Gemeinsam gegen das Vergessen

Westerbork / Aurich. Rund 30 Interessierte haben an einem geführten Rundgang durch das Erinnerungszentrum des ehemaligen Durchgangslagers Westerbork (Herinneringscentrum Kamp Westerbork) in der niederländischen Provinz Drenthe teilgenommen. Für den Arbeitskreis „Reise ins jüdische Ostfriesland“ organisierten die Regionale Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft, die Folkingestraat Synagoge Groningen und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Ostfriesland die deutsch-niederländische Exkursion. Sie dient als Auftakt für eine auf Dauer angelegte Zusammenarbeit. „Wir wollen Menschen zusammenbringen, die sich mit jüdischer Erinnerungskultur befassen oder jüdische Kultur in Gegenwart und Vergangenheit sichtbar machen wollen“, erklärte Dr. Welf-Gerrit Otto, Leiter der Regionalen Kulturagentur.

Führung im ehemaligen Durchgangslager Westerbork: das Gebäude des Lagerkommandanten wurde vollständig mit einer Glashülle umgeben. Bild: privat

Die niederländische Journalistin und Gedenkstättenmitarbeiterin José Martin führte in die Thematik ein. Denn das „Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork“ in den deutsch besetzten Niederlanden war eines der beiden zentralen Durchgangslager, von wo aus niederländische oder sich in den Niederlanden aufhaltende deutsche Juden in andere Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden. Anne Frank sei eine von ihnen gewesen. Auf dem Gelände des ehemaligen Lagers zeigten sich die Besucher besonders von einem Güterwaggon beeindruckt, aus dem die Namen und Geburtsdaten der Deportierten verlesen wurde.

Die deutsche Seite informierte anschließend über das August-Gottschalk-Haus in Esens,. Anke Kuczinski leitet das Museum zur neueren Geschichte der ostfriesischen Juden. Das Gottschalk-Haus wird Ziel der nächsten Exkursion des niederländisch-deutschen Netzwerkes sein.

Das Projekt wurde durch das Interreg-Programm Deutschland-Nederland ermöglicht und von der Europäischen Union kofinanziert.

► Das Netzwerk „Reise ins jüdische Ostfriesland“ feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Anlässlich des 75. Jahrestages der Pogromnacht 1938 hatten sich siebzehn Einrichtungen, Museen und fast alle ehemaligen Synagogengemeinden, zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen. Seither trifft sich das Netzwerk regelmäßig unter der Federführung der Regionalen Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft. Das Netzwerk freut sich immer über weitere engagierte Mitglieder. Auskunft: Welf-Gerrit Otto (otto@ostfriesischelandschaft.de)