Musikalische Schätze in voller Pracht

Emden. Die letzte Sonntagsmatinée des Jahres findet am 3. Advent, 17. Dezember, um 11.30 Uhr in der Johannes a Lasco Bibliothek statt. Gestaltet wird die Veranstaltung in dem von Kerzen erleuchteten Mittelschiff von vier Sängerinnen und Sängern sowie von fünf Instrumentalisten. Unter dem Motto „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ ist Musik von Johann Kuhnau (1660 bis 1722), Philipp Heinrich Erlebach (1657 bis 1714) und Giovanni Battista Martini (1706 bis 1784) zu hören.

Spielt am 17. Dezember in der Johannes a Lasco Bibliothek das Cembalo: Roxana Neacsu (Cembalo). Bild: privat

„Das Programm bildet nicht nur die adventliche bzw. weihnachtliche Stimmung ab, sondern bringt musikalische Raritäten und verborgene Schätze zum Erklingen“, erläutert die Initiatorin der Reihe, die Sopranistin Vilma Pigagaite. So sei das „Magnificat“ (1747) von Martini erst im Jahr 2008 transkribiert worden. Die Kantate „Uns ist ein Kind geboren“ erschien zuerst als anonyme Komposition. Später habe man sie Bach zugeschrieben, bis eine genauere Analyse Johann Kuhnau als Schöpfer feststellte. „Die Werke von Erlebach sind ebenfalls schwer zugänglich und vielfach nur handschriftlich überliefert.“

Es handle sich also um drei Komponisten, deren Werke größtenteils handschriftlich überliefert wurden, was sie für die nachfolgenden Generationen schwer zugänglich machte. Nur dank des vorangegangenen Einsatzes verschiedener Musikwissenschaftlicher in Bologna, Rudolstadt, Leipzig u. a. und der Übertragung der Hand- bzw. Abschriften in das heutige musikalische Notierungssystem könnten die „vergessenen musikalischen Schätze wieder ihre volle Pracht in der Johannes a Lasco Bibliothek entfalten“.

Erlebach stelle unter seinen Kollegen eine Ausnahmeerscheinung in der Musikwelt des Barock dar. Er habe viele stilistische Gemeinsamkeiten mit den Komponisten seiner Zeit, doch kombiniere er seine protestantisch geprägte, biblisch grundierte kompositorische Erzählweise in den geistlichen Vokalwerken mit den Anklängen der Hofmusik aus Frankreich und reichere sie mit eigenen Einfällen an, hat Vilma Pigagaite durch intensive Beschäftigung mit seinen Werken entdeckt. „Farbenreiche Orchestrierung, klare Formen und Kantabilität runden den kompositorischen Stil ab.“

Die im Adventskonzert erklingenden Werke von Erlebach können in handschriftlicher Fassung im Portal „imslp“ eingesehen werden. Außerdem liegen sie in gedruckter Form bereits vor. Die Manuskripte für die am Sonntag erklingende Triosonate und die Ouvertüren-Suite hat die Bibliothek kürzlich erworben. „Für die Sonntagsmatinée am dritten Advent 2024 haben wir es uns zum Ziel erkoren, die nur handschriftlich überlieferte Weihnachtskantate „Fürchtet euch nicht“ in moderne Notenschrift umzuschreiben und aufzuführen“, kündigt die Sängerin an, die sich – ebenso wie ihre Kollegen – der Historischen Aufführungspraxis verschrieben hat.

► Ausführende sind: Vilma Pigagaitė (Sopran), Katharina Padrok (Alt), Jens Lauterbach (Tenor), Daniel Kemminer (Bass), Daria Doliuk und Guido Eva (Barockviolinen), Isabel Röbstorf (Barockoboe, Blockflöte), Miriam Griess (Barockcello) und Roxana Neacsu (Cembalo)
► Im Anschluß an das Konzert wird Glühwein angeboten
► Eintritt: 15 Euro, erm. 7,50 Euro, Kinder bis zwölf Jahren haben freien Eintritt