Bibliothek erhält DFG-Förderung für Antje Brons-Projekt

Emden. Die Johannes a Lasco Bibliothek (JaLB) kann jetzt den umfangreichen Briefwechsel der
Mennonitin Antje Brons (1810 bis 1902) wissenschaftlich bearbeiten und digital edieren. Ein
entsprechender Förderantrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), den die Bibliothek
und die Akademie der Wissenschaften und der Literatur gemeinschaftlich gestellt haben, wurde
bewilligt, nachdem drei voneinander unabhängige Gutachten sich zustimmend für das Projekt
ausgesprochen haben. Nun könne „eine der wichtigsten Stimmen des Mennonitentums im 19.
Jahrhundert“ besser zugänglich gemacht werden, heißt es in einer Stellungnahme der Bibliothek.


Über die Nachricht zeigten sich der wissenschaftliche Vorstand der Johannes a Lasco Bibliothek,
Professor Dr. Kestutis Daugirdas, und der wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Klaas-Dieter Voß, der
für das Projekt verantwortlich zeichnet, außerordentlich erfreut. „Die Bewilligung des Antrags
bedeutet eine große Anerkennung der Lebensleistung von Antje Brons, die ihr nun seitens der
Deutschen Forschungsgemeinschaft im 21. Jahrhundert zuteil wird!“

Drei Jahre haben Bibliothek und Akademie für die Bearbeitung des Briefwechsels Zeit. Ein
Folgeantrag auf nochmals drei Jahre ist möglich. Insgesamt wurden Fördermittel in Höhe von rund
680 000 Euro bewilligt. Darin enthalten ist je eine Stelle für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter
im Bereich der Digital Humanities und eine im Bereich der evangelischen Theologie sowie jeweils
eine wissenschaftliche Hilfskraft. Eine Ausschreibung soll in Kürze erfolgen, um zeitnah mit der
Arbeit beginnen zu können.

Dabei geht es um rund 700 Briefe von und an Antje Brons. Deren Zahl kann sich aber noch
erhöhen, denn immer noch kommen Hinweise auf weitere Korrespondenzen in der Bibliothek an.
Das habe vor allem mit der aktuellen Ausstellung „Antje Brons und ihr Jahrhundert“ in der
Johannes a Lasco Bibliothek zu tun, sagt Klaas-Dieter Voß. Denn in dem weitverzweigten familiären Umfeld von Antje Brons, deren Mitglieder großzügig Exponate zur Verfügung stellten, gäbe es immer noch Überraschungsfunde.

„So kommt – angeregt durch die Ausstellung – noch vieles an den Tag“, zeigt sich Klaas-Dieter Voß begeistert. Zuletzt war es ein Stechheber – ein Gerät zur Entnahme von Alkoholproben – aus dem 19. Jahrhundert, das den Weg in die Antje Brons-Ausstellung fand. Das Exponat stammt aus der Firma „Kornbrennerei S.F. Koolman & Co“ in Weener, die später unter dem Namen „Ecks“ weitergeführt wurde. Die Kornbrennerei wurde 1817 von Jakob und Sebo Koolman gegründet. Die beiden sind Onkel von
Antje Brons.

Mitantragsteller für das Projekt ist Professor Dr. Andreas Kuczera von der Technischen
Hochschule Mittelhessen. Während nämlich die Bibliothek die eigentliche editorische Arbeit leistet,
und dabei auch enorme Mengen von Fotographien aufarbeitet, ist Kuczera für die technische
Umsetzung zuständig. Denn die geplante Edition ist digital und graphbasiert ausgerichtet. Mit
diesem Modell hat die Bibliothek bereits jahrelange Erfahrungen, die aus einem anderen Projekt
zum Briefwechsel von Theologen und Naturwissenschaftlern herrühren.

Es war der Mennonitenpastor Heinold Fast, der während seines Studiums am Bethel College in
Kansas auf Briefe von Antje Brons stieß. Fast sei überzeugt gewesen, dass er einen wichtigen Fund
gemacht hatte. Er kopierte eine Anzahl der Briefe und plante eine Edition. Dazu sei es jedoch nie
gekommen, erläutert Voß. Als er in der Vorbereitung des „FrauenOrtes Emden“, für den Antje Brons
steht, im Nachlass von Fast gestöbert habe, sei er auf die Briefe aufmerksam geworden. Voß schloss
sich der Meinung von Fast an, dass die Briefe der Mennonitin großes Potential in sich bergen. Und
als auch auf universitärer Ebene Ermutigung ausgesprochen wurde, erhielten die ersten
Vorstellungen, wie man das Unternehmen realisieren könne, eine feste Struktur. Dies führte zur
Antragstellung – und damit auch zur jetzt erteilten Förderzusage.

► Die Ausstellung „Antje Brons und ihr Jahrhundert“ in der Johannes a Lasco Bibliothek ist
noch bis zum 17. Dezember zu sehen