Ein Angebot aus Bonn

Emden. Das Clara-Schumann-Gymnasium in Bonn bietet dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden eine Leihgabe für die Dauer der Ausstellung „SMS Kleiner Kreuzer Emden – Eine Heldengeschichte?“ an. Es handelt sich um den Brief eines Besatzungsmitglieds der „Emden“, der sich zu jener Zeit mit seinen Bordkameraden in englischer Kriegsgefangenschaft befand und sich für Hilfspakete bedankt, die vom Flottenbund deutscher Frauen aus Bonn auf den Weg gebracht wurden.

Präsentieren das 107 Jahre alte Schreiben samt Umschlag in der „Kreuzer Emden“-Ausstellung im Ostfriesischen Landesmuseum: David Wagenaar und Gregor Strelow

Der Brief gehört zu einem Konvolut alter Dokumente, die sich auf dem Dachboden des Gymnasiums fanden und in das Archiv der Schule wanderten. Genutzt werden sie im Geschichtsunterricht, um historische Ereignisse auf die lokale Ebene herunterzubrechen und die große Geschichte somit im Kleinen verständlicher zu machen.

Im Leistungskurs Geschichte wurde der in Bonn lebende Sohn des Emder Kulturmanagers Edzard Wagenaar, David Wagenaar, mit eben diesen Dokumenten vertraut gemacht. Und der Schüler des Jahrgangs 11 schaltete sofort. Somit kam der Brief, versehen mit einem offiziellen Schreiben des Gymnasiums, in Emden an.

Datiert ist der historische Brief: „Malta, Fort Salvatore 20. I. 1916“, unterschrieben von Oberdeckoffizier Georg Keller, adressiert an „Fräulein Bruchhaus“, Lehrerin des Mädchen Lyzeums in Bonn. Das Lyzeum war die Vorgängerschule des heutigen Gymnasiums.

Gregor Strelow, Vorsitzender von 1820dieKUNST, empfindet den Inhalt des 107 Jahre alten Schreibens als „hochinteressant“, ermögliche es doch einen „Einblick in den Kriegsalltag in Deutschland und in den Kriegsgefangenenlagern während des I. Weltkrieges“. Da der Kleine Kreuzer am 8. November 1914 versenkt wurde, waren die überlebenden Seeleute bis zum Ende des Kriegs als „Prisoners of war“ auf Malta interniert worden. „Und das war garantiert kein leichtes Leben“, sagt Strelow mit Blick auf den Inhalt des Briefes von Georg Keller, in dem davon die Rede ist, dass die Pakete als „Liebesgabensendungen“ angesehen werden. Insgesamt bestätigt er den Empfang von 52 Paketen. Zudem kamen aber auch wohl Briefe und Karten bei den Kriegsgefangenen an.

Brief aus Malta an das hochwohlgeborene Fräulein Bruchhaus

Dem Schreiben ist eine kurze Mitteilung von Georg Keller beigefügt, die an die Zeitungen weitergegeben werden sollte. Unter der Überschrift „Der Emden-Mannschaft Dank“ hat Keller notiert: „Im Namen der hier befindlichen Gefangenen sage ich allen opferfreudigen Spendern aus Bonn und Umgegend, besonders dem Flottenbund deutscher Frauen Bonn für die Liebesgabensendungen zu Weihnachten unseren aufrichtigen Dank. Wir verlebten dank der Opferwilligkeit und Schaffensfreudigkeit unserer deutschen Frauen in der Gefangenschaft ein angenehmes Weihnachtsfest.“ Dieser kleine Text ist ebenfalls von Keller unterschrieben und auf den 18. Januar 1916 datiert.

► Bis eine Entscheidung gefallen ist, ob das Angebot aus Bonn angenommen wird, hat Strelow den Brief vorerst in Verwahrung genommen. Die Ausstellung zum Kleinen Kreuzer dauert noch bis zum 19. November. Sie ist im Bereich des hinteren Foyers platziert.