Macht er’s noch mal? Er macht’s!

Bunderhee. Das Abschlusskonzert der Gezeitenkonzerte findet auch in diesem Jahr wieder im Polderhof Bunderhee statt – zum siebten Mal, wie Hausherr Helmuth-Aiso Brümmer im Rahmen einer Pressekonferenz mitteilte. Schon jetzt laufen die Vorbereitungen für die Großveranstaltung am 6. August. Und das ist nicht selbstverständlich. Denn man sei sich im letzten Jahr gar nicht sicher gewesen, ob das Abschlusskonzert nochmals in der Reithalle des Friesenpferdegestüts Brümmer stattfinden werde, sagte Landschaftspräsident Rico Mecklenburg. „Macht er’s noch mal“, hätte man sich da gefragt – und sei begeistert gewesen, als sich herausstellte: „Er macht’s!“

Die „kulturelle Pilgerfahrt“ der Gezeitenkonzerte endet am 6. August zum siebten Mal auf dem Polderhof: Jan-Siefke Dirks, Ulrich Jungmann, Thomas Lüken, Helmuth-Aiso Brümmer mit Wallach Gauke, Matthias Kirschnereit, Rico Mecklenburg und Raoul-Philip Schmidt. Bilder: Sebastian Schatz, OL

Denn das gesamte Festival strebe auf das Konzert im Polderhof zu, erklärte der künstlerische Leiter der Gezeiten, der Pianist Matthias Kirschnereit – und schwärmt von der „Harmonie des Ortes“. Immer, wenn er an den Polderhof denke, schwebten ihm helle Farben vor. „Es ist ein beschwingter Sommernachtstraum, in dem das Dunkelste die Pferde sind.“

Die Pferde – das sind die lackschwarzen Barockpferde, die im Gestüt gezüchtet werden, mächtige Tiere mit überlangen Mähnen und Schweifen, denen ein luxuriöses Leben auf dem riesigen Gelände des Polderhofes sicher ist. Auch hiervon dürfen sich die Gäste in jedem Jahr ein Bild machen. Denn vor dem Konzert wird eine Besichtigung des Gestüts angeboten. Diese ist zwar bereits ausgebucht, aber an einer Vorführung der Pferde im Rahmen einer Dressur-Lektion – ebenfalls vor Konzertbeginn – können alle Interessierten teilnehmen.


Das Konzert wird zum vierten Mal von der Jungen Norddeutschen Philharmonie bestritten. „Die werden den Saal zum Grooven bringen“, ist sich Matthias Kirschnereit sicher. Das Programm beginnt mit Händels „Feuerwerksmusik“ und endet mit Filmmusik von John Williams. Dazwischen erklingt das Klavierkonzert Nr. 5 von Nikolai Kapustin und eine „Military Sinfonietta“ der schon mit 25 Jahren verstorbenen tschechischen Komponistin Vítězslava Kaprálová (1915 bis 1940). Solist des Konzertes ist der Pianist Frank Dupree. Die Gesamtleitung liegt bei Dirigent Kiril Stankow.

Für die jungen Orchestermitglieder ist das Konzert in Bunderhee der Abschluss einer längeren Proben- und Konzertphase. Nach der Ankunft in Bunderhee „beziehen“ die Musiker das Restaurant des Polderhof, der den Blick auf die Reithalle freigibt. Er dient ihnen als Aufenthalts- und Umkleideraum. Vor dem Konzert wird Pizza für alle geordert. Es sei schon ein denkwürdiger Anblick, so Matthias Kirschnereit, wenn das Essen angeliefert werde und mehr als 100 Portionen Pizza den Weg zum Orchester fänden.

Gefördert wird das Abschlusskonzert seit vielen Jahren von der Stiftung Niedersächsischer Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie von der Arbeitsgemeinschaft der Volks- und Raiffeisenbanken in Ostfriesland. Die Vertreter der Einrichtungen – Jan-Siefke Dirks, Ulrich Jungmann und Thomas Lüken – sind sich einig, dass Kultur einen hohen Stellenwert in der Region habe. „Ohne Kultur wird es still“, meinte Ulrich Jungmann, stellvertretender Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Ostfriesland und Vorstand der Raiffeisenbank eG Moormerland. Dirks, der Stiftungsrat in Hannover und Vorstand der Volksbank Esens eG ist, berichtete, dass die Stiftung, die viel Geld in Hannover und dem Umfeld ausgebe, sofort zugestimmt habe, als es um eine Förderung des Abschlusskonzertes gegangen sei. Es gehe eben darum, die Region zu fördern, meinte auch Thomas Lüken, Bereichsleitung Firmenkunden Leer der Ostfriesischen Volksbank eG.

Gefördert wird das Konzert aber eben auch von der ENOVA Unternehmensgruppe. Und weil Helmuth-Aiso Brümmer keine halben Sachen macht, hat er auch dafür gesorgt, dass das Catering der AG Ems Verstärkung erhält. Dafür werden Mitarbeiter des Restaurant Tammenshof einen Stand öffnen. Denn 1400 Besucher wollen in kurzer Zeit versorgt werden. Doch bevor das Konzert beginnt, haben die zwölf Mitarbeiter der Gestüts noch allerhand Arbeit vor sich.

Ein aufmerksamer Zuhörer ist Gauke, während Helmuth-A. Brümmer und Matthias Kirschnereit noch vieles zu besprechen haben

Das Gelände ist zwar ganzjährig immer auf hohem Niveau präsentabel, aber zum Abschlusskonzert soll es noch ein bisschen schöner aussehen. Da wird die gesamte Reithalle auf mögliche Spinnweben überprüft, da werden die Fenster noch einmal durchgeputzt, und auch der Barockgarten erhält den letzten Schliff. Erst kurz vor Konzertbeginn kommt der Fußboden in die Reithalle, und zuletzt werden die Stühle geliefert und aufgestellt. Beides wird aus dem Emsland geordert.

Der organisatorische Leiter des Festivals, Raoul-Philip Schmidt, ist angesichts des hohen Aufwandes mit der bisherigen Resonanz schon sehr zufrieden. Für Gäste, die sich etwas später zur Teilnahme am Abschlusskonzert entschließen, hält er aber noch Plätze vor. Und auch insgesamt ist Schmidt mit der Teilnahme sehr zufrieden. Schon jetzt konnten 12 500 Tickets verkauft werden – und es stehen noch zwölf Veranstaltungen auf dem Terminkalender der Gezeitenkonzerte. Zum Vergleich: 2019 wurden insgesamt 13 000 Tickets abgesetzt, im Corona-Jahr 2022 waren es rund 11 000. „Meine kalkulatorischen Erwartungen sind für 2023 schon erfüllt“, zeigte sich Schmidt zufrieden.

► Karten: Tel. 0 49 41 / 19 77 67 oder www.gezeitenkonzerte.ostfriesischelandschaft.de