Plädoyer für die Amtskette

Emden. Es war nur eine kurze Wortmeldung – ganz am Ende des Formats „Edzard Wagenaar trifft …“, das am Sonntag im Rummel des Rathauses am Delft Premiere feierte. Aber Alt-Oberbürgermeister Alwin Brinkmann ließ es sich dann doch nicht nehmen, ein Thema zu berühren, das ihm offensichtlich am Herzen liegt: die Amtskette.

Darum geht es: die Amtskette von 1902, die 2002 wieder in die ursprüngliche Form mit dem Kaiserbildnis gebracht wurde

Wie berichtet, lehnt der derzeitige Oberbürgermeister Tim Kruithoff, das Tragen der Kette ab, weil im Zentrum ein Bildnis von Kaiser Wilhelm II. platziert ist. Er könne dies „nicht mit dem Idealen einer selbstbewussten kommunalen Selbstverwaltung“ in Einklang bringen, heißt es im letzten Sommer. „Insbesondere die antisemitische Einstellung des damaligen Kaisers und dessen Anbiederung an die Nationalsozialisten, sind dabei die entscheidenden Punkte für den Oberbürgermeister“, das Tragen der Kette abzulehnen. Kruithoff gab das Goldobjekt ins Ostfriesische Landesmuseum, wo es derzeit Teil des Präsentationsformates „Neu erzählt“ ist, das sich vor allem – aber nicht nur – an Kinder ab zehn Jahren richtet.

Dagegen betont Brinkmann vor dem Plenum im nahezu gefüllten Rummel, es sei für ihn stets eine „große Ehre gewesen, die Amtskette zu tragen“. Sie gehöre zum Selbstbewusstsein der Stadt und seiner Bürger. Wie hoch er den Status dieser Stadt, die durch die Amtskette repräsentiert werde, einschätzt, machte er deutlich, indem er das von ihm selbst geschaffene Akrostichon wiederholte: „Emden“ ist demnach „Eine Metropole des europäischen Nordens“.