Viel Ernstes, aber auch heitere Momente

Emden. Die Einführung von Sabine Schiermeyer als Regionalbischöfin des lutherischen Sprengels Ostfriesland-Ems am Sonntag (11. Februar) in der sehr gut besuchten Martin-Luther-Kirche erhielt ihren Ernst von dem Wissen um die gerade veröffentlichten Studie zum Missbrauch in der evangelischen Kirche. Dennoch woben die Beteiligten immer wieder auch heitere Momente, kleine Anekdoten und Rückblicke ein, die dem Gottesdienst eine vorsichtige Leichtigkeit gaben.

Nun ist sie Regionalbischöfin des Evangelisch-lutherischen Sprengels Ostfriesland-Ems: Sabine Schiermeyer, rechts Landesbischof Ralf Meister. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Das lag zum einen an den zahlreichen Musikbeiträgen zwischen Barock und Moderne. Das lag aber auch an der Predigt der neuen Regionalbischöfin, die bei aller Direktheit und Deutlichkeit doch auch hoffnungsvolle Akzente setzte. Dabei hielt Schiermeyer gleich zu Beginn einen Schockmoment bereit. Sie sei ihr Amt als junge, gerade erst ordinierte Pastorin trotz aller Aufregung mit einiger Gelassenheit angetreten – als ihr diese umgehend genommen wurde. Es sei nämlich bekannt geworden, dass der Pastor der Nachbar-Gemeinde seine Frau erschlagen hatte.

Im Festgottesdienst spielten und sangen mehrere Formationen. Hier: Marc Waskowiak und Hajo Bunger

„Damals war ich entsetzt, und heute bin ich es wieder, weil das, was ich als extremen Einzelfall wahrnahm, in unserer Kirche viel mehr System hatte und hat, als ich es mir je hätte vorstellen können“, sagte Schiermeyer. „Narzisstische Egotrips und sexualisierte Gewalt unter dem Deckmantel der Worte: Gott hat dich lieb – schlimmer kann man das Evangelium nicht korrumpieren.“ Gegen das Entsetzen setzte Schiermeyer das Wort Gottes, das keine zerstörten Seelen hinterlasse, sondern – „lebensschöpfend und weltenschaffend“ – Hoffnung erwecke.

Kam zur Einführung der neuen Regionalbischöfin aus Hannover nach Emden: Bischof Ralf Meister

Schiermeyer wurde für zehn Jahre zur Regionalbischöfin ernannt. Landesbischof Ralf Meister führte sie als Nachfolgerin von Dr. Detlef Klahr ein und überreichte das Amtskreuz. In seiner Vorstellung Schiermeyers stützte sich Meister auf einen Visitationsbericht von 1997, in dem die Theologin das Pastorenamt als ihren „Traumberuf“ benannt hatte. Schiermeyer könne motivieren, sei im Umgang mit der Gemeinde schon damals natürlich und unbefangen gewesen und verfüge „über eine wunderbare Art, Menschen zu gewinnen“, sagte Meister. Dabei sei sie aber durchaus gewillt, „Dinge, die getan werden müssen“ umzusetzen.

Die Kirchenleitungen werden weiblich: Beim Festgottesdienst zur Einführung von Sabine Schiermeyer sprach Kirchenpräsidentin Dr. Susanne Bei der Wieden für die Evangelisch-reformierte Kirche ein Grußwort

Viel Heiterkeit erntete die Regionalbischöfin in ihrem Schlusswort, als sie von ihrer Ordination sprach. Ihr Vorgesetzter habe sie wissen lassen, dass er vor dem Segnungsakt gerne ein Mittagessen genießen und ein Mittagsschläfchen halten wolle. Also kochte Sabine Schiermeyer Zürcher Geschnetzeltes und hielt einen bequemen Sessel bereit, ehe sie dann am frühen Nachmittag mit einem Text aus Jesaja 55, 8 bis 12a ordiniert wurde. „Denn gleichwie Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, … , so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein …“ Diesen Ordinationsspruch hatte sie dann auch am Sonntag für ihre Predigt gewählt.

Die Evangelische Kantorei sang je ein „Gloria“ von Vivaldi und von Mozart

Drei kurze Grußworte standen am Schluss des Gottesdienstes. Neben Meta Janssen Kucz, Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages, sprachen Landschaftspräsident Rico Mecklenburg und die Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Landeskirche, Dr. Susanne Bei der Wieden. Während die Politikerin vor allem auf die spürbare Herzenswärme der neuen Amtsträger verwies, die sie nicht zuletzt von Ihren Radio-Andachten kenne, erinnerte Mecklenburg an die dauerhafte Zusammenarbeit zwischen Sprengel und Ostfriesischer Landschaft. Bei der Wieden betonte zum Vergnügen der Anwesenden, dass „die härtesten Ostfriesen Zugezogene sind“. Aber auch sie sprach die Mahnung aus, in diesen Zeiten wachsam zu sein und den vom Missbrauch Betroffenen beizustehen.

Geht zum Monatsende als Superintendentin nach Berlin-Steglitz: die Superintendentin des Kirchenkreises Emden/Leer, Christa Olearius. Sie wird dann von Sabine Schiermeyer verabschiedet, bei deren Einführung Olearius am Sonntag die Moderation übernahm.

Die reiche Musikauswahl wurde realisiert von Kirchenmusikdirektor Johannes Geßner, Kirchenkreiskantor Marc Waskowiak, Lina Waskowiak, Brigitte Höhn, Doris Reinke, dem Sprengel-Ensemble Ostfriesland-Ems unter Leitung von Landesposaunenwart Hajo Bunger und der Evangelischen Kantorei der Martin-Luther-Gemeinde.