Harmonisches Kommunizieren zweier Gitarren

Das Duo „Katona Twins“ gastierte am Gründonnerstag im Kultur Gulfhof Freepsum

Freepsum. Da ist zunächst die Lautstärke – dieser kultivierte, warme Gitarrenklang, der so unmittelbar, so dezent und leicht auf das Ohr trifft. Dann die Arrangements, die ausgewogen beide Musiker ins rechte Licht setzten, da Melodie und Begleitung stet wechseln. Weiterhin ist da die Körperhaltung. Die Gitarristen verzichten auf Fußschemel oder ähnlich probate Hilfsmittel. Sie schaffen es sogar, hochvirtuose Passagen im Stehen durchzuführen und zudem ihr Instrument auch als Rhythmus-Element zu verwenden. Peter und Zoltan Katona (Jahrgang 1968) demonstrierten am Gründonnerstag in völlig unaufgeregter Weise, dass musikalische Qualität auf leisen Wegen nachhaltige Wirkung erzielen kann.

Spielten auch im Stehen virtuos: die Katona-Twins

80 Besucher fasst der kleine Konzertraum im Gulfhof in Freepsum. Man parkt auf einer Wiese, wobei man der Sorge enthoben wird, sich dort womöglich festzufahren. „Ist ziemlich trocken“ lautet die Empfehlung. Der Hof liegt wenige Schritte gegenüber. Derzeit geht man durch eine Baustelle, denn ein neues Dach wird gedeckt. Der Hof ist eingerüstet. Drinnen stehen 20 breite Parkbänke in zwei Reihen hintereinander, hinten eine Theke. Die Besucher bedienen sich schon vor Beginn des Konzertes bei Wein und Bier. Die Stimmung ist locker. Hausherr Holger Rodiek sagt die Gäste mit ein paar Worten an. Die Zwillinge sind direkt aus ihrem Wohnort Liverpool nach Freepsum gekommen und müssen weiter nach Felde (Schleswig-Holstein), wo sie am nächsten Tag, dem Karfreitag, konzertieren werden – mit einem Bach-Programm.

Und Bach steht auch beim Freepsumer Konzert auf dem Plan. Es erklingt die „Sinfonia“ aus der Kantate BWV 29 „Wir danken Dir, Gott“, die eigentlich für Orchester und Orgel geschrieben ist und von den Katona Twins für zwei Gitarren arrangiert wurde. Aus dem prächtigen Auftakt der Kantate, in dem neben dem mächtigen Orgelklang auch die Trompete eine gewichtige Rolle spielt, wird ein feinfühliges Gespinst zweier Stimmen, die in völliger Harmonie miteinander kommunizieren. Man hört es, und denkt bei sich: „An dieser eleganten Darbietung hätte sich Bach sicherlich auch erfreut.“

So entwickelte sich ein Programm, das überaus reichhaltig und vielgestaltig war, denn es reichte vom Barock bis zur Gegenwart, von Bach bis zum 2016 verstorbenen Komponisten und Dirigenten Peter Maxwell Davies, von der Kantate bis zum europäischen Jazz, von Spanien bis nach Großbritannien und dann hinüber in die USA. Mit Leonard Bernstein endete der Abend offiziell Es erklangen Melodien aus der West Side Story. Aber es gab auch einen russischen Anteil. Peter Katona hat Dostojewskis „Brüder Karamasow“ vertont und zeigte mit dem Titel „The Scandal“, dass er nicht nur spielen, sondern auch komponieren kann, in diesem Fall eine Art von Programm-Musik, die musikalisch einen literarisch ausgebreiteten Konflikt beleuchtet.

Dass das Konzert schließlich mit Bach enden würde, war keine wirkliche Überraschung, aber das gewählte Stück – die Allemande aus der 5. französischen Suite in G-Dur – zeigt auch im Arrangement der Katona Twins einen wunderbaren Fluss der Musik und wurde zu einem besonderen ästhetischen Erlebnis. Dabei spielten die Brüder das Konzert auswendig – auch dies ein Zeichen ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten, sich die Musik zu erobern und sie den Hörern zu derer Begeisterung zu vermitteln.