Ostfriesische Siedlungsgeschichte im Blick

Aurich. Bücher über die politische Geschichte Ostfrieslands gäbe es viel. Bücher über die ostfriesische Landschaft und die Siedlungsgeschichte seien dagegen eher rar, stellte der Präsident der Ostfriesischen Landschaft, Rico Mecklenburg, im Rahmen einer Pressekonferenz in Aurich fest und bezeichnete damit das Buch „Ostfriesland vom Dollart bis zur Jade. Die Geschichte der Landschaft und ihrer Besiedlung“ als „identitätsstiftend“. Und auch Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger äußerte sich lobend: „Man denkt, man liest ein Buch. Doch in Wirklichkeit liest man eine Landschaft.“

Rolf Kiepe, Fotograf am Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung NihK), Prof. Dr. Hauke Jöns, Geschäftsführer des NihK, Klaus Jensen, Wasser- und Bodenverbände Friesland, Prof. Dr. Karl-Ernst Behre, Autor, Küstenforscher und Geobotaniker (NihK), Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger und Landschaftspräsident Rico Mecklenburg. Bild: Sebastian Schatz, OL

Geschrieben hat den über 300 Seiten starken Band der ehemalige Direktor des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, der Geobotaniker Professor Dr. Karl-Ernst Behre (Jahrgang 1935). Behre habe, so sagte Herausgeber Professor Dr. Hauke Jöns, das, was er in Jahrzehnten beruflich erarbeitet habe, nunmehr in allgemeinverständlicher Sprache in seinem Buch niedergelegt. Dieses ist jetzt in zweiter, erweiterter und überarbeiteter Auflage erschienen – aufgrund beständiger Nachfrage besonders aus dem Bereich Erziehung und Bildung. Die erste Auflage ist seit längerem vergriffen.

Matthias Stenger ergriff die Gelegenheit und bot den Verlag der Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH als geeignete Adresse für Fertigung und Vertrieb an. Daraus habe sich eine gute Zusammenarbeit entwickelt.

Professor Behre bezeichnete sein Werk als „anspruchsvolle Heimatkunde“, die für diesen Raum bisherher nicht vorhanden sei und gleiche aus, dass dies in den Schulen nur noch wenig gelehrt werde. Bei der Vielzahl an Naturräumen sei die Darstellung nicht ganz einfach gewesen. Aus geographischen Erwägungen habe man sich entschlossen, die Betrachtung auf die gesamte ost-friesische Halbinsel auszudehnen.

Der Naturwissenschaftler folgt in seiner Darstellung den Naturräumen Geest, Marsch, Moor und Inseln. In der Eiszeit formte sich die Geest, auf der riesige Hochmoore entstanden. Die Nordsee lagerte fruchtbaren Marschboden ab, was den Deichbau nötig machte. Nur aus dieser Geschichte heraus sei die heutige Landschaft und Besiedlung Ostfrieslands zu verstehen, schreibt Behre in seinem Umschlagtext.

Den historischen Entwicklungen seit der Eiszeit stellt Behre jüngere Veränderungen entgegen – Fehnkultur, moderne Abtorfungen, Wiedervernässung der Moore, Entwicklung des Verkehrs mit Sielhäfen und Kanälen. Auf die Geschichte des Deichbaus entfällt ein wesentlicher Teil des Buches.

Das Buch ist mit 420 Fotos und einer Vielzahl von Grafiken illustriert. Zum Deichbau hat das Institut neue Kartenwerke angefertigt, die als eigenständige Faltkarten dem Buch beigegeben sind.

Gefördert wurde das Projekt von der Gerd Möller-Stiftung, der Werner Brune-Stiftung, der Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung, dem III. Oldenburgischen Deichverband und dem Land Niedersachsen.

► „Ostfriesland, vom Dollart bis zur Jade. Die Geschichte der Landschaft und ihrer Besiedlung, 304 Seiten, 420 Bilder , ISBN 978-3-940601-72-8, Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, 19,80 Euro