Eine „Eiszeit“ kommt doch noch

Emden. Zwischen dem 4. Februar und dem 5. März wird es in Emden nun doch eine „Eiszeit“ geben – allerdings in einer Kurzversion. Das kündigte Oberbürgermeister Tim Kruithoff an. Seine Mitarbeiter hätten noch bis in den späten Freitagabend hinein an der Realisierbarkeit des Ereignisses gearbeitet, sagte der OB am Sonnabend im Rahmen des städtischen Neujahrsempfanges auf dem verregneten Stadtgarten.

Regenbekleidung und Schirme beherrschten am Sonnabend das Bild beim Neujahrsempfang im Freien

Die „Eiszeit“ war zunächst der Pandemie, dann der Nutzung der Nordseehalle als Empfangszentrum für ukrainische Flüchtlinge wegen abgesagt worden. Auch in diesem Jahr sah man zunächst keine Möglichkeit, die Räumlichkeit wieder für kulturelle Zwecke zu nutzen. Es habe aber dann doch für die Flüchtlinge eine ganze Reihe von Wohnungsangeboten gegeben, sodass man die Nordseehalle auf kurze Zeit für das Eisspektakel nutzen könne – und das zu tragbaren Kosten, da die nötigen Anlagen mit modernisierter Technik versehen worden seien. Der OB schloss allerdings nicht aus, dass man wieder auf die Halle zurückgreifen müsse, wenn der Flüchtlingsstrom anhalte. Nähere Informationen über den genauen Ablauf der „Eiszeit“ sind derzeit noch nicht bekannt.

Während die beliebte Veranstaltung auf dem Eis zum Zuge kommt, ist die Perspektive für das Festspielhaus am Wall schlechter. Der Eröffnungstermin am 24. März ist offenbar nicht zu halten. Das war am Rande des Neujahrsempfangs zu hören. Derzeit wird von einem Termin Anfang Juni ausgegangen. Ursache der neuerlichen Verschiebung soll die verzögerte Lieferung der großen Glassegmente für das neue Foyers sein. In seiner Rede ging Kruithoff auf terminliche Belange nicht ein. Mit Blick auf das Festspielhaus, aber auch auf das Freibad Borssum und das Jugendzentrum Alte Post erinnerte er statt dessen daran, dass man „in Zeiten von Fachkräftemangel, Preissteigerungen und Lieferengpässen bei Baumaterialien“ lebe.

Alles eine Sache der richtigen Kleidung: OB Tim Kruithoff trotzte dem Wetter auf der klatschnassen Bühne mit Gleichmut

Mit der wissenschaftlichen Leiterin, Lisa Felicitas Matteis, sei „frischer Wind“ in die Kunsthalle gebracht worden, und im Ostfriesischen Landesmuseum gehe dessen Leiterin Jasmin Alley „neue Wege“.Mit der Ausstellung zum Unglück des Motorschiffs „Melanie Schulte“ vor 70 Jahren habe sie „ein Stück Emder DNA dramatisch in Szene gesetzt“. Besondere Erwähnung fand in der Rede auch das gleichnamige Theaterstück von Ilse Frerichs, das Regisseur Werner Zwarte derzeit inszeniert. Eine Mahnung gab es für die neue Doppelspitze des Internationalen Filmfestes Nora Dreyer und Edzard Wagenaar: „Vertragt euch!!!“

Als „Aushängeschilde für die Stadt“ benannte Kruithoff die Musische Akademie, Kulturinitiativen wie Theartic, Bauverein Neue Kirche, Singverein und lutherische Kantorei sowie die zahlreichen weiteren Chöre und Musikinitiativen der Stadt. Der Kultursommer auf dem Stephansplatz sei „ein gelungenes Experiment für gelebte Stadtkultur“ gewesen. Er gehe von einer Fortsetzung aus, auch wenn die Fördergelder des letzten Jahres in 2023 nicht verfügbar seien.

Hatten ihren Spaß beim Auftritt auf der Stadtgartenbühne: die Mixed Pickles unter Leitung von Julia Grupe-Dörr

Zusammenfassend verwies Kruithoff noch einmal auf seine Vision von Emden – als einer starken Stadt mit einer ebenso starken bürgerschaftlichen Gemeinschaft und einem „Corporate Spirit“.

Weitere Aussagen zur Emder Kultur:

► Die derzeit ausgesetzte Partnerschaft mit Archangelsk „ruht, bis es wieder Verhältnisse gibt, die einen Austausch auf offizieller Ebene möglich machen“. Gleichwohl halte man die Kontakte auf informeller Ebene aufrecht.

► „Kidsfirst“ bleibe seine Maxime, erklärte der OB und sicherte zu, dass nach dem Neubau von Kindertagesstätten – in diesem Jahr wird die Kita in Barenburg eröffnet – Investitionen in die Bestands-Kitas folgen. Aber auch die Schulen seien „in die Jahre gekommen“. Der Sanierungsstau sei identifiziert und müsse priorisiert abgearbeitet werden.

► Im Frühjahr werde man als Nachfolgeprojekt der „Aktion Saubere Stadt“ das Projekt „#emdenmacht- Die große Freiwilligenaktion“ setzen. Dabei wolle man die Bürger zur Mitveranwortung für das eigene Umfeld und für die Stadt anregen. Es gelte, „mit Kreativität und Motivation aktiv zu werden“.

► Am Stand des Fördervereins des Freibades Borssum konnten die Emder aus drei Entwürfen ihr Lieblingsmotiv für eine Außengestaltung der Fassade auswählen.

► Dank ging an das Gesangsensemble „Mixed Pickles“ und dessen musikalischer Leiterin Julia Grupe-Dörr, die mit Pep und Spaß für die musikalische Ausstattung des Empfangs sorgten.

► Mit Blick auf die Ausschreitungen in der Silvesternacht stellte Oberbürgermeister Kruithoff klar: „Wer Rettungskräfte, Feuerwehr oder Polizisten angreift, greift uns als Gesellschaft an. In Emden werden wir wachsam sein und Gewalt gegen Ordnungs- und Hilfskräfte von vornherein unterbinden.“