Wer war die Uhrmacher-Familie Seckel?

Emden. Die Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung hat eine Präzisions-Pendeluhr aus dem Hause des Chronometermachers Perez Wolf Seckel gekauft und dem Ostfriesischen Landesmuseum als Ausstellungsstück überlassen (KiE berichtete). Die seltene Uhr wird zwar derzeit nicht öffentlich präsentiert, aber mit ihrer Existenz verbindet sich die Frage, wer Seckel eigentlich war?

Das ist die Präzisionspendeluhr von Wolf Perez Seckel, die die Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung von Wiard Loesing gekauft hat

Der Entdecker und vormalige Besitzer der Uhr, Wiard Loesing, hat einige Fakten zusammengetragen. Dies vor allem, weil die Präzisions-Pendeluhr so wichtig für astronomische, wissenschaftliche und navigatorische Zwecke war und der Uhrmacher damit einen bestimmten Rang für seine Kunstfertigkeit einnahm. Loesing vermutet zudem, dass diese kostbare Uhr auch als Repräsentationsstück diente, das seinen Schöpfer als einen angesehenen und erfolgreichen Uhrmacher auswies.

Es gibt einen Perez Seckel, der als Chronometermacher bekannt ist, allerdings arbeitete er in Hamburg, teilt Wiard Loesing mit. Außerdem seien in niederländischen Museen Chronometer von „Seckel & Zonen“ vorhanden. „Von Seckel in Emden verzeichnen die Fachbücher bisher leider nichts.“

Loesing hat nun folgendes herausgefunden: Es gab einen Uhrmacher namens Abraham Isaac Seckel (um 1767 bis 23. Dezember 1848 in Emden). Er war verheiratet mit seiner Nichte, Simmele Peretz Seckel (1764 bis 11. Mai 1825 in Emden). Die beiden hatten mehrere Söhne. Einer von ihnen, Mejer Abraham Seckel (geb. 1803), heiratete um 1827 Sophia (Schiffra) Joachimsthal, die 1809 in Emden als Tochter von Eleazer Joachim Joachimsthal und Lea Abraham Philip zur Welt kam.

Diese schwere goldene Taschenuhr stammt ebenfalls von Seckel & Co, Emden

Ein Bruder von Sophia Joachimsthal, Abraham Lazarus Joachimsthal, (geboren 4. November 1810 in Emden) führte ein Uhrengeschäft in Amsterdam. Die Kinder von Mejer Abraham Seckel werden sämtlich in Amsterdam geboren und sterben dort zum Teil auch schon in jungen Jahren.

Die Familie war jüdischen Ursprungs, schreibt Loesing und verweist darauf, dass Juden in Emden erst ab dem Jahr 1850 Bürger der Stadt werden konnten. Im Bürgerbuch ist verzeichnet, wer in welchem Jahr bei Zahlung eines entsprechenden Betrages Bürger der Stadt wurde.

Am 2. Dezember 1828 wenden sich die Emder Uhrmacher, darunter zwei Seckels, an die Landdrostey und bitten darum …

Der Uhrmacher Wolf Abraham Seckel bekommt 1854 das Emder Bürgerrecht. Er zahlt keine Gebühr. Loesing sieht dafür zwei Möglichkeiten als Begründung: Entweder war er mittellos oder man verlangte ihm wegen seiner hohen Reputation nichts ab. „Aber ein Uhrmacher, welcher im Jahr 1852 eine derartige Uhr im Laden hängen hatte, konnte keineswegs als mittellos gelten. Alles spricht daher für eine hohe Reputation.“

… fremden Handwerkern nicht zu erlauben, sich in Emden niederzulassen, weil die Zeiten schlecht seien und die Uhrmacher nur von ihrem Gewerbe leben müssten

Zwei weitere Söhne von Abraham Isaak Seckel und Simmele Peretz Seckel erwerben ebenfalls das Bürgerrecht: 1856 zahlt Perez Wolf Seckel fünf Reichsthaler, ebensoviel muss drei Jahre später der Uhrmacher Elieser Wolf Seckel investieren. Das Ehepaar Seckel begründete, so meint Loesing, also eine beachtenswerte Uhrmacherdynastie mit besonderen Fähigkeiten. Sowohl in Amsterdam als auch in Hamburg wurden hochwertige Uhren unter dem Namen Seckel hergestellt. In Hamburg wurde Perez Wolf Seckel Nachfolger des Chronometermachers Eduard Otte aus Altona.

1864 ist im Adresskalender der Stadt Emden nur noch die Witwe von W. A. Seckel aufgeführt, ihr Sohn Elieser Wolf Seckel ist mit im Geschäft tätig. Im Einwohnerverzeichnis 1850 / 1860 sind noch Paul und Simon Seckel benannt, jedoch werden sie ausdrücklich als Uhrmacher-Gesellen gekennzeichnet. Ab 1877 / 78 führt Elieser Wolf Seckel das Geschäft allein und hat es von der Straße Zwischen beiden Syhlen 3 in die Kleine Faldernstraße 16 verlegt. Ab 1887 ist dort nur noch sein Witwe genannt. Zum Uhrengeschäft ist ein Nähmaschinenhandel hinzugekommen. Die Frage nach den Nachkommen der Familie Seckel bleibt offen. „Danach endet ein Stück Emder Uhrmachergeschichte“, resümiert Loesing, der nach wie vor dafür kämpft, dass die für Emdens Geschichte wichtige Präzisionsuhr ausgestellt wird – 172 Jahre nachdem sie in Emden geschaffen wurde.