Ein Renoir in der Graphothek

Aurich. Die Graphothek war eine Einrichtung der 80er Jahre. Jeder sollte zum Zwecke der kulturellen Bildung echte Kunst für sein Zuhause für eine gewisse Zeit leihen können. Die Graphothek der Ostfriesischen Landschaft besteht immer noch und ist heute untergebracht im Sammlungszentrum für historisches ostfriesisches Kulturgut (ShoK). Dieses wurde im letzten Jahr in der ehemaligen Blücher-Kaserne eröffnet (KiE berichtete).

Auguste Renoir, „Sur la Plage, à Berneval“ (Am Strand in Berneval), Radierung, entstanden um 1895

Derzeit wird das umfangreiche Konvolut – es handelt sich insgesamt um rund 1000 Arbeiten – geordnet und inventarisiert, um es dann wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zugleich möchte der Leiter der für die Bewahrung zuständigen Kulturagentur, Dr. Welf-Gerrit Otto, zeigen, welche Arbeiten überhaupt dort versammelt sind. Im Newsletter der Einrichtung wird daher seit Jahresbeginn ein „Bild des Monats“ vorgestellt.

Für Januar ist es eine besondere Graphik – eine Arbeit von Auguste Renoir (1841 bis 1919) mit dem Titel „Sur la Plage, à Berneval“ (Am Strand in Berneval), entstanden um 1895. Die Grafik – 28 mal 35 Zentimeter groß – zeigt einen weiblichen Akt und gehört zu einer Serie von Radierungen, deren Motive in der kleinen Gemeinde in der Normandie eingefangen wurden.

Es wird berichtet, dass Renoir am Ende des 19. Jahrhunderts an rheumatoider Arthritis litt. Und so heißt es auch im Newsletter: „Trotz der fortschreitenden Erkrankung, die ihn schlussendlich an den Rollstuhl fesseln sollte, arbeite er unermüdlich weiter. Nach eigenen Angaben ließ er sich dafür gegen Ende seines Lebens sogar täglich den Pinsel an die Hand binden, da er ansonsten nicht mehr imstande war, ihn zu halten.“

In jener späten Lebensphase hatte Renoir den Impressionismus hinter sich gelassen und neue Formen des Ausdrucks gesucht. Die Zeichnung der Badenden macht einen flüchtigen Eindruck. Ober- und Unterkörper wollen nicht recht zusammenpassen. Geradezu unkonkret ist die Uferzone gemalt. Und selbst die Physiognomie der Frau ist zwar gut erkennbar, und auch hier gibt es mehr Andeutung als exakten Eindruck. Allerdings ist ein mürrischer Ausdruck nicht von der Hand zu weisen.

► Die Radierung ist unter dem Zeichen OLA 70686 inventarisiert.
► Der Newsletter der Kulturagentur ist erreichbar: newsletter@ostfriesischelandschaft.de