„Bäume gehen immer!“

Kunsthalle Emden eröffnet Doppelausstellung

Emden. Am Sonnabend (25. Juni) hat die Kunsthalle offiziell ihre neue Ausstellung „Mythos Wald. Das Flüstern der Blätter“ eröffnet. Bis zu 40 Prozent der Bilder stammen aus dem Besitz der Kunsthalle, die weiteren der insgesamt rund 75 Objekte, Bilder, Installationen und Video-Projektionen wurden so hinzugefügt, dass die Konvolute im Rahmen nur weniger Kunst-Transporte nach Emden geschafft werden konnten. Sie stammen nämlich aus zwei Herforder Museen. Damit will die Kunsthalle dem Gebot der Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb nachkommen. Die Ausstellung hat auch eine „Ehemalige“ wieder nach Emden gebracht – die einstige Kunsthallen-Direktorin und jetzige Generalsekretärin der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, Andrea Firmenich, war zu Gast in Emden und bei der Ausstellungseröffnung anwesend.

Otto Modersohns Bild „Frühling“ entstand 1933/34. Es befindet sich in der Kunsthalle Emden

Die wissenschaftliche Leiterin des Hauses, Lisa Felicitas Mattheis, verwies in ihrer Ansprache darauf, dass die Ausstellung keineswegs chronologisch, sondern vielmehr assoziativ konzipiert worden und zeitlich zwischen 1890 und der Gegenwart anzusiedeln sei. Dabei erzähle jedes Werk eine eigene Geschichte – romantisch, düster, geheimnisvoll, unter die Haut gehend, mit Blick auf den Klimawandel, auf die Ökologie oder den Nationalsozialismus. Damit sei die Vielzahl von Herangehensweisen an das Thema Wald berücksichtigt worden, der als stark aufgeladener Bedeutungsträger seit der Romantik als „deutscher Nationalmythos“ verklärt worden sei.

Fabian Knecht schuf diese Bronze mit dem Titel „Bruch #2,,,1,3 im Jahr 2019. Sie befindet sich heute in einer Privatsammlung in Köln. Bild: VG Bild-Kunst 2022, courtesy the artist and alexander levy, Berlin

Der kaufmännische Direktor der Kunsthalle, Michael Kühn, meinte etwas burschikos: „Bäume finde ich gut, die gehen immer.“ Mit Blick auf die Pfälzerin Mattheis, die ganz andere Dimensionen von Wald gewöhnt ist, erging dann der kleine Seitenhieb, dass es „in Ostfriesland ja auch das eine oder andere Gehölz“ gäbe. Kühn hatte aber auch noch eine ernste Botschaft. Mit Blick auf die derzeit laufende Diskussion um Kunsthallenstifter Henri Nannen und seine nationalsozialistische Vergangenheit, machte Kühn deutlich, dass die Stiftung diesbezüglich nach Sachlichkeit und Transparenz strebe, aber dabei ginge Gründlichkeit vor Schnelligkeit.

Path ist der Titel dieses Ölgemäldes von Alex Katz. Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Als Förderer der Ausstellung tritt neben der OLB Stiftung und der Waldemar-Koch-Stiftung die Stiftung Niedersachsen auf. Deren Generalsekretärin Lavinia Francke hob insbesondere die Notwendigkeit hervor, im heutigen musealen Geschäft die Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. Sie habe im Vorfeld der Eröffnung die Gelegenheit genutzt, sich die Ausstellung anzusehen und sei „beeindruckt“.

Ausgangsmaterial für die Untersuchungen zur Provenienzforschung in der Kunsthalle: ein Zettelkasten

► Neben „Mythos Wald“ ist als zweite Ausstellung die Schau „Von Hand zu Hand“ im Erdgeschoss der Kunsthalle zu sehen. Hier wird der Ertrag des Forschungsprojektes zur Provenienzforschung gezeigt, die vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert wird. Kuratorin Dr. Katharina Rüppel hat ihre Forschungen beendet und die Ergebnisse aufwändig und übersichtlich in Szene gesetzt.

► Die dritte Ausstellung ist im Atrium zu sehen. Sie steht im Zusammenhang mit der Ostfriesland Biennale und zeigt Werke der Niederländerin Sarah von Sonsbeeck, die ausschließlich mit Gold arbeitet.

► Zur Ausstellung „Mythos Wald“ ist ein Katalog erschienen. Er ist an der Museumskasse für 24,90 Euro zu bekommen.