Kunstgeschichte war seine Leidenschaft

Zum Tod von Dr. Helmut Eichhorn

Emden. 29 Jahre lang war Kunsthistoriker Dr. Helmut Eichhorn in Emden im Dienst. Sein Revier: die Kultur im weiten Sinne, denn als Chef des Ostfriesischen Landesmuseums hütete er ein kulturhistorisches Museum, dessen Inhalte von bildender Kunst bis zu Rüstungen, von mittelalterlicher Plastik bis zu Schiffsmodellen reichte. Doch Eichhorn agierte nicht nur als Direktor des Museums. Gleichzeitig hatte er die Aufgaben als Leiter des bedeutenden städtischen Archivs und die des Kulturamtsleiters zu erfüllen. Zudem arbeitete er für die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer, indem er etwa die Reisen der Kunst kenntnisreich begleitete oder Vorträge hielt. So bewegte sich Eichhorn in dem multi-kulturellen Universum einer kleinen Stadt.

Helmut Eichhorn wurde 1932 in Kreiensen (Stadt Einbeck), geboren. In Bad Gandersheim bestand er das Abitur und ging dann nach Göttingen, wo er zunächst ein Lehramtsstudium aufnahm – mit den Fächern Latein, Griechisch und Geographie. Nach dem Referendariat studierte er erneut – dieses Mal Kunstwissenschaft – und promovierte 1968 zum Thema „Der Thorvaldsen-Schüler Heinrich Kümmel aus Hannover“.

Kunstgeschichte war und blieb künftig seine Leidenschaft. Im Jahr der Promotion trat Eichhorn seinen Dienst in Emden an. Er fand ein seinerzeit modernes Haus vor, war das Rathaus als Ostfriesisches Landesmuseum doch erst sechs Jahre zuvor eröffnet worden. Eichhorn organisierte mit den Jahren eine Vielzahl von Ausstellungen mit ostfriesischen Künstlern oder solchen, die Ostfriesland künstlerisch verbunden waren – Jan Temme, Hermann Schauten, Dirk Huisken, Karl Otto Welbers, Gerd Gramberg. Aber auch darüber hinaus gab es Präsentationen mit Kunst von Otmar Alt, Franz Radziwill, Wilhelm Busch, Marc Chagall.

Es gab Ausstellungen zur Kunst der Goethezeit, zum Buchdruck, zu Keramiken. Eichhorn war es auch, der dem jungen Ricardo Fuhrmann, Enkel und Sohn einer 1938 nach Argentinien geflüchteten jüdischen Familie, eine erste Ausstellungsmöglichkeit im Rathaus-Festsaal gab. Eichhorn gründete und richtete die Weihnachtsausstellungen aus, an denen sich Laien wie Amateure mit ihrer Kunst beteiligen konnten. Dieses Format hatte mehr als 30 Jahre Bestand und fand enorme Resonanz.

Darüber hinaus war Helmut Eichhorn aber auch in die kulturellen Belange Ostfrieslands eingebunden. So gehörte er zu den Mitbegründern der Ostfriesischen Graphothek, einer Einrichtung, in der jeder Bürger Kunstwerke auf Zeit ausleihen konnte. Er gehörte dem Vorstand der Greetsieler Woche an, war Mitglied im Stiftungsrat der Kunsthallen-Stiftung Henri und Eske Nannen. Und schließlich gründete er 1993 den Martin-Faber-Kreis, eine Gruppe von Kunst-Enthusiasten. Da Eichhorn selber künstlerisch tätig war, gehörte er bald nach seiner Ankunft in Emden dem Bund bildender Künstler (bbk) als Mitglied, später zeitweilig auch als Vorstandsmitglied an.

Solche Form der Betätigung im kulturellen Bereich musste auffallen, und so verlieh die Ostfriesische Landschaft ihm schon 1977, also vor 46 Jahren, das Indigenat. Als Eichhorn, der während seiner Dienstzeit als Dozent an der Universität Oldenburg tätig war, 1997 in den Ruhestand trat, sah er für seine kunsthistorische Leidenschaft ein neues Betätigungsfeld. Er wurde Dozent an der Hochschule Emden-Leer. Und die würdigte im letzten Jahr auch Eichhorns 90. Geburtstag mit einer Feierstunde im kleinen Kreis.

Nun ist Dr. Helmut Eichhorn verstorben. Er wurde 91 Jahre alt.