In Faldern bildet sich ein neuer Kulturort

Emden. In der Lienbahnstraße entwickelt sich ganz behutsam ein neuer Ort der Kultur. Es handelt sich um das Atelier der Künstlerin und Leiterin von „Kunst aktiv“ der Kunsthalle, Claudia Ohmert. Gerade hat sie ihre erste Ausstellung eingerichtet, die unter dem Titel „Unkraut“ firmiert und Siebdrucke zeigt, auf die sich Claudia Ohmert spezialisiert hat.

Die große Schauwand im Atelier von Claudia Ohmert zeigt die Pflanzenstrukturen (vorne) und die daraus entwickelten farbigen Abstraktionen

Dabei reduziert sie Pflanzen – etwa Flughafer – auf ihre Strukturen, die dann in einem mehrfachen Verfahren mit den Farben Magenta, Yellow, Cyan und Schwarz gedruckt und dabei weiter verfremdet werden. Von den Wirkungen und Effekten wird sie manches Mal selber überrascht, denn das Prozedere lässt sich nicht völlig steuern. Vieles bleibt dem Zufall überlassen – und gerade das ist es, was Claudia Ohmert so faszinierend findet. „Ich bin manchmal selber überrascht, was sich da entwickelt“, sagt sie – etwa wenn Sanddorn im Druck aussieht wie Stacheldraht.

„Strukturen und Abstraktion interessieren mich seit dem Studium“, sagt die Künstlerin. Studiert hat sie in Alfter an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, einer stattlich anerkannten privaten Kunsthochschule in Nordrhein-Westfalen. 2000 kam sie nach Emden und wollte drei Jahre bleiben. Daraus wurden bisher 23 Jahre, und inzwischen ist sie hier heimisch geworden Von Beginn an wohnte Claudia Ohmert in Klein-Faldern, und hier, in der Lienbahnstraße 21, hat sie nun genau das gefunden, was für ihre Arbeit wichtig ist – ein ebenerdiges Atelier, das sich zur Straße öffnet und den Kontakt mit Passanten ermöglicht, ein sich direkt anschließendes Wohnhaus, das Privatsphäre zusichert, und neben dem Arbeitsraum ein kleiner Garten, den sie öffnen kann, um Gästen ein Verweilen zu ermöglichen.

Ein Treffen von Nachbarn und Freunden organisiert sie schon seit einigen Jahren mit dem „Nötenfest“ im Herbst. Dabei dreht sich alles um Nüsse, die im Stadtteil wachsen. Die Ausstellung ist das zweite Standbein, das sich womöglich bald um weitere Elemente erweitert. Ideen hat Claudia Ohmert genug, doch ist sie vorsichtig, sich zu vieles auf einmal vorzunehmen. Schließlich ist es die Kunst, die in ihrem Denken und Tun den Vorrang genießt. „So, wie es jetzt ist, ist es eigentlich ideal“, sagte die gebürtige Bremerin, die in Bonn aufwuchs. Die Arbeit in der Museumspädagogik verschaffe ihr den Austausch mit Menschen, die Arbeit im Atelier die intensive Beschäftigung mit dem künstlerischen Tun.

Claudia Ohmert arbeitet gerne mit der schwierigen Form des Rundbildes

„Ein wenig aufgeregt“ wegen ihrer ersten Atelier-Ausstellung, zu der auch ihr ehemaliger Kunst-Professor Andreas Reichel nach Emden kam, sei sie schon, sagt Claudia Ohmert, aber sie ist auch hoffnungsvoll, dass ihr Vorhaben gelingen möge und sie viele Menschen für ihre Kunst begeistern kann. Ihre Bilder – die „Unkraut“-Abstraktionen gibt es in großen, aber auch kleinen Formaten – stehen daher zum Verkauf. Aber wer die 30 ausgewählten Arbeiten nur einmal anschauen möchte, darf auch kommen. Ihren Besuchern erklärt sie gerne, wie sie arbeitet. Denn der Prozeß der Bildentstehung ist ziemlich vielschichtig. Eine stark vereinfachte Beschreibung lautet so: Die Pflanzen werden angeordnet, festgeklebt, dann direkt auf ein Sieb belichtet. Es folgt die mehrfache Überdruckung mit Farben – in der Reihenfolge Yellow, Magenta, Schwarz, Cyan -, wobei die Siebe zusätzlich auch noch gedreht werden. Aufgrund des komplexen Prozesses der Bildentstehung sind die meisten Bilder Unikate.

► Die Ausstellung im „Atelier Claudia Ohmert“ ist bis zum 3. September jeweils von Donnerstag bis Sonntag zu sehen. Eine Anmeldung ist erwünscht unter Telefon 0160 / 99 85 58 26