Poetische Zeitlosigkeit

Emden. Wie eine Fee in wallenden Gewändern kommt sie auf die Bühne, streift die langen Ärmel des zarten Mantels über dem hauchdünnen Hosenanzug zurück und beginnt zu spielen. Rebekka Bakken versteht sich auf den wirkungsvollen Auftritt. Zwar werden die überlangen Ärmel und der ständig rutschende Mantel mit der Zeit lästig, aber die langhaarige Sängerin vermittelt durchgehend gute Laune, plaudert von ihrem Erlebnis mit dem ostfriesischen Tee – „Drei Tassen, nicht?“- und schwärmt von den roten Backsteinen der Häuser, die denen ihrer Heimatstadt ähnlich sehen.

Zauberte Zeitlosigkeit: Rebekka Bakken. Bild: Karlheinz Krämer

Ihre Moderation in drei Sprachen – Deutsch, Englisch, Norwegisch – ist amüsant und alltagstauglich. Man versteht ganz genau, was sie meint, so geschickt weiß sie die entscheidenden Passagen auf Deutsch einzuflechten. Diese Sprache ist ihr im übrigen nicht fremd. Sie habe einige Jahre in Wien gelebt – und so beherrscht sie auch den österreichischen Dialekt, wie sie gleich darauf in Form eines Songs beweist. Sie hat das richtige Timing, um Geschichten mit wenigen Worten zu erzählen und findet poetische Deskriptionen für alltägliche Situationen – etwa, wenn sie von ihren Boyfrieds berichtet, denen sie jeweils ein Lied widmete, wenn sie ihn abweist, aber zehn, wenn sie von ihm abgewiesen wird. So erhält Banales einen Anstrich von Zeitlosigkeit.

Bestechend an Rebekka Bakken ist ihre Stimme, die sie in jeder Situation vollkommen beherrscht und über drei Oktaven zu führen weiß. Dabei variiert sie die Lautstärke, gibt der Stimme wahlweise Schmelz, Lieblichkeit, Kantigkeit oder spielt mit der Artikulation. Als Komponistin und Arrangeurin präsentiert sie am Klavier eigene Songs in vorwiegend gefühlsbetonter Melodik. Sie widmet sie dem verstorbenen Vater oder ihrem Violin-Lehrer Ole Voß, sie singt über Engel und Heilige und covered Songs von Tom Waits oder präsentiert mit feinem Ausdruck „You are allways on my mind“. Spektakulär ihr a capella-Gesang, mit dem sie ein kirchliches Lied mit sehr viel Stilgefühl vortrug.

Bei Rebekka Bakken mischen sich die Stile und Einflüsse vieler Musikrichtungen zu einem individuellen Klangerlebnis, das in jedem Fall emotional geprägt ist. Allerdings hörte sich das auf den Abend gesehen sehr homogen an, und die elektrische Verstärkung des Tons war für einen Solo-Auftritt schon bedenklich an der Grenze.

In der ausverkauften Johannes a Lasco Bibliothek kamen ihre Songs aber bestens an, und es erforderte drei Zugaben, bis die rund 350 Besucher zufrieden waren.