia-Reihe mit Aufnahmen des alten Emden zusammengestellt. Dabei zeigte er auch die Entwicklung jener Stelle der Boltentorstraße, an der heute der Chinesentempel steht. Dies soll hier in vier Aufnahmen dokumentiert werden.

Bilder: Wolfgang Mauersberger

Der kleine Kiosk ist derzeit im Gespräch, weil er in das Konzept eines Kulturpfades einbezogen wird, der vom Bahnhof an der Kunsthalle vorbei bis zum Schwanenteich führen soll. Das Häuschen wurde einst gebaut, um den Bürgern die Nutzung der Wallanlagen zu erleichtern. In dem prächtigen Bauwerk war im unteren Geschoß ganz banal eine Toilettenanlage untergebracht.

Der Pavillon mit dem markanten Spitzhut war lange Jahre an den Goldschmied Jörn-Peter Haut verpachtet, der dort nicht nur kleine Ausstellungen zeigte, sondern auch einen Treffpunkt für alte Emder etablierte.

Mit der Umsetzung einer neuen Nutzung ist das Ostfriesische Landesmuseum beauftragt worden. Museumsdirektorin Jasmin Alley und die wissenschaftliche Volontärin Lena Leinich entwickelten das Konzept „Wem gehört die Stadt“ als Mittel, um den Blick auf Vergangenheit und zukünftige Nutzung des Baudenkmals zu lenken.

Denn nach einer Sanierung soll dort ein „Ort für Teilhabe und Austausch“ geschaffen werden, wie es in der Konzeptbeschreibung heißt. Dazu wurde eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise dem Thema immer neu annähert – in Diskussionsrunden, Vorträgen, Podien. Diese Reihe, die 2023 viermal stattfand, soll im kommenden Jahr fortgesetzt werden.


Der Kiosk wurde 1928 nach Plänen von Walter Luckau unter Stadtbaurat Reinhold Haasis im Stil des damals in Emden verbreiteten Backstein-Expressionismus erbaut. Ursprüngliche in Kupfer eingedeckt, wurde das Material 1940 als Spende zum Führer-Geburtstag entfernt. Damit fiel auch der Turm. Das Dach deckte man mit Dachpappe ab, ein Abbruch des Gebäudes war damals nicht ausgeschlossen. Man sprach damals von einer „einheitlichen Gestaltung des Straßenzuges“. Beinahe wäre er nicht mehr da gewesen. Doch er überstand nicht nur den Krieg, sondern wurde auch wieder in seinen alten Zustand zurückversetzt. Es war in den 80er Jahren, als das Bauwerk wieder seinen spitzen Helm erhielt.