Ein Projekt wird zum Erfolgsmodell

Von Inga Graber

Aurich. Das Plattdüütskbüro bei der Ostfriesischen Landschaft feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Die Anfänge reichen aber sogar noch etwas weiter zurück. 1988 gab es das „Projekt Plattdüütsk“ bei der Ostfriesischen Landschaft. „Es ging darum, ein Netzwerk zu schaffen und eine einheitliche Schreibweise des ostfriesischen Platt festzulegen“, beschreibt Grietje Kammler, Leiterin des Plattdüütskbüros, die Idee hinter dem Projekt. So gründete sich 1990 auch der Verein Oostfreeske Taal i. V., mit dem die Ostfriesische Landschaft nach wie vor eng zusammenarbeitet.

Haben immer noch Spaß an der Arbeit: Seit 30 Jahren gibt es das Plattdüütskbüro bei der Ostfriesischen Landschaft. Ganz so lange sind Ilse Gerdes, Elke Brückmann, Grietje Kammler und Anita Willers noch nicht dabei, aber die Freude am Platt ist geblieben. Bild: Graber

1992 wurde schließlich die Fachstelle für die ostfriesische Regionalsprache geschaffen, seit 1995 als Plattdüütskbüro bekannt. Seither hat sich einiges verändert. „Die Aktivitäten des Plattdüütskbüros haben von Jahr zu Jahr zugenommen“, erklärt Kammler. Das insgesamt vierköpfige Team des Plattdüütskbüros pflegt ein weitreichendes Netzwerk, steht in regelmäßigem Kontakt zu den Plattdeutschbeauftragten der Kommunen, niederdeutschen Theatergruppen, Heimatverbänden und natürlich den Schulen und Kindergärten. Bis 2019 leitete das Plattdüütskbüro beispielsweise das Projekt „Ostfriesland und das Saterland als Modellregion für frühe Mehrsprachigkeit“ in Kooperation mit dem Niedersächsischen Kultusministerium und den Landesämtern für Schule und Bildung.

Und auch das Ziel einer einheitlichen Schreibweise des ostfriesischen Platt wurde 2015 mit der Veröffentlichung des Online-Wörterbuches Plattdeutsch-Hochdeutsch auf der Website www.platt-wb.de erreicht. „Die Seite hat sehr hohe Zugriffszahlen“, freut sich die Leiterin des Plattdüütskbüros. Die Plattform habe sich als Nachschlagewerk etabliert.

Weitere Meilensteine in der jüngeren Vergangenheit waren auch das Online-Plattlern-Spiel „Spööl di Platt!“, das in Zusammenarbeit mit der Hochschule Emden/Leer entstanden ist, der seit 2006 jährlich stattfindende Plattdüütskmaant im September, der stets unter einem anderen Motto steht, und die Kooperation mit den EDEKA-Verbrauchermärkten, die in Zusammenarbeit mit dem Plattdüütskbüro teilweise ihre Beschilderung auf Platt umgestellt haben.

Als sehr erfolgreich hat sich auch das vergangene Jahr erwiesen. Im Frühjahr startete das Plattdüütskbüro die Videoreihe „Löppt – Ostfriesisches Platt für Anfänger“. Einmal in der Woche veröffentlicht die Ostfriesische Landschaft seitdem ein Sprachlern-Video auf ihrem Facebook- und Youtube-Kanal. „Mit einzelnen Folgen erreichen wir bis zu 20 000 Nutzer“, freut sich Kammler über den Erfolg der Reihe. Ein weiteres Highlight aus dem Jahr 2021 war die Veröffentlichung der Plattlern-App „PlattinO“ im Mai. Es ist die erste Sprachlern-App für Plattdeutsch, die einen systematischen Spracherwerb auf dem Niveau A1 ermöglicht. Mehr als 30 000 Mal wurde die kostenlose App bereits heruntergeladen, an der nächsten Stufe, dem Niveau A2, wird bereits gearbeitet.

Die Hauptaufgabe des Plattdüütskbüros bleibt aber das Übersetzen von Texten. Kommunen, Schulen, Radiosender, Werbetreibende oder Geschäftsleute wenden sich mit ihren Anfragen an das Plattdüütskbüro. Regelmäßig erscheinen eigene Publikationen. Und auch im Jubiläumsjahr hat das Plattdüütskbüro einiges vor. „Wir planen jetzt schon den Plattdüütskmaant im September und werden in Kürze einen Vokabeltrainer für die App PlattinO veröffentlichen“, gibt Grietje Kammler einen kleinen Vorgeschmack. Nach 30 Jahren hat sich das Plattdüütskbüro etabliert und ist ein wichtiger Baustein der Arbeit der Ostfriesischen Landschaft geworden.