Kinderbegeisterung für das Geigenspiel

Emden. Geigenunterricht für Dritt- und Viertklässler? Und dann noch in der Gruppe? Drei Geigenlehrerinnen der Musischen Akademie wollten das Experiment wagen. Agata Sanocka-Morys, Livia Rosa und Haldis Kuckuck entwickelten ein pädagogisches Konzept für das Angebot. „Und das muss wirklich ganz exakt vorbereitet werden“, sagt der Leiter der Akademie, Tobias Kokkeling. Eine heiter und locker angelegte Probephase erwies sich als so erfolgreich, dass die Schüler voller Begeisterung waren. Zwölf von ihnen nehmen nun am Geigen-Experiment teil, das an der Cirksena-Schule stattfindet.

Spendenübergabe: Geigenlehrerin Agata Sanocka-Morys, Tobias Kokkeling, Dr. Thomas Brüggemann, Wilfried Kracke und Lions-Präsident Ihno Groenewold. Bild: Musische Akademie

Organisatorisches bestimmte die erfolgreiche Einführung der Geigengruppe in der ersten Phase, sagt Kokkeling. Man könne sich vorstellen, welchen Aufwand es – auch für die Schule – bedeute, Personal, Zeiten und Räume zu koordinieren, alle Schüler rechtzeitig zur Stelle zu haben und dann einen Unterricht zu kreieren, der kreativ, fordernd, nachhaltig und inspirierend zugleich sei. Nicht zuletzt entstand aufgrund der großen Nachfrage aber ein ganz anderes Problem – das der Instrumente.

Zwar verfügt die Musische Akademie über einen Fundus von 250 bis 300 Instrumenten. „Aber die sind natürlich fast alle bei den Schülern, damit die auch zu Hause üben können“, erläutert Kokkeling. Für das neue Projekt benötigte die Akademie elf neue, kindgerechte Geigen. „Wir haben dafür aber kein Budget“, bedauert Kokkeling. Das Geld für acht Instrumente brachte die Akademie schließlich aus eigenen Mitteln zusammen. Fehlten noch drei. Da erinnerte er sich daran, dass der Service-Club der Lions schon öfter bei Engpässen geholfen hatte. Kokkeling stieß auf offene Ohren. Der Verein der Lions-Freunde e.V., das ist der Förderverein des Service-Clubs Lions, erklärte sich bereit, die benötigten 1500 Euro zu spenden.

Lions-Vorsitzender Ihno Groeneveld: „Wir haben durch die Corona-Einschränkungen zwar zwei Jahre lang kaum Aktivitäten durchführen und Einnahmen generieren können, aber dieses Projekt erscheint uns so wichtig, dass wir das Geld zusammengebracht haben.“ Und auch der Vorsitzende des Fördervereins, Wilfried Kracke, ist ganz begeistert von der Idee, Kinder schon früh mit dem Streichinstrument vertraut zu machen. Der ehemalige Direktor des Gymnasiums am Treckfahrtstief erinnert sich mit Vergnügen an die Bläser-Klassen, die Trompeten-Lehrer Bernd Fuhrmann in seiner Zeit als Leiter der Musischen Akademie einrichtete und die erfolgreich arbeiteten.

Woher bekommt man so viele Instrumente in möglichst kurzer Zeit von einem verlässlichen Händler? Agata Sanocka-Morys, eine gebürtige Polin, wusste Rat. Sie arbeitet seit Jahren mit einer Instrumenten-Baufirma in Polen zusammen – mit besten Erfahrungen. Die Verhandlungen verliefen vielversprechend – und innerhalb von vier Tagen kamen Geigen, Bögen und Geigenkoffer in Emden an. Die Schüler erhalten die Instrumente gegen eine kleine Leihgebühr, die vor allem die Versicherungssumme abdeckt. Denn jede der solide gearbeiteten Halb- oder Dreiviertel-Geigen kostet immerhin rund 500 Euro.

Agata Sanocka-Morys, die während des Unterrichts entweder von einer Kollegin oder der Musiklehrerin der Cirksenaschule unterstützt wird, ist vom Enthusiasmus ihrer Schüler begeistert. Und sie ist sicher, dass die Kinder auch das Üben gewissenhaft erledigen werden. Zwar findet der Unterricht nur einmal in der Woche statt, aber die Schüler zeigten den Willen, ihre Geige zu beherrschen. Und das sei eine gute Voraussetzung für eine gedeihliche Arbeit.