Das Watt wird auf Platt erschlossen

Aurich. Der seit 2006 durchgeführte Plattdüütskmaant der Ostfriesischen Landschaft will in diesem Jahr darauf aufmerksam machen, dass die Regionalsprache auch geeignet ist, den Naturbereich des Wattenmeeres sprachlich zu erschließen. So lautet das Motto des diesjährigen Maant „Uns Wadd. Uns Platt. Uns Oostfreesland“. Das erklärte die Leiterin des Plattdüütskbüro, Grietje Kammler, am Dienstag in einer Zoom-Konferenz.

Daher arbeitet das Büro in diesem Jahr – allerdings nicht zum ersten Mal – mit der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer zusammen. Das Ziel dieser Zusammenarbeit ist klar definiert: Jedes Schulkind in Ostfriesland soll im Rahmen einer plattdeutschen Führung wenigstens einmal seinen Fuß auf den Wattboden gesetzt haben. Nach Aussagen von Wattführerin Tylke Patuschka, Leiterin des Nationalparkhauses Carolinensiel, haben sich – nach Intervention des Plattdüütskbüro – bereits 25 Klassen angemeldet, sodass es schon Kapazitätsprobleme gibt, denn so viele plattdeutsch-erfahrene Wattführer gibt es derzeit gar nicht, um die Nachfrage zu decken.

Der Leiter der Nationalparkverwaltung, Peter Südbeck, betonte, dass Wattführungen an sich schon herausfordernd seien – um so mehr auf Plattdeutsch. Gelte es doch, ein Thema von globaler Bedeutung auf seine lokale Anwendbarkeit herunterzubrechen. Derzeit gäbe es Führungen auf Plattdeutsch nur in Carolinensiel, aber man arbeite an einer Ausweitung.

Die drei Publikationen zum diesjährigen Plattdüütskmaant. Bild: Wagner

Um das ganze Programm medial aufzuwerten, hat die Ostfriesische Landschaft mit Unterstützung des Nationalparks Wattenmeer und des Vereins „Oostfreeske Taal“ drei Publikationen herausgegeben, die nachhaltig angelegt sind und über den Plattdüütskmaant hinaus Wirkung zeigen sollen. Da ist das Mal- und Zeichenbuch „Treckvögels an de Waddensee“, das die plattdeutschen Namen der Tiere vergegenwärtigt. „Eenmal Tundra un weer torügg“ heißt ein kleines Heftchen, das sich für den Schulunterricht eignet und das die enormen Reisewege aus Sicht der Vögel selbst beschreibt. Die dritte Broschüre dient als Material für den Lesestart. Es führt an die Küste, zeigt in großen Bildern und schlichten Sätzen, worum es geht – an der See, am Strand, im Watt. Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, ein Gefühl für das Silbentrennen auf Plattdeutsch zu entwickeln. Alle Angebote sind kostenlos und werden auf Anfrage an Schulen im Klassensatz abgegeben, eignen sich aber auch für den Einsatz in Kindergärten.

Zweites großes Thema des diesjährigen Plattdüütskmaant ist das Einkaufen. In Zusammenarbeit mit plattdeutsch ausgerichteten Edeka-Märkten wollen die Plattdeutschbeauftragten der Kommunen in Ostfriesland an jedem Donnerstag unter dem Motto „Inkopen up Platt – Ik gah up Böskupp!“ direkt vor Ort mit Menschen ins Gespräch kommen. Zudem gibt es immer einen Stand mit Informationen zum Thema „Plattdüütsk“. Der Anfang wird am 2. September ab 15.30 Uhr im Auricher Edeka-Markt in der Esenser Straße gemacht.

Landschaftspräsident Rico Mecklenburg erinnerte daran, dass man den Plattdüütskmaant vor 15 Jahren eingeführt habe, um den Menschen zu verdeutlichen, dass man über eine eigene, anerkannte Regionalsprache verfüge, und ihnen Mut zu machen, diese auch zu nutzen.

Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger, machte deutlich, dass der Plattdüütskmaant heute so allgegenwärtig sei, dass man an ihm in Ostfriesland nicht mehr vorbeikomme.

Weitere Angebote der Ostfriesischen Landschaft im Bereich Plattdeutsch sind der Video-Sprachkurs „Löppt – Ostfriesisches Platt für Anfänger“, der immer montags auf der Facebookseite und dem Youtube-Kanal der Ostfriesischen Landschaft erscheint und – in Kooperation mit Radio Ostfriesland – kurze Radiotrailer über „Treckvögels an de Waddensee“.

► Wegen der Pandemie ist das Programm anlässlich des Plattdüütskmaant in diesem Jahr knapper als sonst üblich. Es sind aber Lesungen und ein Konzert in Vorbereitung. Infos über das Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft, www.ostfriesischelandschaft.de