„Was für eine Pracht!“

Petkum. Mit einer Andacht und einem Vorstellungskonzert ist die restaurierte und erweiterte Orgel in der lutherischen St. Antonius-Kirche von Petkum am Sonnabend (4. November) wieder eingeweiht worden. Der festliche Nachmittag würdigte ein Instrument, das ein „kirchenmusikalisches Juwel“ geworden sei, wie Pastor Onno Schulz betonte. Sie werde künftig einen herausragenden Platz in der reichen Orgelregion Ostfrieslands einnehmen.

Trat durch die Beleuchtung markant aus dem Dunkel der Kirche hervor: die Grotian-Orgel von Petkum. Wer geglaubt hatte, die Orgel sei holzsichtig gearbeitet, wie das Schwester-Instrument in Pilsum, wurde im Gespräch mit den Fachleuten eines Besseren belehrt. Die Orgel wurde tatsächlich auf Wunsch der kirchlichen Denkmalpflege farbig im Holzton gefasst.

Grund für diese neuerliche Wertschätzung einem Instrument gegenüber, das zuvor als „fast verdorben“ galt, sind die vorgenommenen Rekonstruierungen vieler Pfeifen, die reine mitteltönige Stimmung, die auch für das neu eingebaute Pedalwerk gilt und – zwei Extra-Töne in jedem der beiden Manuale. Diese beiden Halbtöne sind fis und gis. „Sie ermöglichen, dass erstmals das Repertoire des 16. bis frühen 18. Jahrhunderts im originalen Klanggewand und den Registrierungsmöglichkeiten einer zweimanualigen Orgel erlebt werden kann“, schreibt Landeskirchenmusikdirektor Winfried Dahlke, zugleich Orgelrevisor für den Sprengel Ostfriesland-Ems, in seinem ausführlichen Bericht, der in der Orgel-Festschrift abgedruckt ist. Daher sei die Restaurierung der Valentin Ulrich Grotian-Orgel von Petkum für Ostfriesland ein wichtiges, ja „epochales Ereignis“.

Orgelbaumeister Kristian Wegscheider, ein Norddeutscher, der seit 45 Jahren seine Werkstatt in Dresden betreibt und den Auftrag für die aufwändige Sanierung der Petkumer Denkmalorgel erhalten hatte, betonte in seiner kurzen Ansprache: „Wir haben mit dieser Rekonstruktion unser Bestes gegeben!“ Damit habe die Orgel ihren norddeutschen Klang zurückerhalten, der an die Sprache der Region gebunden sei. Die Pfeifen, die zu einem großen Teil im alten Stil nachgebaut wurden, seien dabei wie ein Spiegel der Gesellschaft. „Jede Pfeife kräht anders, aber vereint ergeben sie einen harmonischen Klang ab.“ Jetzt stelle die Orgel einen richtigen Schatz dar. „Was für eine Pracht!“ staunte der Orgelbauer angesichts des beleuchteten Instrumentes mit den Pfeifenreihen im Hauptwerk, die – belegt mit Zinnfolie – intensiv silbern erstrahlen. „Behüten Sie Ihre Orgel“, legte Wegscheider den anwesenden Petkumern ans Herz.

Pastor Schulz hielt eine kurze Andacht, die er unter das Leitwort aus dem 150. Psalm stellte: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“. Die Gemeinde habe Durchhaltevermögen bewiesen, denn die eigentliche Restaurierung in den Jahren 2021/22 hatte einen langen Vor- und einen fast einjährigen Nachlauf, bis es zur festlichen Wiedereinweihung kommen konnte.

Winfried Dahlke hatte ein reiches musikalisches Programm zusammengestellt. Es erklang Musik von Dieterich Buxtehude, Georg Böhm und Johann Sebastian Bach, wobei jede Komposition zugleich dem Zweck diente, die verschiedenen Register der Orgel vorteilhaft zu präsentieren. Dahlke schwärmte dabei insbesondere für die Kompositionen Böhms, die auf der Orgel besonders schön erklingen. Davon gibt es neun im Hauptwerk, sechs im Brustwerk und vier im Pedal. Auch die beiden Zimbelsterne wurden mehrfach vorgeführt. Der lang anhaltende Applaus der zahlreich erschienenen Festgäste belohnte den engagierten Einsatz Dahlkes, der während der Restaurierung und Rekonstruktion nicht nur die Gemeinde beraten, sondern auch an entscheidenden Stellen eingegriffen habe, wenn es um fachliche Fragen ging.