KUNST will ihr Profil schärfen

Emden. Die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer, die heute als „1820dieKUNST“ firmiert, sieht für sich weiterhin viele Aufgaben und damit entsprechenden Handlungsbedarf. Das sagten Vorsitzender Gregor Strelow und Stellvertreterin Silke Reblin in einem Gespräch mit „Kultur-in-Emden“. Dafür gibt es verschiedene Ansatzpunkte. So müsse man offen darüber reden, das Thema „Ent-Sammeln“ anzugehen. Darunter versteht man in der Branche nicht den „Rauswurf“ von Objekten, sondern einer Entwicklung, die nach planvollen Erwägungen Dinge aus dem Haus gibt, um eine Sammlung zu straffen oder einzelne Teile durch höherwertige Objekte zu ersetzen und sie damit zu qualifizieren.

Installation zum 200-Jährigen der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer, genannt 1820dieKUNST

Das „Ent-Sammeln“ funktioniert nur auf der Basis einer sehr genauen Inventarisierung aller Objekte eines Hauses, was oft aus Zeitmangel unterbleibt. „Es ist ein komplexer Prozess, der nach einem festgelegten Kriterienraster arbeitet und der viel Wissen über die Objekte voraussetzt“, sagte Strelow. Und Silke Reblin schränkt ein: „Wir sind ja alle ehrenamtlich tätig.“ Da sei der Zeitaufwand ein wirkliches Argument.

Viel Aufwand bedeute auch die Organisation der Neuen Dienstagsrunde, die ein quasi niederschwelliges Angebot für alle Interessierten bietet und zugleich demonstriert, welche Vielfalt an Themen bei den Mitgliedern aktuell sind – beruflich, aber auch als Hobby. Zudem leistet die Reihe auch einen informativen Wissensvorschub. Wo sonst hätte man Gelegenheit, sich über Möbelrestaurierung zu informieren oder über geschichtliche Themen oder über Fliesen, chinesisches Porzellan oder eben über das Sammeln und Ent-Sammeln. Diesen Vortrag hielt der Geschäftsführer des Museumsverbandes Niedersachsen und Bremen eV., Dr Thomas Overdieck, und er machte deutlich, dass man auch mal Nein sagen müsse, um eine Sammlung zu konzentrieren.

Parallel dazu hat auch die sogenannte Marketing-Gruppe innerhalb der KUNST wieder zusammengefunden und darüber nachgedacht, wie man die Mitgliederwerbung neu strukturieren kann. „Es muss eine weitergehende Strategie sein, die auch für die nächsten Generationen Gültigkeit haben kann“, versichert Strelow, der ebenso wie Silke Reblin für „Werbung auf einen Blick“ plädiert – etwa durch Ostereier, die den Aufdruck von 1820dieKUNST tragen. „Ich denke, man muss heute emotional werben, um Anklang zu finden“, ist Silke Reblin sicher.

Zu diesem Konzept gehört ebenfalls, Vortragsveranstaltung digital zu übertragen. Eine Teilhabe trotz Entfernung, nennt Reblin das Konzept. „Es ist eben schön, wenn man auch auf Reisen sich einwählen und an einem Vortrag teilhaben kann“, meint sie. Um Geschichte erlebbar zu machen, will die Gesellschaft auch theatrale Elemente einbinden. So wird das TAG Theater aus Rhauderfehn im Mai und im November mit spezifischen Themen aus der über 200-jährigen Geschichte der KUNST auftreten.

Ein ganz wichtiger Bereich bei der Gesellschaft ist der Blick auf die Provenienzforschung. Nachdem der Experte im Landesmuseum, Georg Kö, grundsätzliche Arbeiten abgeschlossen hat,
das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste seine Stelle aber kein zweites Mal verlängerte, ist man im KUNST-Vorstand gleichwohl überzeugt, dass die Arbeit an diesem Thema unbedingt weitergeführt werden müsse, da noch so viele offene Fragen bestünden – auch über Emden und Ostfriesland hinaus.