Suche nach Adolf von Nassau abgesagt

Emden. Eine geplante, groß angelegte Untersuchung des Untergrunds unterhalb der Johannes a Lasco Bibliothek und der Schweizer Kirche ist jetzt kurzfristig abgesagt worden. Das bestätigte der Leiter des Archäologischen Instituts der Ostfriesischen Landschaft, Dr. Jan Kegler, auf Anfrage von KiE.
Wie berichtet, sollte mit geophysikalischen Methoden nach den Gebeinen des Dillenburger Grafen und Freiheitskämpfers Adolf von Nassau (1540 bis 1568) gesucht werden. Der junge Oranier starb bei der ersten Schlacht des 80-jährigen Krieges in Heiligerlee und soll damals in der ehemaligen Großen Kirche zu Emden bestattet worden sein.


Grund der Absage: Die beauftragten Berliner Experten hatten kurz zuvor bei einer ähnlichen Untersuchung im Dom zu Bamberg die Erfahrung gemacht, dass neue Einbauten wie Fußbodenheizungen oder armierte Bodenplatten – beides gibt es in der Bibliothek – die Wirkung ihrer Gerätschaften unwirksam machen und den beabsichtigten Blick in die Anlage des Untergrundes entweder ganz verhindern oder so stören, dass keine verlässlichen Aussagen getroffen werden können.

Die Ostfriesische Landschaft, deren archäologisches Forschungsinstitut die Untersuchung beauftragt hatte, informierte die Fördergeldgeber über den ungewissen Ausgang der Nachforschung. „Aber ohne Ergebniserwartung war es verständlich, dass die Zusagen zurückgezogen wurden,“ erläutert Kegler.

Unterschiedliche Einrichtungen, darunter die Ems Dollart-Region und die Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung, hatten insgesamt 21 000 Euro zur Verfügung gestellt. Kegler selbst hatte rund ein halbes Jahr damit zugebracht, die Gelder zusammenzubringen und die Untersuchung vorzubereiten.

Der Archäologe bedauert die Absage besonders, weil sich eine nahezu ideale Ausgangslage ergeben hatte: Die Forschungen von Dr. Klaas-Dieter Voß, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bibliothek und ein Kenner der Ostfriesischen Geschichte, hätten die theoretische Vorarbeit geliefert, und zudem sei das Projekt voll durchfinanziert gewesen. „So eine Situation hat man selten.“ Da sei die Absage aus Berlin dann ein Schlag gewesen. „Aber bei der Perspektive, nichts zu finden, wäre es unverantwortlich gewesen, die Arbeiten beginnen zu lassen.“

Immerhin ist Kegler inzwischen dabei, einen Plan B zu entwickeln. Wie der aussieht, darüber möchte er im Augenblick noch nichts sagen, denn dieses Vorhaben, bei dem Emden indes immer noch mitgedacht wird, ist davon abhängig, ob die Fördergeldgeber bereit sind, umschwenken. Das aber bedeute zunächst, wieder viele Anträge zu schreiben.

Klaas-Dieter Voß hat verschiedentlich über Adolf von Nassau publiziert und ist in seinem bisher letzten Aufsatz „Waar is Graaf Adolf gebleven?“ nach Auswertung aller derzeit zur Verfügung stehender Quellen zu dem Schluss gekommen: Graf Adolf ist in der Großen Kirche bestattet worden – und zwar im Durchgangsbereich zum Enno-Grab. Er hatte aber auch schon darauf hingewiesen, dass dieser Bereich in der Vergangenheit schon vielfach durchwühlt wurde.