Kostüme und Kunstwerke sind umgezogen

Aurich. Die Ostfriesische Landschaft hat damit begonnen, die ersten beiden Magazine, die bisher im Landschaftsgebäude am Georgswall untergebracht waren, in das neue Sammlungszentrum für historisches ostfriesisches Kulturgut (ShoK) umzulagern. Das teilten Landschaftspräsident Rico Mecklenburg und Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Das Zentrum befindet sich in zwei Flügeln der ehemaligen Kleiderkammer der Blücher-Kaserne in Aurich.

Präsentieren einige der Kostüme, die jetzt ins SohK umgezogen sind: die Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden Oliver Löseke (Aurich-Norden), Carsten Rinne (Leer-Wittmund), Jens Jann (Emden), Landschaftspräsident Rico Mecklenburg, Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger und der Leiter der Kulturagentur, Dr. Welf-Gerrit Otto

Vom Umzug betroffen sind zunächst der Kostümfundus, der bisher im Dachgeschoß des Landschaftshauses untergebracht war, und die Bestände der einstigen Graphothek. Der Fundus umfasst rund 1000 Kostüme und eine Vielzahl an Accessoires, die Graphothek 942 Gemälde, Kleinplastiken und Druckgraphik aus den 1970er bis 1980er Jahren.

Ihm sei „ein Stein vom Herzen gefallen“, dass der Umzug nun endlich stattfinden konnte, versicherte Rico Mecklenburg, denn es sei eine schwierige Unterbringung unter dem Dach gewesen. So brauchten die Mitarbeiter des Umzugsunternehmens dann auch Fingerspitzengefühl, um den Bestand in spezielle Hängekartons zu verpacken und diese unförmigen Kisten dann durch das enge Treppenhaus zu bugsieren, berichtete Pressesprecher Sebastian Schatz, der den Umzug fotographisch begleitet hatte.


Die Kostümsammlung, die heute vor allem von Theatergruppen angefragt wird, besteht seit den 1990er Jahren. Damals hatte die Landesbühne Niedersachsen Nord Teile ihrer Bestände am Bühnenkleidung aussortiert. Darunter befanden sich nicht nur Kopien, sondern auch Originale aus unterschiedlichen Zeiten. Die Kostüme werden bei der Ostfriesischen Landschaft fachlich betreut, denn es seien ständig Ausbesserungen oder Änderungen nötig.

Im Dachgeschoss des Landschaftshauses befand sich der Kostümfundus bisher. Mit dem Umzug ist auch der Zugang zu den Textilien vereinfacht. Bilder: Sebastian Schatz, Ostfriesische Landschaft

Die Graphothek soll nach dem Umzug neu erschlossen und digitalisiert werden, um sie auch wirklich nutzen zu können, wie der Leiter der Kulturagentur der Landschaft, Dr. Welf-Gerrit Otto, sagte. Danach könne der Leihbetrieb womöglich wieder aktiviert werden. Bei einer vorgeschalteten Inventarisierung des Bestandes habe es eine Überraschung gegeben, als eine originale Arbeit des Impressionisten Auguste Renoir aufgetaucht sei. „Dieses Werk haben wir erst einmal gesichert“, sagte Matthias Stenger. Der Gesamtbestand der Graphothek wurde mit Landesmitteln angekauft und dokumentiere „den Zustand der bildenden Kunst in Ostfriesland in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts“, resümierte Stenger.

Ein dritter Bestand wird – zumindest teilweise – in den nächsten Tagen ins ShoK überstellt. Die Archäologen werden dorthin abgeben, was bereits wissenschaftlich bearbeitet wurde. Alles andere bleibt in den Räumlichkeiten des Instituts, das dem Landschaftsgebäude direkt angegliedert ist.


Die beiden Flügel der einstigen Kleiderkammer auf dem Areal der Blücherkaserne, die die Landschaft vor einigen Jahren kaufte und die mit Hilfe vieler Förderer für die neue Nutzung zubereitet wurden, bieten derzeit eine nutzbare Fläche von rund 2000 Quadratmetern. Dazu kommen rund 1000 Quadratmeter, die darüber hinaus zur Verfügung stehen, aber aus finanziellen Gründen noch nicht für eine Nutzung ertüchtigt werden konnten.

Ermöglicht wurden die jetzt erfolgten Umzüge durch eine Förderung der ostfriesischen Sparkassen, die rund 20 000 Euro für diesen speziellen Zweck überwiesen. Mit dieser Summe, die ausdrücklich für besondere Projekte reserviert ist, kann die Ostfriesische Landschaft in jedem Jahr fest rechnen. Der Grund dafür liege in den Jahren der Nazi-Herrschaft, als die Landschaftliche Sparkasse enteignet wurde, erklärte Rico Mecklenburg. Die Summe stelle quasi eine späte Entschädigung dar, sagte Mecklenburg, wobei Jens Jann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Emden, darauf hinwies, dass auch dieses Geld in jedem Jahr erst einmal erwirtschaftet werden müsse.