Gedenken an die Männer von Putten

Teil 1

Engerhafe. Die diesjährige Gedenkveranstaltung des Vereins „Gedenkstätte KZ Engerhafe e.V.“ widmet sich am kommenden Sonnabend, 23. Oktober, ab 15.30 Uhr den „Männern von Putten“. Das teilte der Verein am Montag (18. Oktober) im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Das niederländische Dorf Putten wurde 1944 von der Wehrmacht zerstört, 661 Männer kamen in deutsche Konzentrationslager, 552 von ihnen starben, davon zwölf in Engerhafe. Der Verein hat schon seit Jahren Kontakt mit den Niederländern, und deshalb wird die Gedenkrede am Sonnabend ein Mann aus Putten halten – Jan van den Hoorn von der „Stichting Oktober 44 Putten“.

Sind froh, dass sie ihren Gästen zumindest ein Ausstellungsprovisorium anbieten können: der Vorstand des Gedenkstättenvereins mit der HIstorikerin Dr. Simone Erpel.

Der Ablauf der Veranstaltung sei erprobt, erläutert der künstlerische Leiter des Vereins, Herbert Müller. Begrüßung und Vortrag finden im Gulfhof Ihnen statt. In der Kirche werden sodann die Namen der insgesamt 188 Toten des Konzentrationslagers von zehn Schülern und Konfirmanden verlesen. Für jeden der 29 Tage, an denen diese Gefangenen gestorben sind, wird eine Kerze entzündet, die dann zum Gräberfeld getragen werden, wo die Veranstaltung mit Schweigeminute, Segenserteilung durch Pastor im Ruhestand Diedrich Neemann und Glockengeläut endet.

Am folgenden Sonntag, 24. Oktober, erfolgt ab 11.30 Uhr der Gang vom Güterschuppen in Aurich zum Mahnmal am Panzergraben. Das ist jener Ort, an dem die Gefangenen zum Einsatz kamen. Diese Veranstaltung findet seit 2014 statt, seit einiger Zeit als gemeinsame Veranstaltung mit den „Freunden des Sandhorster Waldes“.

Die Toten des Konzentrationslagers wurden 1944 zunächst in Massengräbern bestattet, erklärte der 2. Vorsitzende des Gedenkstättenvereins Gerd Lücken. Nach dem Krieg ließ eine alliierte Kommission die Leichen von einem Pathologen exhumieren – auch um den Versuch zu unternehmen, die Namen der Toten zu ermitteln. Anschließend erfolgte eine Bestattung der sterblichen Überreste in kleinen Einzelsärgen. 188 Menschen kamen im KZ zu Tode, von 57 Opern ist zwar der Name bekannt, nicht aber der Ort ihrer Bestattung. 2016 erhielt jedes Grab einen Stein. Die Namen aller Toten finden sich zudem auf einer dreiteiligen Gedenktafel auf dem Friedhof Engerhafe.

Die Bewohner Engerhafes waren unmittelbar mit der Situation im Lager konfrontiert, denn es lag mitten im Dorf, berichten Vorstandsmitglieder. So seien die Feuerwehrfrauen – im Krieg übernahmen sie die Aufgaben der nicht anwesenden Männer – durch das Lager laufen, um zu ihren Geräten zu kommen. Der Schuppen befand sich innerhalb des umzäunten Areals. Was sie dort zu sehen bekamen, habe ihnen die Sprache verschlagen. Nie hätten sie darüber gesprochen. Dieses Schweigen, so meinte Pastor Claus Dreier, sei belastend gewesen und teilweise erst auf dem Sterbebett gebrochen worden. Doch dann habe niemand mehr die „alten Geschichten“ hören wollen. Dies sei erst durch den Gedenkstätten-Verein aufgebrochen worden. „Die Gedenkstätte ist ein Zeichen, die Geschichte nicht zu vergessen.“

Da derzeit die Ausstellung zur Gedenkstätte geschlossen ist, hat der Verein einen „Bauzaun“ errichtet. Hier findet sich eine Art Ausstellungsprovisorium, speziell um die Schulprojekte, die der Verein in reichem Maße betreut, nicht einstellen zu müssen.

► Für den Besuch der Veranstaltungen am Wochenende ist eine Anmeldung unbedingt erforderlich. Tel. 04942 / 5 78 95 48 oder 0173 2 48 19 49 oder per Mail h.osterwald@gedenkstaette-kz-engerhafe.de.