Ein Buch „over ´t Water“

Emden. Alles fließt. Alles dreht sich um ’s Wasser – zumindest wenn es nach dem Arbeitskreis ostfriesischer Autorinnen und Autoren geht. Der hat eine Anthologie mit dem Titel „Over `t Water“ ausschließlich mit plattdeutschen Beiträgen bestückt und herausgegeben, die inspiriert wurde von einem literarischen Arbeitstag an der Pünte an der Jümme. Die Texte – Prosa und Lyrik -, die dabei entstanden sind, bilden den Grundstock des 170 Seiten starken Buches, für dessen Herausgabe der Emder Autor Carl-Heinz Dirks und seine Leeraner Kollegin Traute Bohlen-Müller verantwortlich zeichnen.

Carl-Heinz Dirks mit „Over `t Water“

Das besondere: Die beiden haben auch Texte von verstorbenen Autoren in das Buch aufgenommen. „Die Geschichten und Gedichte von Marianne Brückmann, Gertrud Cramer, Johannes Diekhoff, Willrath Dreesen, Christian Eisbein, Rieks Janssen-Noort und Joost Kirchhoff sind zu schön und zu kostbar, als dass man sie übergehen sollte“, ist Dirks überzeugt. Insgesamt hat das Duo 32 Autoren, darunter zwei aus dem Groningerland, berücksichtigt und deren Arbeiten in einer ungewöhnlichen Reihenfolge präsentiert – nämlich nach den Anfangsbuchstaben der Titel.

Und so beginnt das Buch mit „Aantjeflott“ von Manfred Briese, bietet mit „Brügge“ etwas Konkrete Poesie, zeigt mit „Havenballaad ut Jeddah“ von Peter Schütt, dass sich auch ein Gespräch zwischen Seeleuten und einem Muslimen auf Plattdeutsch erzählen lässt und entführt in „Wenn ‚t Schipp mit Geld over d‘ Diek kummt …“ von Joost Kirchhoff in die harte, heile Welt der Kindheit an der Küste.

Dirks hat Spaß an solchen Projekten, da er auch selber als Schreiber aktiv ist. Gibt es Moden beim Schreiben? „Gedichte ohne Reim sind immer noch modern.“ Bei der Prosa seien kurze Texte angebracht. „Die Leser möchten nicht mehr lange Texte auf Platt lesen.“ Dass er dennoch an langen Texten hängt, sei nicht verschwiegen. Dirks ist ein Fan des Romans „Ulysses“ von James Joyce, in dem dieser seinen Protagonisten Leopold Bloom am 16. Juni 1904 durch Dublin begleitet. In 18 Episoden beschreibt der irische Schriftsteller schreibgewaltig, was Bloom an diesem einen Tag widerfährt.

„Dieser Roman hat mich schwer begeistert“, sagt Dirks, der das mehr als 800 Seiten starke Buch komplett studiert hat. „Ein faszinierendes Werk – das man einfach nicht versteht.“ Dann nahm er sich eine Interpretation vor, die die Symbole aufschlüsselte, die Joyce verwendet. Jedem Kapitel ist nämlich eine bestimmte Farbe, ein Tier, eine Wissenschaft, eine rhetorische Figur zugeordnet. Jahrelang habe er dann die Idee mit sich herumgeschleppt, seine unstillbare Neigung für diesen Roman für sich literarisch umzusetzen. Und inzwischen hat er den „Ulysses“ in eine Kurzfassung auf Plattdeutsch übertragen.

Doch zunächst geht es um die aktuelle Anthologie, die in einer Auflage von 200 Stück erschienen ist. Diese bietet ein einheitliches Schriftbild, streng nach den Richtlinien, die die Ostfriesische Landschaft entwickelt hat. „Viele Autoren glauben, dass es keine Rechtschreibe-Regeln gibt und man könne schreiben, wie es einem gerade einfällt.“ Dem sei natürlich nicht so.

Eine Empfehlung für das Buch geben übrigens die Herausgeber selber. „Over ‚t Water kannst schrieven, kannst lesen, kannst nadenken, kannst di over argern …“ Auf jeden Fall kann man es lesen!

► Over `t Water“, een plattdüütse Anthologie in Updracht van de Warkkoppel Oostfreeske Schrieverskes un Schrievers“, erschienen im Diesel Verlag Emden, 170 Seiten, 12 Euro, ISBN 978-3-934835-45-0

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