Was Bernie einst gegessen hat

Emden. In einem Kooperationsprojekt zwischen den Berufsbildenden Schulen II und dem Ostfriesischen Landesmuseum hat sich die Klasse 1 der Hotelfachschule Emden unter ihrem Fachlehrer Christian Mutter mit den Essensgewohnheiten von Bernie beschäftigt. Bernie ist der Kosename der Moorleiche von Bernuthsfeld, die im Landesmuseum in einem Sonderausstellungsbereich präsentiert wird. Sie stammt aus dem späten 7. oder frühen 8. Jahrhundert und wurde 1907 im Moor bei Tannenhausen gefunden. Die Schüler der Fachrichtung Hotel-und Gaststättengewerbe entwickelten das Konzept „Wenn Bernie einen Food-Blog hätte“ und stellten ihr Programm im Rahmen einer Pressekonferenz am 25. November vor.

Zutaten und Teile des mittelalterlichen Bernie-Buffets: die Museumspädagoginnen Evelina Peuser-Broeker, Ilse Frerichs, drei der elf Projekt-Beteiligten: Vivien Rüegg, Jan-Dirk Schmitz, Gianna Thayne Braselmann sowie Studiendirektor Gero Conring

Sinn und Zweck der Aktion ist eine nachhaltige Kulturförderung für Schüler. Ihnen sollen Wege in die Kultur – also auch in die Museen – geebnet werden. Hinter dem Projekt „Schule: Kultur!“ stehen das niedersächsische Kultur- und Kultusministerium sowie die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Niedersachsen, die das Projekt mit 4500 Euro fördern.

Die elf jungen Leute, die alle schon praktische berufliche Erfahrungen mitbringen, seien „Feuer und Flamme“ für die ungewöhnliche Aufgabe gewesen, sagt der einzige Koch der Gruppe, Jan-Dirk Schmitz. Bei den Recherchen bildete ein Buch die Grundlage. „Veranderung van Spijs“ bot nicht nur einen ersten Zugriff auf die überhaupt im frühen Mittelalter bekannten Nahrungsmittel, sondern auch erste einfache Rezepte. Doch das Ziel der Beteiligten war weiter gesteckt. Sie wollten nicht nur Gerichte nachkochen, sondern auch modern aufbereiten. Also stürzten sie sich zielgerichtet in die Arbeit.

Am Beginn des Projektes im September stand ein Brainstorming, aus dem sich die Idee für den „Foodblog“ herauskristallisierte. Zunächst wurden ein geeignetes Logo und ein Slogan gesucht. „Berne is back“ war das erste Ergebnis. Dann entwickelten sich die Rezepte. So wurde etwa Eichelmehl besorgt, um daraus Brot zu backen. Das sei eine aufwendige Arbeit gewesen, versichern die Beteiligten. Zudem war es auch teuer. Immerhin kostet 100 Gramm Eichelmehl rund vier Euro. Man habe sich diese Ausgaben nur vor dem Hintergrund der Förderung leisten können.

Eine andere Ausgabe bezog sich auf einen Gärballon, den die Klasse kaufte, um damit Met zu produzieren. Denn ihr Projekt, das sich jetzt seinem Ende nähert, mündet in einen Abschlussabend, bei dem einem handverlesenen Kreis von Gästen das Mittelalter-Menü vorgestellt wird. „Dabei möchten wir selbstproduzierten, warmen Met als Aperitif anbieten.“

Das Bernie-Buffet bietet: Eichel- und Nussbrot mit Griebenschmalz und gesalzener Butter (Bernies Brotzeit), sodann geschmorte Moorschweinkeule mit Schwarzbiersoße, gebratenes Zanderfilet, dazu Butter mit Wildkräutern (Bernies Beute). Weiterhin: Laugen-Serviettenknödel, Pastinakenstampf, updrögd Bohnen und alte Gemüsesorten aus Bernies Garten (Bernies Sattmacher). Als Nachtisch ist gebratener Apfel aus Bernuthsfeld vorgesehen, getoppt von karamellisierten Nüssen und gerösteten Maronen mit Vanillesoße (Bernies kleine Sünden).

Es habe damals, als der Bernuthsfelder lebte, nur eine beschränkte Lebensmittelpalette gegeben, und man habe eben ausprobieren und zusehen müssen, daraus kreative Lösungen zu entwickeln und etwas Schmackhaften zu kreieren, sagen die Beteiligten. Als „moderner“ Anteil wurden etwa Gewürze eingesetzt. Warum aber Süßwasserfisch? Darauf wissen die Museumspädagoginnen Ilse Frerichs und Evelina Peuser-Broeker die Antwort. Der Mann von Bernuthsfeld war im Rahmen eines umfangreichen Projektes zwischen 2011 und 2016 von rund 50 Wissenschaftlern interdisziplinär untersucht worden. Dabei hatte sich herausgestellt, dass seine letzte Mahlzeit Süßwasserfisch war. Womöglich sei er auch selber Fischer gewesen.

Bis zum Schuljahresende soll es zwei weitere Projekte zwischen Museum und Berufsbildender Schule geben, sagte Studiendirektor Gero Conring. So sollen die Info-Täfelchen neben den ausgestellten Objektes des Museums ins Englische übertragen werden. Zuständig ist hier Lehrerin Astrid Ensslin. Außerdem will sich eine Metall-Klasse unter Leitung von Fachlehrer Claus Weißenborn mit alten Techniken der Metallverarbeitung beschäftigen.

► An dem Bernie-Projekt waren folgende Schülerinnen und Schüler beteiligt: Pamela Alice Auslitz, Gianna Rhayne Braselmann, Sarah Korth, Janina Leis, Ubbo Rösing, Vivien Rüegg, Jan-Dirk Schmitz, Elena-Lara Sirpas, Maxi-Lisane Sirpas, Lennart Temme, Christin Walter.