Konzert vor sturmumtostem Jadebusen

Dangast. Es war so etwas wie ein „Blind Date“, das sich letztes Jahr bei den Gezeitenkonzerten der Ostfriesischen Landschaft ereignete, berichtet der organisatorische Leiter des Festivals, Raoul-Philip Schmidt, in einer Pressemitteilung.

Chopin und Smetana: Marie Hauzel am Klavier.
Bilder: Karlheinz Krämer

Clara de Groote und Marie Hauzel, zwei Stipendiatinnen der Mozart Gesellschaft Dortmund, seien sich erstmalig beim Transfer vom Bahnhof Leer zu den Proben in der Ostfriesischen Landschaft begegnet, wo sie gemeinsam im Rahmen der „Langen Nächte der Gipfelstürmer“ auftreten sollten. „Matthias Kirschnereit hatte die beiden in der Vorbereitung der Konzerte gefragt, ob sie – ohne sich vorher zu kennen – neben ihren jeweiligen solistischen Beiträgen nicht auch ein Duo-Werk präsentieren könnten.“ Das sei dann auch geschehen – mit dem Tango „Piazonore“ von Alexej Gerassimez.

Aus dem gemeinsamen Auftritt habe sich nicht nur eine Freundschaft entwickelt, sondern es sei auch die Idee entstanden, gemeinsam ein abendfüllendes Konzertprogramm zu entwickeln. Dieses feierte nun im ausverkauften Alten Kurhaus Dangast seine Premiere. „Die beiden Musikerinnen präsentieren dabei mit Vibrafon und Klavier einen abwechslungsreichen Abend und spielten sowohl im Duo als auch solistisch.“ Eingeleitet von Séjournés wegweisendem Vibrafonkonzert, hätten die beiden mit einem vielfältigen Programm die Klangfacetten ihrer Besetzung ausgelotet und dabei mühelos Impressionismus, Minimal Music, Folklore, Jazz und Tango zu einem begeisternden Konzerterberlebnis verknüpft. Nach dem „virtuosen Feuerwerk“ von Sejourné präsentierte sich Clara de Groote solistisch mit zwei Kompositionen von Mark Glentworth, dessen verträumter „Blues for Gilbert“ zu den beliebtesten Repertoirestücken für das Vibrafon zählt, so Schmidt.

Natürlich stand auch „Piazonore“ von Alexej Gerassimez auf dem Programm, und wie im vergangenen Jahr in Aurich habe dessen kreative Verneigung vor Piazzollas berühmtem „Libertango“ auch in Dangast die Besucher entzückt.

Spielte unter anderem den verträumten „Blues for Gilbert“ auf dem Vibrafon: Clara de Groot

Die zweite Konzerthälfte wurde eingeleitet vom erst 2020 komponierten „Atalante“ von John Psathas, zu dem sich neben Vibrafon und Klavier auch elektronisch eingespielte Percussion-Loops mischten und ein „faszinierendes Klanggemälde“ entstehen ließen, berichtet Schmidt.

Anschließend stellte sich Marie Hauzel solistisch vor. Auf Chopins Mazurken op. 30 folgte Smetanas „On the Seashore“, dessen vertonte Meeresbrandung nicht nur meisterhaft umgesetzt, sondern beim Blick aus dem Saal auf den sturmumtosten Jadebusen auch wahrhaftig spürbar wurde. Debussys beliebtes „Clair de Lune“ in einem hinreißenden Arrangement für Vibrafon und Klavier und Gary Burtons „Afro Blue“ hätten einen Konzertabend beendet, für den die beiden jungen Gipfelstürmerinnen mit stehenden Ovationen bedacht wurden.

► Das Konzert wurde von NDR Kultur aufgezeichnet und soll am Montag, 25. September, um 20:03 Uhr gesendet werden.