Ein Förderverein feiert Geburtstag
Emden. Es sei kein richtiges rundes Jubiläum, aber doch ein Ereignis, das man bedenkenswert nennen dürfe, meint der Vorsitzende des Freundes- und Förderkreises des Ostfriesischen Landesmuseums e.V.,Dr. Gerold Eilers. Und verweist auf die Gründung des Kreises zu Beginn des Jahres 1987.
Der Verein ist also in in diesen Tagen 35 Jahre alt geworden – und ist nach wie vor bestrebt, seinen satzungsgemäß verankerten Zweck unvermindert zu verfolgen. Dieser ist darauf gerichtet, dem Museum die Anschaffung bedeutsamer Kunst-Gegenstände zu ermöglichen und damit für den nicht vorhandenen Ankaufsetat des Museums einzutreten.
Wie dringlich die Einrichtung des Förderkreises war, beschreibt der damalige Museumsdirektor Dr. Helmut Eichhorn in einer Broschüre, die zur Gründung des neuen Vereins herausgegeben wurde, und in der er erklärt, warum man den Kauf musealer Objekte in vielen Fällen aus eigener Kraft nicht realisieren konnte. Eichhorn notierte: „Schweren Herzens musste das Museum oft verzichten, weil selbst ein Betrag von 5000 Mark nicht aufzubringen war.“
Doch nicht allein museumswürdige Objekte lagen im Blick des Vereins. Der Gründungsvorstand unter dem Vorsitz von Steuerberater Eckard Egberts legte offen, dass man das kulturelle Angebot einer Region auch als Instrument der Wirtschaftsförderung sieht. Damit folgte man einem Anstoß, den auch Kunsthallenstifter Henri Nannen – sogar wissenschaftlich – untersuchen ließ: dem Zusammenhang von Kunst, Kultur und Tourismus – und damit eben auch der Frage, welche wirtschaftlichen Folgen es für eine Stadt hat, wenn ein Museum Gäste in großer Zahl anzieht.
Es gab aber auch einen kulturpolitischen Grund für die Gründung des Vereins. Sie erfolgte in einer Zeit, als das Landesmuseum seine Funktion als zentrale Sammel- und Anlaufstelle für die regionalen kunst- und kulturhistorischen Objekte zu verlieren drohte. Nach der Einführung eines „Modells zur Förderung der kulturellen Infrastruktur in Ostfriesland“ durch das Land Niedersachsen im Jahr 1975 entstanden eine Fülle kleiner Heimatmuseen. Bis 1987 waren es 26. Die Sorge, „das Landesmuseum nicht in den Schatten“ gedrängt zu sehen, war ein weiterer Grund dafür, dass sich Anfang des Jahres 24 Ostfriesen zusammenfanden, um den Förderkreis in jenem Jahr zu gründen, als das Ostfriesische Landesmuseum seinen 25. Geburtstag in den Räumen des wieder aufgebauten Rathauses feierte.
Und der Verein legte gleich los. Das erste Objekt, das finanziert wurde, war eine Schale mit preußischem Staatswappen aus dem 18. Jahrhundert. 1988 folgte Gerhard Heinrich Nanningas „Blick auf das Meer“, ein kleines Ölgemälde von 1845. Ein großes Konvolut von zwei Dutzend Zinngegenständen – von einer Kranenkanne bis zu Tröstelbierschalen – aus dem 18. und 19. Jahrhundert wurde 2003 angeschafft. Silberobjekte, Schiffsmodelle, Gemälde großer Maler wie Ludolf Backhuysen, Adolf Fischer-Gurig, Martin Faber, Julian Klein von Diepold, eine aus 10 000 Einzelstücken bestehende Sammlung des Fotografen Hans Saebens folgten. Bis 2012, dem Ausscheiden von Horst Maschmeyer als Vorsitzendem des Vereins, summierten sich die Ausgaben für Ankäufe, Zuschüsse zu Restaurierungen und Anschaffungen auf rund 300 000 Euro.
Aber die Arbeit des Vereins, der heute rund 110 Mitglieder zählt, ging weiter. Zu den jüngeren Erwerbungen gehörte das in einer Auktion ersteigerte Ölgemälde „Delft in Emden“ (datiert 1915) von Carl Österley. 2018 kaufte man eine größere Sammlung von ostfriesischem Kleinsilber. 2019 war die Restaurierung der beiden ältesten Bürgerporträts aus dem 16. Jahrhundert – Hilmar Djurken und Aleida Kleensmidt – abgeschlossen.
Auch anlässlich seines 35-jährigen Bestehens wird der Freundes- und Förderkreis des Ostfriesischen Landesmuseums zwei Objekte überreichen. Zum einen handelt es sich um einen Schlüssel der Clementiner-Bruderschaft, einer historischen diakonischen Einrichtung von 1481 (dazu Bericht unter dem Stichwort „Freunde des OLME“ vom 21. November 2021). Zum anderen wurde auf Wunsch des Museums ein Gemälde aus Privatbesitz angekauft, dass stilistisch wohl dem Marinemaler Leonhard Sandrock (1867 bis 1945) zugeschrieben werden kann.
Es „sollte nicht wieder vorkommen, dass das Ostfriesische Landesmuseum das geschichtsträchtige Werk eines bedeutenden Künstlers der ostfriesischen Region nicht erwerben kann, weil hierzu die Mittel fehlen“, erklärte der Vorstand des Freundes- und Förderkreises 1987. Bis heute wird dafür gesorgt, dass diese Erklärung auch 35 Jahre nach der Gründung des Vereins unvermindert Bestand hat.
► Kontakt über das Ostfriesische Landesmuseum Emden