Kommentar

Polyglotter Grüßaugust

Von Ina Wagner

Ähnlich unkonkret wie das Gutachten zum Ostfriesischen Landesmuseum ist nun die Stellenausschreibung der Stadt Emden geraten. Die Liste der Aufgaben, die die neue Leitung bewältigen soll, ist ellenlang und folgt ganz den Vorgaben des jüngst veröffentlichten Gutachtens. Der künftige Direktor oder die Direktorin soll also ein kommunikativ-polyglotter-digital erfahrener-umfassend vernetzter-verwaltungstechnisch versierter-konzeptionell ausgebuffter Grüßaugust mit fachwissenschaftlichem Hintergrund sein, wobei auch Ethnologen zur Bewerbung aufgefordert sind – vermutlich um die sonderlichen Ostfriesen als indigene Bevölkerung in rechter Weise museal darstellen zu können.

Wenn man denn nun Veränderungen will – und das ist ja wohl das Ziel der Verantwortlichen in Bezug auf die Neubesetzung der Leitungsstelle -, dann gehört vorab das Nachdenken über das, was man als Träger eines Museums wirklich will, dazu. Dazu muss man sich selber ein Bild machen von dem, was bisher war und was man verändern möchte. Aber dieser wichtige Aspekt bleibt in der Stellenausschreibung nebulös.

So nebulös wie zum Beispiel die Fragestellung, warum man die Allianz zwischen Museum und Stadtarchiv beibehalten will. Ein Archiv ist zwar wie das Museum ein Ort des Bewahrens und Erhaltens, beide brauchen auch den Publikumsverkehr, aber das Archiv ist ein ganz eigenständiger wissenschaftlicher Bereich mit eigenen Aufgabenstellungen. Dem muss auch in Emden endlich einmal Rechnung getragen werden!