Hofbibliothek der Welfen aus USA zurückgeholt

Hannover. Als bisher größten Erfolg des Projekts „Marienburg 2030“ hat Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs, den Rückkauf der Hofbibliothek der Marienburg bezeichnet. Die Stiftung Schloss Marienburg, das Niedersächsische Landesarchiv und die Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek (GWLB) haben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) sowie der Stiftung Niedersachsen insgesamt rund 100000 Euro für die Rückerwerbung investiert.

Der neogotische Bibliothekssaal der Marienburg

Die Hofbibliothek hatte ein Londoner Antiquar vor knapp 25 Jahren gekauft. Im Rahmen von dessen Geschäftsaufgabe kamen die Stücke ins Bostoner Großantiquariat Ars Libri. Auch durch ein sehr großzügiges Entgegenkommen von Ars Libri gelang es, den gesamten Bestand für das Land Niedersachsen zu sichern, heißt es in einer Pressemitteilung des MWK. Von den Gesamtkosten steuerte die Kulturstiftung der Länder etwa die Hälfte bei. 24 000 Euro kamen von der Stiftung Niedersachsen, der Rest wurde aus Museums- und Bibliotheksmitteln finanziert.

Die Manuskripte stammen von Angehörigen des europäischen Hochadels, von Rechtsgelehrten, Historikern, Schriftstellern, Pastoren und Musikern. Ferner befinden sich darunter viele handgeschriebene Briefe, Texte, Zeichnungen, Reisetagebücher und Alben von zahlreichen Mitgliedern der hannoverschen Welfenfamilie, etwa des letzten hannoverschen Kronprinzen Ernst August, der britisch-hannoverschen Könige Georg III. und Georg IV. sowie des letzten hannoverschen Königs Georg V., aber auch der Königinnen Friederike (1778 bis 1841, Schwester der Königin Luise von Preußen), und Marie (1818 bis 1907), Bauherrin der Marienburg.

Einen besonderen Schwerpunkt der Sammlung bilden, laut Pressemitteilung, handschriftliche Ausarbeitungen verschiedener Autoren zur hannoverschen Militärgeschichte und diverse Aufzeichnungen zur „King’s German Legion“, einer Militäreinheit, die in den napoleonischen Kriegen unter britischer Flagge kämpfte, aber überwiegend aus hannoverschen Soldaten bestand. Eine Besonderheit stellen auch die Manuskripte der Vorlesungen von Wilhelm Eduard Albrecht dar, dem Begründer der dogmatischen Rechtsgeschichte und einer der Göttinger Sieben von 1837.

Unter den gesammelten Manuskripten sind zahlreiche Stücke, die für die Geschichte des
Welfenhauses, seiner Besitzungen und seiner Sammlungen von großem Wert sind. Sie
gewähren vertiefende Einblicke zu einzelnen Personen und zu familiären Verbindungen des
europäischen Hochadels bis hin zur allgemeinen europäischen Politikgeschichte. Ein großer
Teil der Manuskripte geht inhaltlich weit über die Geschichte des Welfenhauses hinaus und
stellt für die allgemeine landes- und militärgeschichtliche Forschung einen bedeutenden
Zuwachs dar.

Das zum Bestand gehörige Konvolut historischer Druckwerke stammt ebenfalls aus den
Privatbibliotheken der Welfen auf der Marienburg. Die Sammlung ist von einem erheblichen
historischen Wert und schließt eine empfindliche Lücke im Bestand der Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek. Der Bücherbestand umfasst mehr als 250 Werke, die sich vor allem neben der welfischen Familiengeschichte mit Militaria und Staatsverwaltung befassen. Im gesamten Bestand
befinden sich zum Teil unikale oder sehr seltene Stücke.

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