Wo jeder Tag eine Herausforderung ist
Aurich. Die Ostfriesische Landschaft hat einen Kindergarten, drei Grundschulen und eine KGS für ihr mehrsprachiges Engagement ausgezeichnet. Dass es dabei nicht nur um Plattdeutsch geht, macht Landschaftspräsident Rico Mecklenburg deutlich. Zudem verwies er darauf, dass mehrsprachige Erziehung in jungen Jahren den Weg für das Erlernen weiterer Sprachen öffne.
Mit Urkunde, Plakete und 250 Euro in bar wurden bedacht: der Kindergarten KoolmannKids aus Norden als mehrsprachiger Kindergarten, die Westerburgschule Emden und die Kooperative Gesamtschule Großefehn mit der Auszeichnung „Platt is cool“, die Grundschule Pfälzerschule Plaggenburg und die Grundschule Weener mit der Auszeichnung als mehrsprachige Grundschule.
► Im Norder „KoolmannKids“ haben von 50 betreuten Kindern 82 Prozent einen Migrationshintergrund. Insgesamt kommen sie aus dreizehn unterschiedlichen Ländern. Arabisch, Kurdisch, Türkisch, Englisch, Französisch, Vietnamesisch, mehrere arabische Dialekte und Russisch wird gesprochen. Bevor die Kinder Deutsch lernen, dürfen sie sich in ihren Heimatsprachen verständlich machen. Meistens funktioniere das zunächst vor allem mit Gestik, Mimik und Bildern, erklären Susanne Horsch-Weber als Sprachfachkraft und Katharina Meyerhoff als Pädagogische Fachkraft. Es gibt derzeit zwar eine arabische Sprecherin in den Gruppen, und der Bund unterstützt das Projekt, aber dennoch: „Bei uns ist jeder Tag eine Herausforderung.“
► Die Grundschule Weener bietet den Schülern der Klasse 1 bis 4 ein niederländisches Sprachangebot, und kooperiert mit einer Partnerschule in Leeuwarden. In Klasse 4 wird zudem Französisch angeboten, macht Inga-Katharina Meyer deutlich. Das hänge damit zusammen, dass eine Lehrerin diesen Unterricht erteilen könne. Zuvor war eine Pädagogin mit spanischen Sprachkenntnissen an der Schule gewesen. So sei es immer sehr vom Personal abhängig, welche Sprache auf dem Unterrichtsplan stünde. Derzeit profitiert die Schule von der Anwesenheit eines niederländischen Studenten, der in seiner Heimat Deutsch unterrichten wird und aktuell in Weener in das Niederländisch-Angebot einbezogen ist.
► In der Grundschule Pfälzerschule Plaggenburg, die im Sommer zur Ganztagsschule wurde, wird in einer Nachmittags-AG Platt unterrichtet. Aber auch generell ist an der Schule allerorten Platt zu hören. Denn im Musik- und Deutschunterricht sowie im Sport wird die Sprache eingesetzt, betonen Bettina Tammen und Heike Schürmann. Auch die Reinmachefrauen sprechen mit den Kindern Platt. Das alles war für die Lehrkräfte und Schüler so selbstverständlich, dass man sich gar nicht bewusst gewesen sei, „dass das etwas besonderes ist“.
► Die Kooperative Gesamtschule Großefehn kann in hohem Maße auf ihre Lehrkräfte zurückgreifen, wenn es darum geht, Plattdeutsch zu vermitteln. Von den 78 Lehrkräften sprechen 15 Plattdeutsch. Und das macht sich bemerkbar, versichern Dunja Holzhausen, Silvia Fleßner und Karola Coordes, die zur Preisverleihung in den Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft gekommen sind. In zwei Klassen werde durchgängig Platt gesprochen. Außerdem gibt es auch eine AG. Während des Plattdüütskmaant wurden verschiedene Aktionen angeboten, die mit großer Resonanz von den Schülern angenommen worden seien. „Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.“
► Auch die Westerburgschule Emden wurde ausgezeichnet. Hier wird Platt und Türkisch unterrichtet. Der Türkisch-Lehrer kommt einmal in der Woche aus Oldenburg, Platt-Unterricht erteilt Tobias Erdwiens in allen vierten Klassen. Da ist der Unterricht einmal in der Woche verbindlich.
Es hätten, so sagt Ilse Gerdes vom Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft, eine ganze Reihe von Bewerbungen vorgelegen. Doch nicht in jeder Fall sei nachgewiesen worden, dass die Mehrsprachigkeit nachhaltig unterrichtet werde. „Das muss schon mit einer gewissen Stetigkeit betrieben werden.“
Die Ostfriesische Landschaft zeichnet seit 2006 Kindergärten und seit 2008 Grundschulen für ihr mehrsprachiges Engagement aus. Die dritte Auszeichnung – „Platt is cool“ – wird seit 2010 an Schulen vergeben. Ausgezeichnet werden Einrichtungen, die sich um eine frühe mehrsprachige Erziehung ihrer Kinder oder Schüler bemühen und mehrere Sprachen in den Alltag integrieren. Die Auszeichnungen werden alle zwei Jahre vergeben. Seit 2006 wurden mehr als 50 Einrichtungen geehrt.