Zeitlose Ansichten – Teil 2

Ostfriesland. In einem Nachlass sind 96 Arbeiten von Heinrich Habbo Herlyn gefunden worden, die nun nach und nach hier veröffentlicht werden sollen. Es handelt sich um Zeichnungen und aquarellierte Arbeiten, die ein Ostfriesland vor 60 bis 100 Jahren zeigen.

Heinrich Habbo Herlyn wurde 1901 in Namibia geboren und starb 1992 in Leer. Er war Schriftsteller und Redakteur und veröffentlichte unter anderem in Heimatblättern Geschichten und Gedichte über ostfriesische Themen. Viele seiner Arbeiten hat er selber mit Zeichnungen versehen. Zumeist stammen sie aus den 20er bis 60er Jahren. Manche sind datiert, nur wenige sind mit einem Ortshinweis versehen.

Diese Ansicht einer Markstraße ist zwar auf 1946 datiert, aber Heinrich Habbo Herlyn verrät nicht, welchen Ort er gemalt hat. Oder handelt es sich um eine Phantasieansicht? Repro: Hellmich

Auffallend ist, dass eine große Anzahl Zeichnungen Ostfriesland im Winter zeigt. Winterbilder sind im allgemeinen rar, weil ihr kühles Kolorit vermeintlich beim Betrachter weniger gut ankommt. Herlyn isoliert Gebäude und Landschaftsausschnitte und „porträtiert“ sie auf diese Weise. Dabei liegt über allen Bildern eine Stimmung von Ruhe, Gelassenheit und Zeitlosigkeit.

„Am Deich bei Leerort“ ist diese aquarellierte Silberstiftzeichnung betitelt. Entstanden ist sie 1952.

Die heutigen Bilder zeigen drei winterliche Ansichten: die Kirche von Stapelmoor, datiert 1960, ein Haus hinter dem Deich bei Leerort aus dem Jahr 1952 und die Ansicht einer nicht näher benannten Marktstraße von 1946. Dazu gestellt ist ein Gedicht von Johann Friedrich Dirks (1874 bis 1949).

Das jüngste Blatt von 1960 zeigt Stapelmoor mit seiner Kirche.

Up ‚t Iis

Süh, van Nacht hett dat weer knepen.

Alle Deepen hollen wiss.
Well dar hert sein Schöfels schlepen
haalt se gau un geiht up ‚t Iis.

Groot und Lütjet is an ‚t strieken
up de Dahne hen un her

deiht neet vör de Winter wieken.
Hollt dar ut in Wind un Weer.

Boven up de Brügge stah ick
un kiek mi dat Driewen an -:
Wenn ‚t noch mörgen früst, dann gah ick
ook up ‚t Iis un loop, wat ‚ck kann!