„Der Garten ist unser ganzer Stolz“

Larrelt. Auf dem Gelände von Cassens Park, der vom Dorfverein Larrelt betrieben wird, ist in den letzten drei Jahren ein Gemüsegarten entstanden, der Teil eines Schulprojektes der Grundschule Larrelt wurde. Bewirtschaftet wird das Gelände von Gerd Ehrentraut und Gisela Colgen-Schultz, die den Kindern zeigen, wie man aussäet, welche Pflanzen wo den besten Standort haben, wie man sie versorgt.

Kümmern sich um den Gemüsegarten und geben auch Deutschunterricht: Gisela Colgen-Schultz und Gerd Ehrentraut. Bilder Wolfgang Mauersberger

Und damit für die Grundschüler genügend Leckereien vorhanden sind, wachsen überall Himbeeren, Erdbeeren und Stachelbeeren. Aber auch so manches Gemüse bietet roh einen angenehmen Geschmack – so etwa die Zuckerschoten, die an einem Drahtgeflecht angesetzt wurden, damit sie gut klettern können. In der Erntezeit darf dann probiert und mitgenommen werden

Neu sind zwei Hochbeete, die von den Kindern mit Holzmaterial aus dem Parkgelände gefüllt wurden und die nun auf ihre Bepflanzung warten. Totholzhecken sorgen dafür, dass Insekten und Kleingetier Unterschlupf finden können, und demnächst werden die Kinder an der Vogelzählung teilhaben. Kleine Ferngläser legen schon bereit, und Karten mit Abbildungen der gängigen Vogelarten sollen bei der Identifizierung helfen.

Zunächst wird Erde in die Saatkästen gefüllt

Zu tun gibt es im Garten genug, und so sind die beiden jeden Donnerstag und meist auch noch am Sonnabend im Einsatz. Dabei war die Anlage des Gartens nicht einfach. „Wir haben fast ein Jahr gebraucht, um die riesigen Brombeerbüsche zu entfernen, die sich überall breit gemacht hatten“, erinnert sich Ehrentraut, der sein Leben lang gärtnert und die Arbeit an der frischen Luft jeder TV-Verlockung vorzieht. „Wir hatten zu Hause zwölf Ar Land. Ich bin quasi im Garten aufgewachsen“, erinnert sich der 75-Jährige.

Das Saatgut wird sorgsam verteilt

Gisela Colgen-Schultz, die als Bürokauffrau arbeitet, ist seit August letzten Jahres dabei und wird schon jetzt als potentielle Nachfolgerin für das Projekt angesehen. Sie habe von Ehrentrauts umfangreichem Wissen sehr profitiert, berichtet die begeisterte Gärtnerin, die sich gerne an den Garten ihrer Großmutter erinnert, in dem es immer Obst oder Gemüse zum Naschen gab.

„Der Garten ist unser ganzer Stolz“, sind sich die beiden einig und überblicken lächelnd die Beete, in denen Kartoffeln, Feldsalat, Knoblauch und vieles mehr bereits gepflanzt sind, während andere Gemüsesorten sich noch im Stadium der Aufzucht befinden. Für die Vorzucht eignet sich als Standort das große Gewächshaus, in dem später auch noch Tomaten und Gurken gedeihen werden.

Die Unkrautbeseitigung ist ein Dauerthema. Die Brombeeren brechen immer wieder durch, und so mancherlei unerwünschtes Grün wächst zwischen den Obststräuchern. Wann immer Zeit ist, wird hier aufgeräumt. Doch jetzt kommt die Schul-AG. Sieben Kinder sind es, die mit ihrer Lehrerin Raphaela Bagusche im Gemüsegarten tätig werden. Ursprünglich waren es bis zu 20 Kinder, die zum Gärtnern kamen. Doch das habe sich als nicht hilfreich erwiesen, sagt Raphaela Bagusche. So habe man die Gruppenstärke reduziert, die sich aus Schülern der 3. und 4. Klassenstufe zusammensetzt. Die Kinder sind eifrig dabei, kleine Kästen mit Erde zu füllen, Saatgut zu verteilen und das Ganze zu bewässern. Anschließend gibt es noch Unterricht an den Beeten.

Schließlich wird noch angegossen, dann können die Zuckererbsen wachsen

Eigens für die Kinder haben Gerd Ehrentraut und Gisela Colgen-Schultz ein Getreidefeld angelegt. Dort wachsen ostfriesischer Winterroggen, Gerste und Hafer. Mais wird auch noch angesetzt. Die Schüler sollen im Kleinen sehen, woraus das Mehl für die Produktion von Brot und Brötchen gewonnen wird. Der Roggen steht schon hoch und zeigt erste Ansätze von Ähren. Im August wird er geerntet.

Doch geht es den beiden nicht nur um aussäen und ernten. Sie gewinnen auch selber Saatgut, um weiterzüchten und so einen Kreislauf schließen zu können. So wird gerade versucht, Süßkartoffeln anzupflanzen, nachdem es mit der Topinambur schon bestens klappt.

Was wächst denn da? Auch an den Beeten gibt es eine Menge zu lernen. Immer dabei ist Lehrerin Raphaela Bagusche

Gerd Ehrentraut und Gisela Colgen-Schultz sind auch noch auf einem ganz anderen Feld tätig. Jeden Sonntag betätigen sie sich als Sprachlehrer für die in der Cassen’schen Villa untergebrachten Flüchtlingsfamilien. Vor allem Frauen über 65 Jahre haben sie dabei im Blick.

Blick über das Areal des Gemüsegartens hinweg

„Wir unterrichten Alltagsdeutsch und stellen einfache Situationen nach.“ Dafür erhielt der Dorfverein jüngst eine Förderung der Brons-Schnedermann-Stiftung. Von dem Geld wurde eine digitale Tafel, ein Smart Board, angeschafft (KiE berichtete). Doch damit das Ganze nicht zu „trocken“ wird, organisieren die beiden Ehrenamtlichen zur Unterstützung der sprachlichen Arbeit kleine Ausflüge. Das Ostfriesische Landesmuseum war eines der Ziele, das den Flüchtlingen besonders gefiel. Richtig locker sei das Treffen beim anschließenden Besuch einer Eisdiele geworden. Der nächste Ausflug ist daher schon in Planung. Er soll in die Kunsthalle führen.

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