Kommentar

Eulen nach Athen

Von Ina Wagner

Wenn man nicht mehr weiterkommt – bestelle man teure Gutachter, die nichts anderes bestätigen als das, was man ohnehin seit langem weiß. Kurios? In der Tat!

Nun hat die Stadt – mal wieder – ein Gutachten in Sachen Ostfriesischem Landesmuseum erstellen lassen (Bericht unten). Und was ist dabei herausgekommen? Nichts Neues, so kann man feststellen. Die aus dem Gutachten ersichtliche Mängelliste hätten die Mitarbeiter des Hauses genauso gut zusammenstellen können – ohne zusätzliche Geldausgabe. Unbefriedigende Eingangssituation zum Museum? Keine Gastronomie (mehr)? Ein Magazin, das hochgradig sanierungsbedürftig ist? Eine seit 15 Jahren nahezu unveränderte Dauerausstellung? Wenig Sonderausstellungsplatz? Veraltete digitale Technik? usw. Es sind Eulen, die hier nach Athen getragen werden.

Was da auf der To do-Liste steht, lässt sich in zwei Notwendigkeiten fassen – es braucht mehr Personal und mehr Geld für die unterschiedlichsten Belange. Dieses banale Fazit bedarf keiner gutachterlichen Unterfütterung, weil es eine Tatsache darstellt.

Noch abstruser wird die Diskussion, wenn man daran denkt, dass vor einigen Jahren teuer bezahlte Gutachter in öffentlicher Sitzung in der Nordseehalle bestätigten, dass man in Emden zu viel Geld für Kultur ausgäbe, wenn man vergleichbare Städte und deren Kulturausgaben heranziehe. Ihr Rat: Man könne in Emdens Kulturbereich Einsparungen vornehmen.

Gutachten haben es an sich, Empfehlungen aus einer Fiktion heraus zu entwickeln. Glaubt wirklich irgendjemand, dass die Stadt bei all den Problemen finanzieller Art, mit denen sie zu kämpfen hat, zusätzliches Geld ins Ostfriesische Landesmuseum pumpen wird? Man hat im letzten Jahr gesehen, wie stiefmütterlich die Kultur und die Kulturschaffenden bundesweit behandelt worden sind. Da mutet das Fazit des Gutachtens geradezu zynisch an.

Nun bleibt, gespannt darauf zu warten, was künftig im Landesmuseum passiert. Nehmen wir nur einmal die Anregung eines Eingangs an der Vorderfront des Rathauses. Das wäre wünschenswert, in der Tat – allein die Erfahrung des letzten Umbaus von 2005 lehrt: Es ist unrealistisch. Das Haus steht unter Denkmalschutz, und damals gab es schon heftige Kämpfe, als nur die alte 50er-Jahre-Treppe im heutigen Rummel abgerissen werden sollte. Die Denkmalschützer bestanden auf dem Verbleib zumindest eines Teilstückes. Basta!

Zudem: Ein Museum kann man inhaltlich interessant und kenntnisreich betreiben, aber es ist keine eierlegende Wollmilchsau, in das man hineinstopft, was irgendjemandem thematisch gerade mal so in den Sinn kommt.

Es wäre wünschenswert, wenn Stadt und 1820DieKunst als Träger des Hauses – möglichst ohne weiteres Gutachten – sich erst einmal klar darüber würden, was sie mit dem Museum überhaupt erreichen wollen. Mehr junge Leute und mehr Niederländer dafür zu interessieren, es mit Technik aufzupeppen, es gebetsmühlenartig immer wieder als Europäisches Regionalmuseum zu benennen – das ist kein Konzept.

Ein dauerhaftes, solides Konzept muss sich aus dem Bestand eines Museums und den sich daraus abzuleitenden Themen ergeben. Dabei steht im Vordergrund die Verdichtung und Qualifizierung der Sammlung – auch um den Preis von Verkäufen minderwertigerer oder mehrfach vorhandener Objekte. Man muss sich auf Messen und im Handel umtun, manchmal viel Geld in die Hand nehmen, um Unikate zu erwerben und das Museum zu einem Haus mit Objekten von erlesener Qualität machen. Nur so entsteht Zukunft. Alles andere ist austauschbares Spielwerk drumherum.