„Den Reformierten ein freundliches Gesicht geben“

Susanne Bei der Wieden aus Frankfurt wurde im ersten Anlauf mit großer Mehrheit zur Kirchenpräsidentin gewählt

Von Ina Wagner

Emden. Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche hat mit großer Mehrheit digital ihre erste Kirchenpräsidentin gewählt. Mit 46 von 61 Stimmen wurde Dr. Susanne Bei der Wieden (54) ins Amt gehoben. „Ich hatte auf ein eindeutiges Ergebnis gehofft. Das ist wichtig“, zeigte sich der Vorsitzende der Gesamtsynode, Präses Norbert Nordholt, im Anschluss an den ersten und einzigen Wahlgang erleichtert. Er sei nunmehr ein „glücklicher Präses.“

Susanne Bei der Wieden war, wie auch die zweite Bewerberin Sabine Dreßler, in der Johannes a Lasco Bibliothek zugegen. Sie betonte in ihrem Vortrag vor der Gesamtsynode ihren vordringlichen Willen, den „Reformierten ein freundliches Gesicht zu geben“. Zudem wolle sie als Kirchenpräsidentin nicht aufhören, Pfarrerin zu sein. Dabei sei ihr das „wertschätzende Zuhören“ besonders wichtig.

Nach der Wahl: Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden und der Präses der Evangelisch-reformierten Kirche, Norbert Nordholt. Bild: Preuß

In ihrer gut halbstündigen Vorstellungsrede nahm sie ein weites Spektrum zwischen Diakonie, Theologie, den Gemeinden und Kirchenmitgliedern in den Blick und vergaß auch nicht „das Tafelsilber der Reformierten“, die historischen ostfriesischen Kirchen mit ihrer „wunderschönen Orgellandschaft“ zu erwähnen.

Ihre eigene Aufgabe sieht sie vor allem darin, Rahmenbedingungen für die vielen engagierten Menschen innerhalb der Kirche zu schaffen, finanzielle Spielräume auszuloten, repräsentative Aufgaben – auch innerhalb der Evangelischen Kirche Deutschlands und der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa – mit dem Ziel der Vernetzung wahrzunehmen, ökumenische Aufgaben zu bewältigen, einzuladen, Gesicht zu zeigen, zu vermitteln, den religiösen Zusammenhalt – mit Christen, aber auch mit Juden „und möglichst auch mit Muslimen“ – zu stärken. Das Amt der Kirchenpräsidentin sieht Susanne Bei der Wieden vor allem vor dem Hintergrund ihrer Kenntnisse der Arbeit in Gemeinden von der Basis her. Dessen ungeachtet versteht sie ihr Amt ausdrücklich aber auch als ein politisches, „aus den Evangelien heraus“. Nur dürfe keine Rede „ex Cathedra“ erfolgen, sondern man müsse alle Stimmen hören und miteinander ins Gespräch kommen.

Präses Nordholt verwies darauf, dass er mit Susanne Bei der Wieden bereits seit etwa einem Jahr in regelmäßigem Kontakt gestanden habe, lobte deren „brillanten Vortrag“, die abgewogenen Antworten auf die Fragen der Synodalen, nannte sie einfühlsam und kompetent.

Die Amtsübernahme soll laut Pressestelle Anfang September erfolgen, Der derzeitige Amtsinhaber, Dr. Martin Heimbucher, tritt im Juli in den Ruhestand. Wann der Einführungsgottesdienst für Susanne Bei der Wieden stattfindet, steht noch nicht fest.
Die zweite Bewerberin, Sabine Dreßler, bekam bei der Wahl 14 Stimmen. Einer der insgesamt 61 Gesamtsynodalen beteiligte sich nicht an der Wahl.


Susanne Bei der Wieden
– 1966 – geboren in Darmstadt
– Studium der Evangelischen Theologie in Wuppertal und Göttingen
– Theologisches Examen in der Westfälischen Landeskirche
– Vikariat in der Kirchengemeinde Kinzenbach bei Gießen
– 1997 – Promotion über die Predigten des Reformators Martin Luther im Jahr 1522
– 1999 bis 2003 Lehre am Reformierten Seminar für pastorale Aus- und Fortbildung in Wuppertal
– seit 2003 – Pfarrerin der evangelisch-reformierten Gemeinde Frankfurt/Main
– seit 2003 – Mitglied der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHn)
– seit 2009 – stellvertretende Synodenpräses

Susanne Bei der Wieden ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter