Eine ganz besondere Sache

Aurich. Vor fünf Jahren wurde die „Ostfriesische Teekultur“ zum immateriellen Kulturerbe. Aber was macht man mit einer solchen Auszeichnung? Wie entwickelt man eine solche Bewertung, um Nachhaltigkeit zu erzeugen? Dazu hat sich die Ostfriesische Landschaft einiges einfallen lassen, wie im Rahmen einer Zoom-Pressekonferenz berichtet wurde. Denn, so Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger, Teetrinken sei eine einende Kulturpraxis, die für die Ostfriesen identitätsstiftende Wirkung zeige und für einen sozialen Zusammenhalt untereinander sorge.

Daher hat die Ostfriesische Landschaft einen Fachbeirat ins Leben gerufen und vier Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit der Entwicklung geeigneter Strategien zur kulturtouristischen Werbung kümmert. Eine der Ideen aus diesem Beirat ist die Schaffung eines Prüfsiegels, das einen Qualitätsstandard für das Alleinstellungsmerkmal „Ostfriesische Teekultur“ markieren soll.

Dabei geht es,so die Leiterin des Ostfriesischen Teemuseums in Norden, Mirjana Culibrk, um eine andere Art der Wertschätzung der Teezeremonie. Um die Mitarbeiter in Hotellerie und Gastronomie zu befähigen, für das ganze Umfeld des Tees, seiner Produktion, Ernte, Verkostung,Verbreitung, kulturhistorischer Hintergründe und natürlich der Zubereitung auskunftsfähig zu werden, sind Schulungen über die Ländliche Erwachsenenbildung geplant, wobei die Teilnahme für Mitarbeiter von Betrieben aber freiwillig sei. Die Gütesiegel sollen jeweils auf Zeit gegen eine nach Betriebsgröße gestaffelte Gebühr vergeben werden. Mit der praktischen Umsetzung will man bereits im nächsten Jahr beginnen.

Man habe die Bedeutung der Teezeremonie und ihres ganzen Umfeldes bisher als zu selbstverständlich angesehen und das Besondere nicht erkannt, sagt der ehemalige Landschaftspräsident Helmut Collmann, der vor Jahren gemeinsam mit Landschaftsrat Helmut Markus die Anregung gab, dieses Thema einmal näher in den Blick zu nehmen.

Die Antragstellung beim Wirtschaftsministerium sei erfolgreich gewesen und habe eine nahezu sechsstellige Fördersumme ergeben, weil die Teezeremonie und ihre Vermarktung zu einem Modellprojekt erklärt wurde. Hier sollen Strategien entwickelt werden, an denen sich andere Antragsteller für die Verleihung der Auszeichnung „Immaterielles nationales Kulturerbe“ künftig orientieren können. Die Leiterin der Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft, Katrin Rodrian, verdeutlichte noch einmal den Stellenwert der Auszeichnung. Der Tee sei das einzige Lebensmittel, das nicht wegen seines Herstellungsverfahrens mit der Auszeichnung bedacht wurde, sondern mit Blick auf seine integrierende soziale Wirkung. Oder, wir Matthias Stenger es kurz und bündig sagte: „Tee gehört in Ostfriesland zum Leben dazu.“

Die jetzt eingeleiteten Maßnahmen sollen weiterverfolgt werden. Das gilt, so Rodrian, sowohl für den Fachbeirat als auch für die Schulungen und die Entwicklung des Gütesiegels. Mittlerweile gibt es zwei Broschüren zum Thema, die allerdings nur online verfügbar sind, er gibt Erklärungen zur Teezeremonie in vier Sprachen, in Gebärdensprache, leichter Sprache und Braille. Eine Tagung ist in Vorbereitung – und dann kam in diesem Jahr auch noch die Urkunde, die die Ostfriesen zu Weltmeistern im Teetrinken macht (KiE berichtete). „Und die kam wirklich wie vom Himmel geflogen“, versichert Landschaftspräsident Rico Mecklenburg. Denn sie war die perfekte Ergänzung zu den laufenden Anstrengungen, aus der Teezeremonie eine ganz besondere Sache zu machen.