Theaterspiel in bester Abstimmung
Emden. Mit der Komödie „Crash Bob“ von Helmut Schmidt feierte die Spöldeel Transvaal vor voll besetztem Haus Premiere. Das Stück ist vor dem Hintergrund einer Katastrophe angesiedelt, die die ganze Welt bedroht. Doch die Transvaaler sahen dem Ereignis auf der Bühne mit ostfriesischer Gelassenheit entgegen.

Berta (Monika Werner) putzt ungerührt Gemüse fürs Einkochen. Ihr Mann Hubert (Wolfgang Werner) bereitet Tee zu – Seelentröster in allen erdenklichen Situationen zwischen Geburt und Tod. Das Paar von gegenüber – er (Friedrich Siebels) Anwalt, sie (Martina Spormann) Psychologin – ist eher mit Eheproblemen beschäftigt als mit dem himmlischen Geschehen. Pastoralreferentin Pummelreuter-Flötenkönig (Mareike Jentzsch) ist ein einziges Stück Empörung angesichts angekündigter Koma-Sauf-Parties und Sex-Orgien auf letzter Lebensminute.

Sie hat allerdings kein schlechtes Gewissen zu tun, was Michael Reisinger als Franz im letzten Akt als ständigen Wunsch äußert: Sich nach allen Regeln der Kunst volllaufen zu lassen, um das tödliche Ereignis in fröhlicher Trunkenheit nicht bewusst erleben zu müssen. Die völlige Enthemmung, die Mareike Jentzsch auf die Bühne brachte, war beunruhigend glaubwürdig.

Doch es gibt unter den zehn Spielerinnen und Spielern auf der Bühne in der Aula der Cirksenaschule auch noch den besonders pfiffigen Typen. Oliver van Grieken hatte als Timo eine Paraderolle. Mit verklärtem Augenaufschlag geriert er sich als möglicher Retter in der Not. Leider geht es ihm nur ums Geld.

Mit und von der Flasche lebt die Obdachlose Marie. Fam Pannen charakterierte sie als verständige junge Frau. Sie hat aber eine Mordswut auf die Psychologin, die ihren Freund mit angeblich dubioser Behandlung verdorben hat. Maries Mentorin Martha (Marika Büscher in ihrer ersten Rolle) versucht, mit Bratwurst und Pommes Frieden zu stiften.

Die in ihrer Maske wenig ansehnliche Silke (Anita Werner) will nur eins: ein sexuelles Abenteuer, bevor der Asteorit die Erde zerstört. Das gestaltet sie mit Heulen und Zähneklappern ganz entschieden. Letztlich bekommt sie ihren Willen und findet das gut. Ob es aber wirklich so erheiternd ist, wenn der Autor den verzweifelten Wunsch im Rahmen einer Massenvergewaltigung in Erfüllung gehen lässt, muss allerdings stark bezweifelt werden.

Das umfangreiche Ensemble spielte – bis auf einige Längen im dritten Akt – zügig durch. Einige Hänger wurden von Monika Eilers als Stöhnpaal dezent korrigiert. Allerdings hätten dem Stück allerlei Kürzungen des Textes gut zu Gesicht gestanden. Das Bühnenbild, an dessen Aufbau und Ausgestaltung auch etliche Spieler mitgewirkt hatten, war aufwändig gestaltet und wurde durch Matthias Hoogestraat und seine technischen Finessen „himmlisch“ erweitert.

Matthias Hoogestraat

Veranstaltung: Carola Clemens
Carola Clemens hatte in ihrem zweiten Einsatz als Spölbaas zielgerichtet inszeniert. Sie schaffte es, ein harmonisch agierendes Ensemble auf die Bühne zu bringen, das in bester Abstimmung funktionierte. Und den Transvaalern gefiel, was da auf die Bühne kam.
