Rasanter Auftritt, der auch leise Töne beherrschte

Drei Orchester gastierten am Donnerstag im Rahmen der „Woche der Militärmusik“ in der Nordseehalle

Emden. Es mag ein Zufall gewesen sein, aber als ganz zum Schluss alle drei Militärorchester unter Leitung von Oberst Thomas Klinkhammer gemeinsam klassische Märsche spielten, da wurden Erinnerungen wach. Denn es erklang unter anderem des „Großen Kurfürsten Reitermarsch“. Diesen wohl schönsten aller Märsche hatte einst das ABC Abwehrbataillon 110 „Das Ostfriesische“ zu „seiner“ Erkennungsmelodie gemacht. Und so war das längst außer Dienst gestellte Bataillon unversehens in das Programm eingebunden. Eine schönere Hommage an eine Zeit, als Emden noch Garnisonsstadt war, lässt sich kaum denken.

Doch die Märsche, die von dem mächtigen Gemeinschaftsorchester – zusammengefügt aus rund 150 Mitgliedern des Heeresmusikkorps Hannover, des Luftwaffenmusikkorps Münster und des Marinemusikkorps Wilhelmshaven – gespielt wurden, waren nur eine Seite des Benefizkonzertes. Da gab es auch Beiträge, die ganz fein und gefühlvoll erklangen, bei denen nicht die Trompeten und Pauken im Vordergrund standen, sondern die Holzbläser die Richtung vorgaben.

Das ist eben die andere Seite der Orchester – die vielfältigen Möglichkeiten, mit Einflüssen des Jazz oder lateinamerikanischen Rhythmen zu spielen. Damit gestalteten sie Klangbilder, die den Abend höchst abwechslungsreich werden ließen. Besondere Erwähnung müssen auch die wunderbaren Arrangements finden, die die Ensembles für sich nutzten.

Das Heeresmusikkorps Hannover begann unter der Leitung von Oberstleutnant Martin Wehn mit Operettenmelodien aus der „Lustigen Witwe“, darunter Ohrwürmer wie das Vilja-Lied oder der Marsch „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“. Ganz entzückend dann eine Folge mit Kinderliedern, die mittels unterschiedlicher musikalischer Mittel verfremdet, aber auch akustisch intensiviert wurden – etwa wenn der „BiBaButzelmann“ jazzig daherkommt oder die Mühle am rauschenden Bach mittels Percussion zum Klappern gebracht wird.

Einen eigenen, schnell erkennbaren Sound präsentierte das Luftwaffenmusikkorps aus Münster. Das Orchester beginnt mit einem Schlagzeugsolo, die Musiker kommen auf die Bühne und entwickeln die percussive Vorgabe weiter, erst dann hechtet Major Alexander Kalweit sportlich flott auf die Bühne. So energiegeladen wie der Beginn entwickelt sich auch das Programm – mit „Cabaret“, dem Jazzstandard „Tangerine“ oder Teddy Stauffers „Goody, goody“.

Vor drei Jahren gegründet: das Marinemusikkorps Wilhelmshaven unter Leitung von Fregattenkapitän Matthias Prock. Jetzt ging es ums Maritime: mit einem hinreißenden Medley aus Seemannsliedern unter dem Titel „Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise“. Da tummelten sich der drunken Sailor, Jonny, der auf See entschwindet, und die Liebe der Matrosen. Und mit einem Mal blitzte ein Akkordeon aus dem Meer an Blech- und Holzbläser hervor, was ein außerordentlich wirkungsvoller Effekt war. Zum Schluss griff auch Prock selber zum Akkordeon und konzertierte gemeinsam mit dem Ensemble-Mitglied. Das Publikum reagierte enthusiastisch auf das Duo und verlangte nach mehr. Da kam Stimmung auf. Und die dürfte sich auch halten, denn die Wilhelmshavener werden – in der Nachfolge des Marinemusikkorps Nordsee – wieder das Emder Adventskonzert gestalten – am 11. Dezember 2023 in der Martin-Luther-Kirche.

Zu Ende ging das Konzert mit der Nationalhymne, die gemeinschaftlich gesungen wurde. Auch das das höchst schlüssige Ende eines Konzertes, das neben den militärischen auch den samtigen, herausfordernden, feschen Ton perfekt beherrschte. Der Erlös des Abends kommt der musischen Früherziehung und dem Kinderschutzbund zugute, erklärte Oberbürgermeister Tim Kruithoff. Er sprach sich eingangs für die Bundeswehr aus, die „unverzichtbar“ sei und der man „uneingeschränkten Respekt“ zollen müsse.