Ein wachsames Auge auf die Demokratie!

Emden. Es war nur eine kurze Gedenkveranstaltung in der Johannes a Lasco Bibliothek anlässlich des 79. Jahrestages der Zerstörung der Stadt. Dies geschah auch mit Blick auf die Wiedereröffnung des Bunkermuseums, das am 6. September 2023 mit einer kleinen Zeremonie auf der Bunkertreppe seine Pforten wieder öffnete. Innerhalb von vier Monaten waren die Brandschutzauflagen erfüllt und der geforderte Fluchtweg über ein Außentreppenhaus installiert. Eine Gedenkminute erinnerte an alle Toten von Kriegen. Das angekündigte Glockengeläut aller Emder Kirchen unterblieb jedoch kommentarlos.

In der Bibliothek stand nach einer Andacht die Rede des Oberbürgermeisters im Mittelpunkt. Tim Kruithoff erinnerte an die schwere Erschütterung der Menschen angesichts von 409 Toten, von fünf Kriegsjahren mit 80 Angriffen auf die Seehafenstadt und an jene 181 Bomber, die innerhalb weniger Minuten die Innenstadt zerstörten. Das habe Spuren hinterlassen, Todesangst, Enge, Geräusche, Gerüche, die nicht mehr aus dem Kopf der damals in Emden lebenden Menschen wieder herausgekommen seien. „Ein Krieg, der von deutschem Boden ausgegangen war, kehrte nach Deutschland zurück.“

Aber das Gedenken des Tages gelte allen Opfern aller Kriege, sagte Kruithoff und erinnerte an die Ukraine. Er verwies aber auch an das letzte Jugendlager in Saint-Désir-de-Lisieux, bei dem junge Russen, Ukrainer und Emder in schöner Gemeinsamkeit die Gräber des Soldatenfriedhofs in Ordnung gebracht hätten. Das Miteinander in Frankreich habe gezeigt, wie einfach, unkompliziert und schön das Leben sein könne. Und Kruithoff zitierte die Satz, dass ein ungerechter Frieden besser sei als ein gerechter Krieg. „Halten wir ein wachsames Auge auf die Demokratier“, mahnte er und appellierte: „Das sind wir den Opfern schuldig!“