„Theartic“ legt wieder los!

Die Theaterwerkstatt feiert am 19. Juni Premiere mit „Ohne mein Handy???“

Emden
. Da ist aber mächtig was los auf der Bühne, wenn die Spielerinnen und Spieler von Theartic junior und dem Ensemble Theartic loslegen. Dann sprühen die Funken. Denn Regisseurin Ulrike Heymann hat sich – wieder einmal – ein Szenario ausgedacht, dass Sozialkritik ebenso beinhaltet wie viel Humor. „Ohne mein Handy???“ heißt das Stück, in dem sie dafür plädiert, stärker auf die Phantasie zu setzen. Aber auch diese Phantasie hat es in sich.

Harlekin Joe Conradi in einer Spielszene mit Karin Wilts, die als Zimmerpflanze die Ruhe weg hat. Im Hintergrund Inken Wilts als Schwester des Protagonisten.

Protagonist der Geschichte ist Niklas (Niklas Eilers) – und der ist gerade so richtig sauer. Handyverbot, Hausarrest. Als einzige Beschäftigung: Hausarbeiten. Wie soll er das bloß überstehen? Die erste Wut ist noch nicht verraucht, als merkwürdige Dinge geschehen. Vorgänge, die er sich nicht erklären, geschweige denn verstehen kann, die aber wohl alle darauf gründen, dass der Handy-Entzug ihm sonderbare Streiche spielt. Oder geht es doch um etwas ganz anderes?

Ulrike Heymann hat in bewährter Weise das Drehbuch geschrieben – es ist ihr siebzehntes. Seit 2004, zwei Jahre nach Gründung des Vereins, organisiert Ulrike Heymann das Theaterspiel. Und sie ist erfahren darin, skurrile Situationen aufzubauen und zu einem interessanten Schluss zu formen. Als Glücksfall erwies es sich, dass sie bei der Besetzung auf zwei Ensembles zurückgreifen konnte. Denn da die Aufführung bereits vor Corona geplant war, fielen mit der Zeit immer wieder Spieler aus. Nun aber hat sie ein Team von 17 Spielerinnen und Spielern auf der Bühne. „Meine supertolle Truppe“, lobt die ehemalige Musikschullehrerin voller Stolz.

Noch ahnt der schlafende Niklas (Niklas Eilers) nicht, was sich um ihn herum abspielt: Klaus Baalmann als Polizist, Wenke Wilts als Standuhr, Ben Kenja Walter als Stehlampe, Daniel Kerner als Edler Ritter, Harlekin (Joe Conradi) und ganz unten Karoline Hofmann als Frau Krimpkötter

Was ist da alles zusammengekommen? Der Edle Ritter (Daniel Kerner) im Gewand eines Musketiers, der Harlekin (Joe Conradi), der in eleganter Optik von einer Spieldose gestiegen ist, der Polizist (Klaus Baalmann), der nicht müde wird, den imaginären Verkehr zu regulieren, die Standuhr (Wenke Wilts), die über den schönen Schlag herrscht, die Stehlampe (Ben Kenja Walter) mit den drei Lampenschirmen, die Zimmerpflanze (Karin Wilts), die eigentlich am liebsten meditiert, Frau Krimpkötter (Karoline Hofmann), die ein scharfes Regiment führt, Professor Edward O. Wilson (Remmer de Vries), der sich als Ameisenforscher in seine biologischen Fragen verbeißt, und Inken (Inken Wilts), die große Schwester von Niklas – na, Sie wissen ja, wie das mit großen Schwestern so ist …

Und dann ist da noch das Heer der Schaufensterpuppen, die auch ihre ganz speziellen Probleme haben – mal werden sie aussortiert, mal besonders wertgeschätzt, immer aber tun ihnen vom langen Stehen die Füße weh. Diana Meyer, Emilia Franke, Friederike Tapper, Marika Kalkhofe, Moritz Metzner und Sara Zinaoui sind immer gut gekleidet, aber auch ziemlich eigenwillig.

Sind die etwa lebendig? Die Gruppe der Schaufensterpuppen Diana Meyer, Emilia Franke, Friederike Tapper, Marika Kalkhofe und Sara Zinaoui. Nicht auf dem Bild ist Moritz Metzner.

Wie das alles zusammenpasst, wollen Ulrike Heymann und ihr Regie-Kollege Claus Gosmann bei drei Veranstaltungen am 19., 20. und 21. Juni in der Nordseehalle zeigen – und das zur Musik von David Heymann, der als Filmkomponist tätig ist und dem Stück einen speziellen Sound verpasst hat. Dieser ist so bestimmend, dass man auf ein Bühnenbild weitgehend verzichten konnte. „Bisher wurde das Fehlen des Bühnenbildes von Probenbesuchern nicht einmal bemerkt“, sagt Ulrike Heymann, die mit der Musik ihres Neffen David hoch zufrieden ist, denn er hat ihr nicht nur Geräusche und Begleitmusik geschrieben, sondern auch – digital – ein ganzes Orchester instrumentiert. Das bedeutet aber auch, dass sie das erste Mal am Ton-Pult stehen muss. „Das ist nun wirklich eine ganze neue Erfahrung.“

Auch das Warten gehört zum Spielen hinzu. Links Regisseur Claus Gosmann


Wie arbeitet die Stückeschreiberin Heymann? „Ich habe bestimmte Themen im Kopf.“ Diese Ideen werden in die Theatergruppe gegeben und von den Spielern improvisierend erprobt. Erst wenn diese Phase erfolgreich abgelaufen ist, setzt sich Ulrike Heymann an den Schreibtisch und entwickelt das Stück weiter – und zwar in der Reihenfolge „Anfang – Schluss – Mitte“. „Man muss von Anfang an wissen, wohin das Stück führen soll.“ Erst wenn Anfang und Schluss stehen, entwickeln sich die Details und damit auch die Charaktere. Steht das Stück, beginnt die schwierigste Phase. „Man hat immer zu viele Ideen, zu viele Handlungsstränge, zu viele Personen, zu viel Text.“ Also muss gekürzt werden oder, wie Ulrike Heymann sagt: „Ich muss mich verabschieden.“ Nicht verabschieden will sie sich von der Idee, Darsteller und Besucher im Anschluss an das Theaterstück miteinander ins Gespräch kommen zu lassen.

Geplant sind drei Veranstaltungen am Sonntag, 19. Juni, um 15 Uhr, am Montag, 20. Juni, 11 Uhr und am Dienstag. 21. Juni, um 11 Uhr, jeweils in der Nordseehalle. Die Vormittagsveranstaltungen, die für Schulklassen gedacht sind, waren so rasch ausgebucht, dass Ulrike Heymann nur noch wenige Karten für „sonstige“ Interessierte vorrätig hat. Mehr als 250 Schüler musste sie schon abweisen, weil die Kontingente ausgeschöpft waren. Für die Premieren-Vorstellung gibt es indes noch Karten.

► Tickets: zehn Euro, ermäßigt fünf Euro, Reservierung: Geschäftsstelle der Emder Zeitung, Kulturevents Am Alten Markt

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