Wunderhübsche Einblicke in die Alte Musik

Weener. So etwas bekommt man auch im kulturreichen Ostfriesland selten zu hören: Musik des Mittelalters und der Renaissance – geistliche Gesänge, weltliche Lieder und Tänze.

Realisiert wurde dies vom Ensemble „Schnurrpfeyferey“ und der jungen Sopranistin Agnes van Laar. Der Garten des Organeum in Weener war dabei voll besetzt. Mehr als 60 Interessierte hatten sich zu diesem letzten Open-Air der Saison eingefunden und genossen bei schönstem Sommerwetter die schlichten Weisen und lebhaften Tanzmusiken der Zeit zwischen dem 12. und dem 16. Jahrhundert. Darunter befanden sich reizvolle Juwelen der frühen musikalischen Kunst – etwa das Auftaktlied, der älteste überlieferte Kanon der Musikgeschichte „Sumer is icumen in“ (England, 14. Jahrhundert). Trotz seines Alters zeichnet sich das Lied durch Leichtigkeit und einen volksliedhaften Ton aus.

Die „Schnurrpfeyferey im Kostüm und Sopranistin Agnes van Laar auf der Terrasse des Organeum

Schlicht ist die Melodieführung in den meisten der Beiträge, die Hajo Wienroth (Renaissance-Traverso und Schlagwerk), Marie Wienroth (Rebec – mittelalterliche Vorläuferin der Geige -, Renaissance-Traverso und Schlagwerk) und Ute Schildt (Renaissance-Laute) präsentierten. Doch sind diese dafür sehr melodisch und eingängig. Dazu zählte etwa das stark rhythmisierte „Cuncti Simus“ (um 1399, Katalonien) oder die Gesänge der Marienfrömmigkeit, von denen beispielhaft „Polorum Regina“ oder „O Virgo Splendens“ genannt seien. Anders als die Instrumentalstücke sind die Lieder vielstrophig und entsprechend länger. Während die frühen Gesänge und Musikstücke europäischen Geist atmen und nicht wirklich bestimmten Ländern zuzuordnen sind, wirken die späteren Werke schon deutlich differenzierter – etwa die französischen Tänze des 16. Jahrhunderts.

„Schnurrpfeyferey“ ist ein mittelalterlicher Begriff für „Überflüssiges“ oder „Tand“. Was das kleine Ensemble, dessen dezent klingende Instrumente doch so viel Wirkung erzeugten, leistete, war allerdings weder das eine noch das andere. Es ergab sich ein höchst feiner Einblick in eine farbenreiche Epoche. Nein, das Mittelalter war in diesen Beiträgen keineswegs eine „düstere Zeit“. Und auch die Renaissance hinterließ einen höchst heiteren Eindruck. Gepaart mit dem Aufenthalt im Freien gewährte das kleine Konzert einen wunderhübschen Einblick in die europäische Alte Musik.