„Emden“-Decke jetzt in der Bibliothek

Emden. Die sogenannte „Emden“-Decke, eine kreisrunde Handarbeit, die 1916 dem 1. Offizier des Kleinen Kreuzers „Emden“, Kapitänleutnant Hellmuth von Mücke, gewidmet wurde, befindet sich seit kurzem in der Johannes a Lasco Bibliothek. Das teilt der Förderkreis Marinehistorisches Museum Emden, Karl von Müller, e. V. mit, der vor wenigen Tagen eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnete. Die aufwändige Handarbeit soll dort Bestandteil der Ausstellung „Antje Brons und ihre Zeit“ werden. Die Ausstellung, die der wissenschaftliche Mitarbeiter der Bibliothek, Dr. Klaas-Dieter Voß, kuratiert, wird am 2. April, dem 121. Todestag der Mennonitin eröffnet. Die Decke mit ihrem Durchmesser von 1,8 Metern war zwischen 1915 und 1916 von sechszig Frauen aus Emden und Umgebung gestickt worden.

Von Mücke hatte mit einem Landungskommando von rund fünfzig Seeleuten auf Direction Island, einer der Süd-Keeling-Inseln im Indischen Ozean, die britische Funkstation zerstört. Doch die Station konnte noch einen Funkspruch absetzen, der von dem australischen Kreuzer „Sydney“ aufgefangen wurde. Die „Sydney“ fuhr in einem Geleitzug, wurde nun aber auf die „Emden“ angesetzt. Daher blieb dem deutschen Kreuzer keine Zeit mehr, den Landungszug wieder an Bord zu nehmen. Dieser Teil der Mannschaft entkam auf dem Schoner „Ayesha“. Die 50 Männer flüchteten über Arabien und Konstantinopel. Sie erreichten Deutschland sieben Monate nachdem Kommandant Karl von Müller die schwer getroffene „Emden“ auf Grund gelegt hatte, um die Rettungschancen der Besatzung zu erhöhen.

Die Decke, die immer noch im Besitz des Sohnes von Hellmuth von Mücke, Björn, ist, befand sich auf Vermittlung und mit Unterstützung des Förderkreises ursprünglich als Ausstellungsstück im Ostfriesischen Landesmuseum in Emden, wurde dann aber dem Leihgeber zurückerstattet. Der Förderkreis ließ für das Exponat, das „von hohem kunst-, kultur- und militärhistorischen Wert“ sei, so der Förderkreis-Vorsitzende Dr. Klaus Bretschneider, einen hölzernen Rahmen mit Sichtscheibe anfertigen. „Anders als im Museum, wo ein Teil des Exponats abgedeckt war, ist das Kunstwerk in der Bibliothek in voller Größe zu sehen“, schwärmt Bretschneider.

Die Frauen, die die Tischdecke in rund vier Monaten angefertigt haben, sind alle namentlich bekannt, denn es gibt eine Begleiturkunde, die alle 60 Damen unterschrieben haben. Die Decke verweist auf die zwölf Stationen der unfreiwilligen Reise des Landungstrupps. In der Deckenmitte umrahmt eine ringförmig angelegte Widmung das Emder Wappen, das „Engelke up de Mür“.


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