Farbenpracht und Düsternis

Emden. Die Kreuzigung war das Thema der fünften Passionsandacht unter dem Titel „Sehnsucht nach Frieden“, zu der die lutherischen Gemeinden in Emden und das Ostfriesische Landesmuseum in den Rummel des Rathauses am Delft eingeladen hatten. Wieder stand ein Bild aus dem zehnteiligen Zyklus von Hans II von Coninxloo im Mittelpunkt. Den Zyklus hatte dieser um 1600 als Auftragsarbeit für die Kapelle der Burg Berum gemalt. Berum war damals der Witwensitz der lutherischen Katharina Wasa, die mit Edzard II. verheiratet war.

Hans II van Coninxloo: Die Kreuzigung, um 1600

Das Gemälde mit der Kreuzigung bezeichnete Museumspädagogin Ilse Frerichs als „Höhepunkt des Zyklus“. Coninxloo, der sich wieder an einem Kupferstich von Hendrik Goltzius orientiert, stellt fünf farbenprächtig gekleidete Männer in den Vordergrund der Szene. Diese seien als Soldaten zu identifizieren, die um das Unterkleid Jesu würfeln. Die Kreuzes-Szene selbst ist in den Hintergrund gerückt und vor einen Himmel gestellt, der völlig aus den Fugen geraten zu sein scheint.

Ilse Frerichs sieht die Menschen im Vordergrund, die das Geschehen nicht wahrnehmen, als Symbole von Ignoranz und Gleichgültigkeit, das Sitzen und das Würfeln als Zeichen der Verachtung. Werte, die auch Pastor Heiner Dorkowski bei seiner Andacht in den Blick nahm. Er teilte das Gemälde in zwei Zonen: vorne „blühendes Leben“, im Hintergrund „Vergehen und Tod“. Er sah in dem Würfeln um die Kleidung des Verurteilten den „gesellschaftlichen Tod“.

Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung lag bei Brigitte Höhn am E-Piano und Daniela Dammert (Sopran). Die beiden hatten geistliche Werke des englischen Komponisten John Rutter ausgewählt, die in ihrer Ausprägung als „Segen“ oder „Gebet“ die heftige Wirkung des Gemäldes behutsam milderten.