Emder Schiffspokal in Münchner Ausstellung

Emden. Das Ostfriesische Landesmuseum hat ein markantes Objekt des Emder Ratssilbers an das Bayerische Nationalmuseum in München verliehen. Das berichtete Oberbürgermeister Tim Kruithoff im Rahmen einer Veranstaltung in der Kunsthalle.

Es handelt sich demnach um den Schiffspokal der Sammlung, der nun Bestandteil der neuen Münchner Ausstellung „Traumschiffe der Renaissance. Schiffspokale und Seefahrt um 1600“ ist. Diese wird am 25. April eröffnet und ist dann bis zum 1. September im Schatzhaus an der Eiswelle zu sehen.

Historische Aufnahme des Emder Silberschatzes. Der Schiffspokal ist rechts zu sehen

Der Emder Pokal stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und hat die Form eines zweimastigen Schiffes mit aufgespannten Segeln. Das silberne und teilweise vergoldete Stück ist 34 Zentimeter lang und 68 Zentimeter hoch. Es ist, so schreibt es Heinrich Siebern in dem Inventar „Die Kunstdenkmale der Stadt Emden“ von 1927, mit getriebenen Darstellungen von Tritonen, Meerweibern und Delphinen bedeckt und wird von einem doppelschwänzigen Meerweib „auf sockelartigem ovalen Fuß“ getragen. Auf dem hinteren Deck sitzen acht Zecher.

Trinken kann man aus dem Pokal auch, indem man das Vorderdeck mit Mast und Schiffsschnabel abnimmt, schreibt Siebern. Er zweifele indes daran, dass der Pokal ein Geschenk der Königin Maria von Schottland an die Stadt Emden gewesen sei. Wohl habe die Stadt zu jener Zeit einen Gesandten in Schottland gehabt, der mit einer goldenen Kette beschenkt wurde. „Die Überbringung eines so kostbaren Geschenkes wird aber mit keinem Wort erwähnt“, heißt es in dem Inventar-Text.

Der Trinkpokal wird von einem doppelschwänzigen Meerweib auf sockelartigem ovalen Fuß getragen. Rechts auf dem hinteren doppelstöckigen Deck vergnügen sich die acht Zecher

Das Bayerische Nationalmuseum beurteilt die schiffsförmigen Trinkgefäße und Tafelaufsätze als „außergewöhnlichste Schöpfungen der Goldschmiedekunst um 1600“. Sie seien Symbole der Macht im globalen Zeitalter, erzählten von höfischer und patrizischer Tafelkultur. Und in einem Begleitband zur Ausstellung heißt es, dass die Beliebtheit der Schaustücke mit der zeitgenössischen Bedeutung von Schiffen zusammenhing, die „ebenso Sinnbilder für den im globalen Seehandel erworbenen Reichtum wie auch für die Machtansprüche von Handelshäusern und Herrscherdynastien auf den Weltmeeren und fremden Kontinenten“ gewesen seien.

Kurator der Ausstellung ist Frank Matthias Kammel, Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums. Neben den Pokalen zeigt er Arbeiten des Kunsthandwerks, Gemälde, Grafiken, kostbaren Manuskripte, Karten und Navigationsinstrumente, verbreitetste Schiffstypen und begehrteste Handelsgüter.

► Von Kammel wird auch ein Buch veröffentlicht, das den Titel der Ausstellung trägt. Es umfasst 300 Seiten, etwa 300 Abbildungen und kostet 49 Euro