Erster Teil der „Schatzkammer“ ist eröffnet

Aurich. Die Ostfriesische Landschaft hat am Freitag (22. September) ihr Sammlungszentrum für historisches ostfriesisches Kulturgut (ShoK) in der Kleiderkammer der ehemaligen Blücher-Kaserne in Aurich eröffnet. Statt in „unhaltbaren Zuständen“ könnten Kulturgüter nunmehr „rechtssicher“ aufbewahrt werden, sagt Landschaftspräsident Rico Mecklenburg, der zugleich nachdrücklich darauf aufmerksam machte, dass nur der erste von zwei Bauabschnitten verwirklicht werden konnte und man weiterhin Zuweisungen benötige, „schließlich kommen wir mit dem Magazin staatlichen Aufgaben nach“.

Das Band ist zerschnitten, das ShoK eröffnet: Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger, Kulturminister Falko Mohrs und Landschaftspräsident Rico Mecklenburg

Der niedersächsische Kulturminister Falko Mohrs zückte daraufhin einen Block und machte eifrig Notizen. In seinem Grußwort erweckte er die Hoffnung, dass sich womöglich im Nachtragshaushalt des Landes Geldbeträge fänden, die bisher noch nicht abgerufen wurden. Denn ihm sei klar, dass eine entsprechende Infrastruktur vorhanden sein müsse, um diese „Schatzkammer“ für die Ostfriesische Landschaft zu realisieren und die Archivalien zu bewahren.

Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger schilderte anschließend den aufwändigen Prozess, den noch sein Vorgänger im Amt, Dr. Rolf Bärenfänger, eingeleitet hatte. Doch dann habe es eine ganze Dekade gebraucht, um zumindest das erste Gebäude so umzubauen, dass „unsere Sammlungen nun endlich eine Heimstätte gefunden haben“. Die einzelnen Abteilungen der Ostfriesischen Landschaft hätten schon seit Jahrzehnten dringenden Handlungsbedarf gehabt, um die Situation bei der Lagerung der Archivalien zu entlasten. Das habe sowohl den Kostümfundus betroffen, als auch die Graphothek, die Landschaftsbibliothek und das Bildarchiv, das mittlerweile rund 120 000 Objekte umfasse. Die Sammlung historischer Möbel, Gemälde und des Kunsthandwerks sei stark angewachsen. Die Situation beim Archäologischen Dienst habe sich schließlich als so drückend herausgestellt, dass die Arbeitsfähigkeit des Teams gefährdet war. Der Bedarf an Magazinflächen wurde auf rund 3000 Quadratmeter errechnet.

Hier ist noch Platz: Magazinraum der Landschaftsbibliothek: Hanke Immega führt es vor, im Hintergrund Helmut Fischer von der Upstalsboom-Gesellschaft und Dr. Paul Weßels, Leiter der Landschaftsbibliothek

Man sei auf die Suche nach geeigneten Räumen gegangen und bei der Kleiderkammer fündig geworden. Zwei der drei Gebäude – das dritte stammt von 1939, steht unter Denkmalschutz und „kam für uns nicht in Betracht“, wie Stenger erklärte – boten mit 3125 Quadratmetern Fläche ideale Maße. Allerdings entsprachen die Häuser weder den Bauvorschriften noch wiesen sie die benötigten klimatischen Verhältnisse auf.

Archäologe Dr. Jan Kegler erläutert die Sonnenscheibe von Moordorf (ein Duplikat, das Original befindet sich im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover). Interessierte Zuhörer sind die Landschaftsräte Helmut Markus und Bernd Bornemann

Die Ostfriesische Landschaft kaufte den Komplex 2017 und finanzierte, da entsprechende Eigenmittel fehlten, das Ganze durch einen Kredit. Es begann die Phase der Antragstellungen. Bis 2020 gab es Zuwendungsbescheide in Höhe von 1,6 Millionen Euro, die Kostenschätzung lag bei 2,2 Millionen Euro. Doch dann kamen die Preissteigerungen, die für das Projekt einen Mehrbedarf in Höhe von rund einer Million Euro ergaben.

Jetzt ist auch Platz zur Präsentation: die Archäologen zeigten bei der Eröffnung besonders schöne Einzelstücke

In Absprache mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) wurde eine Einteilung des Gesamtplans in einzelne Bauabschnitte vereinbart. Dennoch ergaben sich durch Lieferengpässe immer wieder neue Verzögerungen. Im Oktober 2022 war das erste Gebäude fertiggestellt. Aber es gab keine Finanzierung für die Innenausstattung. Vor allem Regalsysteme fehlten und fehlen noch immer, wie die Besucher der Eröffnung bei einem anschließenden Gang durch das Haus feststellen konnten. „Der Vollbetrieb bedingt aber eine vollständige Ausstattung“, merkte Stenger an. Immerhin: Im Haupthaus könne man inzwischen wieder ungehindert arbeiten.