Bürger-Kunst an einem spirituellen Ort

Ihlow. Am heutigen Sonnabend, 27. April, eröffnet der Klosterverein Ihlow um 11 Uhr eine Ausstellung zur „Leeraner Bilderbibel“. Dabei handelt es sich um Arbeiten, die Einzelpersonen oder Gruppen aus dem Landkreis zu Texten der Bibel in den unterschiedlichsten Techniken gearbeitet haben. Insgesamt 376 Blätter entstanden auf diese Weise.

Im Schatten der Ihlower Kloster-Imagination steht die Ausstellung zur Leeraner Bilderbibel.
Bilder: Wolfgang Mauersberger

Initiiert wurde die Aktion von Hildegard Sjoukje Uken aus Nortmoor, die sich wiederum inspirieren ließ von der Eisenacher Bilderbibel. Diese, bestehend aus 3333 Einzelbildern schuf der Künstler Wilhelm Wiedmann (1929 bis 2013) in 16-jähriger Arbeit. Diese Bilderbibel ist in Eisennach ausgestellt auf einem 1,7 Kilometer langem Weg, der zur Wartburg hinaufführt, und wird vom Künstler-Sohn Martin Wiedmann betreut.

Hildegard Sjoukje Uken vor einem Bild, das eine Mutter mit ihren drei Töchtern gearbeitet hat, und in dem viele biblische Themen vereinigt sind

Hildegard Sjoukje Uken, deren friesische Familie aus den Niederlanden stammt, ist Dozentin in der Erwachsenenbildung, Pädagogin für Theologie und Kunst, Berufsberaterin und Kinesiologin. Sie arbeitet mit Konfirmanden, Schülern und Senioren und hatte entsprechend viele Möglichkeiten, das Projekt ins Leben zu rufen, indem sie die Menschen ansprach, das geplante Vorhaben mitzumachen. Unterstützt wurde sie von dem lutherischen Stadtpfarrer Ralph Knöfler.

Die Initiatorin stieß, wie sie selber berichtet, nicht nur auf Zustimmung. Einige Menschen hätten aufgrund ihrer eigenen Lebenserfahrungen durchaus Vorbehalte gegen die Inhalte der Bibel – und damit auch gegen das Projekt geäußert.

Blick auf das Außengelände mit den Stellwänden der Ausstellung vom Turm der Imagination aus

Es gab aber auch Einsichten. Eine ältere Frau habe sich nach dem Gespräch, das zunächst mit einem Nein! endete, eine Bibel und eine Lupe geben lassen, sei beim Lesen auf das alttestamentarische Buch Hiob gestoßen, habe dort Anklänge dessen gefunden, was sie selbst in ihrem Leben durchgemacht habe – und schloss sich dem Projekt an.

Hildegard Sjoukje Uken nutzte für die Arbeit keine besonderen Farben oder sonstige gekaufte Materialien. Auch für das Aufbringen der Materialien galt: „Alles, außer Pinseln!“ Statt dessen kam zum Einsatz, was im Haushalt vorhanden war und sonst weggeworfen wird. Feine Umhüllungen von Pralinen, Papiere, Stoffreste. Gab es Farben, die aufgetragen werden sollten, ließen sich die Betreffenden etwas einfallen: Zahnbürsten kamen zum Einsatz, Wattestäbchen, Stempel.

Der Vorsitzende des Klostervereins, Bernd Buttjer, und die Ausstellungsinitiatorin Hildegard Sjoukje Iken vor einer der Stellwände

Alles ließ sich integrieren. Es wurde in Gruppen gearbeitet, Workshops wurden angeboten, Einzelpersonen machten ebenso mit wie Familien. Es gab keinerlei Begrenzung oder Einschränkung – jeder, der Lust dazu hatte, konnte sich einen tragenden Satz auswählen und diesen ins Bild setzen.

Oft spielt in den Arbeiten die Sonne eine tragende Rolle, dann wieder das Kreuz, die Natur, die Schöpfung. Noahs Arche wurde ebenso ins Bild gesetzt, wie Jonas und der Wal, kritische Auseinandersetzung mit Texten gibt es auch, Verarbeitung von Traumata sind ins Bild gesetzt, Trost gesucht und gefunden. Integriert sind Entwürfe für Kirchenfenster des jeweiligen Konfirmandenjahrgangs – seit einigen Jahren in der lutherischen Gemeinde Leer ein beliebter Abschiedsgruß der jungen Leute. Insgesamt tue sich ein enormes Spektrum von ausdrucksstarken Bildern auf, meint die Projektleiterin.

Da muss im Detail noch etwas aktualisiert werden. Bernd Buttjer will, dass alles exakt formuliert und korrekt beschriftet ist

Dass die Ausstellung – nach einigen anderen Stationen – jetzt in Ihlow gezeigt wird, war Hildegard Sjoukje Uken wichtig. „Ihlow ist für mich ein Kraftort. Und ich finde, dass dies ein spiritueller Ort ist, zu dem die Arbeiten passen.“

► Die sind jetzt bis zum 24. Juni open air auf dem Außengelände der Klosterstätte zu sehen.
► Führungen gibt es auf Anfrage: hildegard.uken@gmx.de oder Tel. 0152 288 727 61